Novartis setzt Einkaufstour mit Morphosys-Übernahme fort
Basel – Beim Pharmakonzern Novartis ist der Appetit für ergänzende Zukäufe auch nach den zahlreichen Übernahmen 2023 noch nicht gestillt. Für 2,7 Milliarden Euro übernehmen die Basler das deutsche Biotechunternehmen Morphosys.
Ganz überraschend kommt dies nicht. Erste Medien hatten bereits am Montagabend vor dem eigentlichen Novartis-Communiqué darüber spekuliert. Den Berichten zufolge haben sich die Basler damit gegen den US-Arzneimittelhersteller Incyte durchsetzen können.
Im Rahmen der vereinbarten Transaktion, die von den Verwaltungsräten beider Unternehmen einstimmig genehmigt wurde, wird Novartis ein freiwilliges öffentliches Übernahmeangebot für alle auf den Inhaber lautenden Stückaktien der Morphosys AG zu einem Preis von 68 Euro je Aktie abgeben.
Mit der nun ausgesprochenen Offerte enden auch die in der Vergangenheit immer wieder aufgekochten Übernahmespekulationen zu dem deutschen Biotech, das 1992 im deutschen Martinsried bei München gegründet worden war.
Pipeline wird gestärkt
Mit der Übernahme stärke Novartis seine Onkologie-Pipeline, teilte der Konzern am späten Montagabend mit. Durch die Transaktion erhält Novartis demnach Zugang zu Pelabresib, einem Wirkstoff zur Behandlung von Myelofibrose (MF), einer lebensbedrohlichen, chronischen Erkrankung des Knochenmarks.
Wie Novartis selbst schreibt, sei die Ursache für MF derzeit noch unbekannt. Man nehme an, dass MF durch eine Veränderung der Stammzellen im Knochenmark hervorgerufen werde.
Neben Pelabresib erhält Novartis mit dem Zukauf noch Zugang zu Tulmimetostat, einem Wirkstoff, der sich noch in einem frühen Stadium der Prüfung befindet und derzeit bei Patienten mit soliden Tumoren oder Lymphomen getestet wird. Darüber hinaus umfasse die Pipeline von Morphosys ein breites Portfolio an Medikamenten, von denen einige in Partnerschaft mit Novartis entwickelt werden, darunter Ianalumab (VAY736), das bei verschiedenen immunologischen Erkrankungen und in der Hämatologie untersucht werde.
Am wichtigsten ist aber Pelabresib. Der Wirkstoff führte in einer Kombination-Studie kürzlich zu einer Verringerung des Milzvolumens und erreichte damit die gesteckten Ziele. In den USA soll der Zulassungsantrag bei der US-Gesundheitsbehörde FDA möglichst in der zweiten Hälfte 2024 erfolgen.
Strategisch sinnvoller Zukauf
Novartis selbst bleibt seiner M&A-Strategie mit den Plänen treu. Erst vor einer Woche hatte CEO Vas Narasimhan im Interview mit AWP-Video bestätigt, dass der Konzern auch weiterhin vornehmlich auf ergänzende Zukäufe mit einem Volumen von bis zu 3 Milliarden US-Dollar setze.
Analysten erachten die Pläne wiederum als strategische sinnvoll, wie ersten frühen Kommentaren zu entnehmen ist. So schreiben etwa die Experten von JPMorgan, dass der derzeitige Therapiestandard bei Myelofibrose Jakafi sei, für das Novartis die Rechte ausserhalb der USA besitze. «Daher ist der Erwerb der weltweiten Rechte für Pelabresib strategisch sehr sinnvoll, da er auf der bestehenden Hämatologie-Präsenz von Novartis aufbaut», heisst es in dem Report.
Die Transaktion unterliegt laut den Angaben den üblichen Abschlussbedingungen, einschliesslich der Annahme des Übernahmeangebots durch mindestens 65 Prozent der ausstehenden Aktien der Morphosys AG und dem Erhalt der behördlichen Genehmigungen. Die Transaktion wird den Angaben zufolge voraussichtlich in der ersten Hälfte des Jahres 2024 abgeschlossen. Bis zum Abschluss der Transaktion wird die Gesellschaft weiterhin als eigenständiges, unabhängiges Unternehmen agieren. (awp/mc/ps)