Basel – Der Pharmakonzern Novartis setzt den Rotstift an und streicht mehr als 2’000 Stellen in der Schweiz. Der Stellenabbau betrifft vornehmlich Stellen in der Produktion und ist als Teil eines globalen Programms zu sehen, erklärt Konzernchef Vas Narasimhan. Die Reaktionen der Basler Regierung und der Gewerkschaften fallen gleichermassen geschockt aus.
Am Morgen teilte der Pharmakonzern mit, an den Produktionsstandorten Basel, Stein, Schweizerhalle und Locarno etwa an die 1’500 Stellen zu streichen. Dies soll über einen Zeitraum von vier Jahren geschehen. Weitere 700 Stellen im Dienstleistungsbereich werden ins Ausland verlagert.
450 neue Stellen
Wie Novartis in einer Medienmitteilung vom Dienstag betont, würden im Gegenzug etwa 450 neue Stellen geschaffen. Diese Massnahme hatte der Konzern bereits kürzlich angekündigt. Geplant ist der Aufbau einer Fertigungsstätte für Zell- und Gentherapien in Stein.
Zunächst sind jetzt Konsultationen mit den Betroffenen und den Arbeitnehmervertretern geplant. Wie der Konzern bereits zuvor erklärt hat, sei ein Jobcenter für interne und externe Neuanstellungen geplant, ein Sozialplan und Frühpensionierungspläne.
CEO Narasimhan betont während einer Telefonkonferenz mit Journalisten, man hoffe, die zu rekrutierenden 450 Spezialisten für die neue Fertigungsstätte in Stein aus dem Pool der Betroffenen ziehen und umschulen zu können.
Ziel: Effizienz steigern
Wie der Manager aber auch deutlich macht, ist es angesichts des geänderten Produkt-Portfolios notwendig, Anpassungen an den weltweiten Produktionskapazitäten vorzunehmen, um diese effizienter zu gestalten. So habe man in den USA und Japan bereits Schritte in diese Richtung unternommen und auch in Grossbritannien habe Novartis an diesem Morgen die Streichung von etwa 400 Stellen angekündigt, erklärt der Manager weiter.
Diese Anpassungen seien allesamt Teil eines Plans, den man bereits im Jahr 2016 angekündigt habe, führt Narasimhan weiter aus. Seinerzeit hatte Novartis angekündigt, das Produktionsnetzwerk straffen zu wollen, um so bis 2020 die Kosten jährlich um eine Milliarde US-Dollar zu senken. Dies wiederum soll helfen, die Margen auf das angestrebte Niveau im mittleren 30-Prozent-Bereich zu bringen.
Schweiz stärker bei Dienstleistungen betroffen
Was die Verlagerungen von Dienstleistungsaufgaben betrifft, gehen diese letztlich auf einen Entscheid von Novartis aus dem Jahr 2014 zurück. Damals schuf der Konzern die Business Services-Organisation.
Um interne Dienstleistungen zu tiefen Kosten anbieten zu können, baute Novartis fünf globale Servicezentren in Dublin (Irland), Hyderabad (Indien), Kuala Lumpur (Malaysia), Mexico City (Mexiko) und Prag (Tschechische Republik) auf. Nun sollen sowohl Führungs- wie auch normale Positionen in diese Servicezentren verlagert werden. Diese Verlagerungen werden vor allem den Campus Basel betreffen. Wie der CEO einschränkt, ist die Schweiz mit den 700 Stellen hier weltweit am stärksten betroffen.
Dennoch betonen sowohl der CEO als auch der Schweiz-Chef Matthias Leuenberger, dass Novartis dem Standort Schweiz weiter verpflichtet bleibe. Nach der Umsetzung des Abbaus und der Abspaltung der Augensparte Alcon sollen in der Schweiz ungefähr 10 Prozent der weltweit tätigen Arbeitskräfte von Novartis angestellt sein.
Enttäuschte Reaktionen
Klar enttäuscht reagieren die baselstädtische Regierung und auch die Gewerkschaften. Man sei «überrascht vom Ausmass des Stellenabbaus» bei Novartis, von dem sie «mit Bedauern und Enttäuschung» Kenntnis nehme, heisst es etwa bei der Regierung.
Die Gewerkschaft «Syna» spricht gar von einer «Sauerei». «Syna ist entsetzt und geschockt über den erneuten Stellenabbau bei Novartis», lässt die Gewerschaft wissen. Laut Arbeitnehmervertretung «Angestellte Schweiz» fügt Novartis damit der Schweizer Wirtschaft und sich selbst Schaden zu.
Dagegen zeigen sich Investoren recht angetan von den Plänen, wie das Kursplus von 0,8 Prozent zeigt. Novartis-Aktien zählen damit am Berichtstag zu den gefragtesten Blue Chips. (awp/mc/pg)