(Foto: Pixabay)
Zürich – Der Schweizer Detailhändler blicken einer Branchenumfrage zufolge grundsätzlich optimistisch auf das neue Jahr. Die Zuversicht ist laut dem Retail Outlook 2015 der Credit Suisse im Vergleich zum Vorjahr allerdings etwas zurückgegangen. Derweil nimmt der Online-Handel immer mehr an Bedeutung zu; der Grossteil der Konsumenten bevorzugt jedoch nach wie vor den Einkauf im Laden. Weiterhin leidet der Schweizer Detailhandel am starken Einkaufstourismus ins Ausland.
Das zurückliegende Detailhandelsjahr hat laut den CS-Ökonomen nicht gehalten, was es versprochen hatte. Ihren Schätzungen zufolge sind die Detailhandelsumsätze 2014 nominal «kaum vom Fleck» gekommen; real wuchsen sie gegenüber dem Vorjahr um 1,2% und entwickelten sich damit deutlich schwächer als erwartet.
«Kein berauschendes Jahr» zu erwarten
Und auch in diesem Jahr dürften sich die Umsätze im Schweizer Detailhandel dem Ausblick zufolge nur geringfügig besser entwickeln. «Aus makroökonomischer Perspektive spricht alles für kein schlechtes, aber auch kein berauschendes Jahr 2015», schreibt die Credit Suisse in der am Mittwoch veröffentlichten Studie, in die auch Ergebnisse einer Umfrage des Beratungsunternehmen Fuhrer & Hotz unter 257 Top-Entscheidungsträgern aus Handel und Industrie eingegangen sind.
Die Grossbank rechnet damit, dass die Detailhandelsumsätze real um 1,2% ansteigen. Nominal werden sie den Schätzungen zufolge mit rund 0,7% unterdurchschnittlich wachsen; dabei dürfte das Food-Segment ein Wachstum von über 1% und das Non-Food-Segment eine Stagnation verzeichnen.
5 % mehr Umsatz im Internet
Derweil wird der Online-Handel immer wichtiger. Er habe auch in der Schweiz stark an Bedeutung gewonnen, sagte Patricia Feubli, Senior Economist Branchenanalysen Schweiz bei der CS an einer Medienkonferenz zur Vorstellung des Retail Outlook. Die Ökonomin geht davon aus, dass der Anteil am gesamten Detailhandelsumsatz 2020 auf 11% von heute rund 5% ansteigen wird. Im Vergleich mit Ländern wie Norwegen oder Grossbritannien, die ähnliche Handelsstrukturen wie die Schweiz haben, ist der Onlineanteil am gesamten Detailhandelsumsatz hierzulande allerdings noch tief.
Der Bereich Heimelektronik sei «E-Commerce-Vorreiter», so Feubli. Gemäss Szenario der CS-Ökonomen dürfte der Anteil des Umsatzes hierzulande bis 2020 auf rund 38% von heute rund 26% ansteigen. Im Bereich Bekleidung rechnen die Ökonomen mit einem Anteil des Onlinehandels von 27% bis 2020 von rund 14%. Im Lebensmittelbereich hat es der Online-Handel schwerer: Heute werden rund 1,5% des Umsatzes per Internet erwirtschaftet; 2020 könnten es 3,5% sein.
Die Zunahme des Onlinehandels insgesamt übt Druck auf das Beschäftigungswachstum der Branche aus sowie die Preise. Reine Onlinehändler können in vielen Bereichen Software anstelle von Mitarbeitenden einsetzen. Sie haben zudem keine kostenintensiven Verkaufsstellen. Ausserdem können ausländische Detailhändler im Online-Handelsgeschäft unkomplizierter den Markt betreten. Im Zuge des zunehmenden Wettbewerbs sähen sich die meisten stationären Vertreiber gezwungen, auch eine Online-Verkaufsplattform anzubieten, sagte Feubli.
Einkaufstourismus bleibt auf hohem Niveau
Derzeit bevorzugen 75% der Konsumenten aber nach wie vor noch den Einkauf im Laden, wie aus der Umfrage von Fuhrer & Hotz ebenfalls hervorgeht. Auch werde der Anteil nicht «ewig» ansteigen; nach 2020 werde sich die Dynamik deutlich abschwächen, sagte Nicole Brändle Schlegel, Leiterin Branchenanalysen Schweiz, dazu. «Der stationäre Detailhandel wird weiterhin eine Daseinsberechtigung haben.»
Weiter leidet die Schweiz nach wie vor an einem hohen stationären Einkaufstourismus in die angrenzenden Länder. Viele Bewohner hätten es sich zur Gewohnheit gemacht, etwa Samstags ins Ausland einkaufen zu fahren, sagte Brändle Schlegel zu AWP am Rande der Medienkonferenz. Für 2015 gehen die CS-Ökonomen allerdings davon aus, dass der Einkaufstourismus 2015 relativ stabil auf hohem Niveau verharren wird. Die Preisniveaus der Schweiz und der Nachbarländer werden sich aus ihrer Sicht insgesamt weiter annähern und der EUR/CHF-Wechselkurs seitwärts bewegen. (awp/mc/pg)