Paris – Die Schweiz kann sich nach Einschätzung der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) ab der zweiten Jahreshälfte dank zunehmender Wirtschaftsaktivitäten ihrer wichtigsten Handelspartner auf eine anziehende Wachstumsdynamik einstellen. Die Arbeitslosenquote dürfte in diesem und im kommenden Jahr leicht zurückgehen und die Teuerung niedrig bleiben. Dies geht aus den am Dienstag vorlegten Prognosen hervor.
Mit Blick auf die Geldpolitik hält die OECD ab 2013 graduell steigende Leitzinsen für nötig. Die Niedrigzinspolitik der Schweizerischen Nationalbank (SNB) berge das Risiko von Ungleichgewichten im Wohnungsmarkt, urteilte die OECD.
BIP-Wachstum von 1,9 % im kommenden Jahr erwartet
Dieses Jahr rechnet die OECD mit einer Verlangsamung des Wirtschaftswachstum auf 0,9%. Im kommenden Jahr dürfte das Bruttoinlandsprodukt (BIP) dann um 1,9% steigen und damit wieder so stark wie 2011.
Entwicklung bei Handelspartnern als Wachstumsrisiko
Die Wachstumsrisiken ortet die OECD in erster Linie bei der Entwicklung der wichtigsten Handelspartner, allen voran jenen der Euro-Zone sowie in der Zinsentwicklung. Zwar sei die direkte Exponierung des Schweizer Banksektors gegenüber der Euro-Schuldenkrise moderat. Doch die beiden Grossbanken verfügten nach wie vor nur über sehr wenig Risikokapital, womit das Risikopotenzial für die Wirtschaft des Landes steige, sollten die Turbulenzen an den Finanzmärkten andauern.
OECD sieht Rezession im Euroraum
Für den Euroraum hat die OECD ihre Wachstumsprognose in diesem Jahr gesenkt und erwartet nun eine Rezession für den Währungsraum. Im Gesamtjahr 2012 dürfte die Euro-Wirtschaft um 0,1 Prozent schrumpfen, teilte die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung in Paris mit. Bislang hatte sie ein geringfügiges Wachstum knapp über Stagnation von 0,2 Prozent erwartet.
Im kommenden Jahr dürfte sich die Euroraum-Konjunktur leicht erholen. Das Wachstum 2013 wird auf 0,9 Prozent veranschlagt. Grosse Euroländer wie Spanien und Italien dürften aber weiter schrumpfen.
Spanien und Italien schrumpfen auch 2013
Während die Organisation für Deutschland robuste Wachstumsraten von 1,2 Prozent (2012) und 2,0 Prozent (2013) prognostiziert, sieht der Ausblick für andere Euro-Staaten düster aus. Spanien dürfte demnach 2012 um 1,6 Prozent und 2013 nochmal um 0,8 Prozent schrumpfen. Italiens Wachstum wird mit minus 1,7 Prozent (2012) und minus 0,4 Prozent (2013) prognostiziert. Auch für Griechenland, Portugal und Slowenien erwartet die OECD in diesem und im kommenden Jahr eine schrumpfende Wirtschaftsleistung. (awp/mc/pg)