Novartis versilbert seinen Roche-Anteil

Novartis-CEO Vas Narasimhan. (Bild: Novartis)

Basel – Den beiden Pharmakonzernen Roche und Novartis ist ein Coup gelungen. Novartis wird seine Roche-Beteiligung nach mehr als 20 Jahren verkaufen. Käufer ist der Roche-Konzern selbst.

Für den Anteil von rund einem Drittel der Inhaberaktien legt Roche rund 19 Milliarden Franken auf den Tisch. Novartis fliessen damit netto etwa 14 Milliarden Dollar zu (Bilanzwährung von Novartis ist der US-Dollar). Für seine Anteile hatte der Basler Konzern zwischen 2001 und 2003 rund 5 Milliarden Dollar gezahlt. Insgesamt hielt Novartis seither 53,3 Millionen der Inhaberaktien von Roche, was etwa einem Drittel der insgesamt ausstehenden Inhaberaktien entspricht.

Novartis hat die Beteiligung immer als eine langfristige Finanzbeteiligung erachtet. «Es ist nun der richtige Zeitpunkt gekommen, um die Beteiligung zu monetisieren», liess sich Novartis-CEO Vas Narasimhan in einer Mitteilung vom Donnerstag zitieren. Nachdem der Kurs der Inhaber-Aktien zuletzt auf historischen Höchstständen notiert hatte, sei die Gelegenheit günstig gewesen um auszusteigen.

Es waren interessanterweise denn auch die Novartis-Leute, die auf Roche zugingen. Bei Roche hiess es dazu auf Anfrage: «Novartis ist auf uns zugekommen und hat die Aktien zum Rückkauf angeboten.»

Aktien sollen vernichtet werden
Roche selbst wird die Transaktion mit Fremdmitteln finanzieren, wie der Konzern mitteilte. Der Verwaltungsrat habe den Rückkauf der eigenen Aktien bereits genehmigt. Es ist das erste Mal in der Geschichte von Roche, dass der Konzern eigene Aktien zurückkauft.

Gleichzeitig plant Roche für den 26. November eine ausserordentliche Generalversammlung. Diese soll eine Kapitalherabsetzung genehmigen, in deren Zuge die von Novartis zurückgekauften Aktien vernichtet werden sollen. Für alle Aktionäre und Genussschein-Inhaber dürfte die Transaktion daher zu einer Gewinnverdichtung führen, so Roche.

Im Rahmen der Transaktion wird der Free Float der Roche-Aktien dann von derzeit 16,6 auf 24,9 Prozent steigen. Dies ermöglicht laut Roche die Aufnahme der Aktien in den Swiss Performance Index (SPI) sowie allenfalls weitere Indizes.

Gleichzeitig erfolge durch die Transaktion kein Kontrollwechsel, da der Aktionärspool der Gründerfamilien schon bisher die Mehrheit der Stimmrechte hielt. Allerdings erhöht sich dieser nun auf etwa 67,5 Prozent von zuvor 50,1 Prozent. Die Genussscheine von Roche, die im SMI vertreten sind, haben bekanntlich kein Stimmrecht.

Marktteilnehmer haben die Nachricht zunächst positiv aufgenommen. Jahrelang hätten sich Investoren gefragt, was genau Novartis mit seinem Anteil plane. Zwar habe die Beteiligung für einen regelmässigen Dividendenfluss gesorgt, strategisch habe Novartis aber keinerlei Einfluss gehabt, hiess es in verschiedenen Kommentaren.

Unklarheit über Novartis-Pläne
Nicht ganz klar ist derweil, was Novartis mit den Mitteln nun machen wird. Man habe noch keine konkreten Pläne, ausser dass man «zusätzlichen Aktionärswert» schaffen wolle. «Mit welche spezifischen Aktivitäten wir das machen werden, wurde noch nicht entschieden», sagte Sprecher Satoshi Sugimoto gegenüber der Nachrichtenagentur AWP.

Analysten spekulieren denn auch bereits, der Pharmakonzern könnte möglicherweise eine grössere Akquisition mit den Mitteln ins Auge fassen. Die Kursreaktion würde zumindest dafür sprechen. Denn während Roche-Bons am frühen Nachmittag immer noch um 0,8 Prozent hinzugewinnen, haben die Novartis-Papiere die anfänglichen Gewinne mittlerweile vollständig eingebüsst. (awp/mc/ps)

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