Jürg Fedier, CFO und CEO ad interim OC Oerlikon. (Foto: OC Oerlikon)
Pfäffikon / Winterthur – Der Industriekonzern OC Oerlikon interessiert sich für die Sparte Metco von Sulzer. Den Plan zum Verkauf der Oberflächentechnologie-Sparte hatte Sulzer Ende Juli angekündigt. Über ein mögliches Zusammengehen der beiden Unternehmen in diesem Bereich wurde schon seit Jahren in Marktkreisen immer wieder spekuliert, seit der Ankündigung von Sulzer natürlich wieder intensiver.
OC Oerlikon bestätigte in einer am Freitag publizierten Stellungnahme seine Teilnahme am Auktionsverfahren betreffend dem Verkauf der Sulzer-Division. Man verfüge über klare Richtlinien für Transaktionen mit verbundenen Parteien einschliesslich eines Ausschusses von unabhängigen Verwaltungsratsmitgliedern, schreibt das Unternehmen. Dieser soll seitens OC Oerlikon einen ordnungsgemässen Ablauf gewährleisten.
Eine Verbindung zwischen OC Oerlikon und Sulzer ergibt sich allein schon aus dem Umstand, dass mit Viktor Vekselberg und seiner Beteiligungsgesellschaft Renova der Hauptaktionär derselbe ist. Vekselberg hält gemäss letzter Mitteilung knapp 47% an OC Oerlikon und rund 31% an Sulzer.
Spekulationen währen schon lange
In den Medien wurde wie erwähnt immer wieder über eine mögliche Zusammenlegung der beiden Oberflächentechnologie-Sparten der beiden Unternehmen gemutmasst. Nach der Bekanntgabe der Verkaufspläne durch Sulzer wurden bereits im August nebst OC Oerlikon etwa auch die US-Firma Praxair, die japanische IHI oder die britische Bodycote als mögliche Kaufinteressenten gehandelt. Die Nachrichtenagentur Reuters hat diese Woche diese Spekulationen wieder aufgewärmt.
Für Bodycote hatte Sulzer im Jahr 2007 selber ein Übernahmeangebot vorgelegt, den Versuch nach mehrmaliger Erhöhung des Angebots wegen des Widerstands des Verwaltungsrats von Bodycote aber wieder abgebrochen.
Sulzer kommentierte die Marktgerüchte gegenüber AWP nicht. In einem Interview mit AWP von Ende August bestätigte Sulzer-CEO Klaus Stahlmann lediglich, dass bei der mit dem Verkauf beauftragten Credit Suisse bereits viele Anfrage eingegangen seien, dass einzelne Namen indes nicht kommentiert würden.
Preis wird auf 800 bis 900 Mio CHF geschätzt
Bei der Präsentation der Halbjahreszahlen im Juli verwies Stahlmann darauf, dass der Verkauf aus strategischen Gründen erfolgen soll, dass Sulzer aber Metco nicht verkaufen müsse und mit der Performance der Division zufrieden sei. Stahlmann ging davon aus, dass die Zeit gut sei, um einen guten Preis erzielen zu können.
Die entsprechenden Medien-Spekulationen um den möglichen Verkaufspreis für die Sparte, welche im Jahr 2012 rund 690 Mio CHF umgesetzt und dabei eine EBIT-Marge von 10% erreicht hat, bewegen sich im Rahmen von 800 bis 900 Mio CHF.
Ein Preis zwischen 800 und 900 Mio CHF würde OC Oerlikon erlauben, bis 2014 Wert aus diesem Geschäft zu generieren, ohne dabei erhebliche Synergieeffekte zu erreichen, heisst es in einem Kommentar der Bank Vontobel, welche sich dabei auf eine eigene Vorüberprüfung bezieht. Und ob eine solche Übernahme Wert generiere, hänge letztlich vom Preis ab sowie von den zu erreichenden Synergien.
Vontobel betont gleichzeitig, dass die heutige Mitteilung nicht impliziere, dass Oerlikon Metco schlussendlich kaufen werde, dass das Unternehmen aber über die nötigen Barmittel und Verschuldungskapazitäten verfüge. Durch die Übernahme würde Oerlikon zum klaren Marktführer im Beschichtungsbereich. Die Bank bestätigt das Rating «Buy» für die Oerlikon-Aktie und das Kursziel 14,50 CHF.
Dass OC Oerlikon mitbiete, sei alles andere als überraschend, heisst es in einem Kommentar der Zürcher Kantonalbank. Diese nennt ebenfalls den Betrag von 800 bis 900 Mio CHF als Schätzung für den Kaufpreis. Für die ZKB ist die heutige Mitteilung kursneutral.
Die Aktien von OC Oerlikon stehen bei regem Handel derzeit unverändert, haben aber bereits sowohl leicht nach unten als auch leicht nach oben tendiert. Sulzer verzeichnen in einem knapp freundlichen Gesamtmarkt aktuell ein Plus von 0,1%. Der Titel wird heute zum letzten Mal im breiteren Bluechip-Tableau des SLI geführt. Ab Montag wird die Aktie dort durch Dufry ersetzt. (awp/mc/upd/ps)