Schweizer Wirtschaft dürfte weiterhin langsam wachsen

Schweizer Wirtschaft dürfte weiterhin langsam wachsen
(Adobe Stock)

Zürich – Die Schweizer Wirtschaft bleibt mit angezogener Handbremse unterwegs: Das Wachstum dürfte 2024 das zweite Jahr in Folge unterdurchschnittlich bleiben.

Gleich drei Prognoseinstitute kamen am Mittwoch zu diesem Schluss. So erwarten die Expertengruppe des Bundes (+1,1%), die Konjunkturforschungsstelle der ETH (+1,2%) und BAK Economics (+0,8%) für 2024 alles andere als berauschende Wachstumsraten.

Es handelt sich dabei um die Prognosen für das reale, sport-eventbereinigte BIP-Wachstum. Bekanntlich verzerren Fussball-Grossanlässe wie die WM oder EM sowie olympische Spiele das Schweizer BIP wegen der Lizenzeinnahmen der hierzulande ansässigen Sportverbände. Deshalb greifen Ökonomen bei Mehrjahresvergleichen gerne auf die bereinigte Zahl zurück.

Und in diesem Mehrjahresvergleich sind die aktuellen Prognosen für 2024 «deutlich unterdurchschnittlich», wie die Bundesökonomen mitteilten. Alexis Bill-Körber von BAK Economics ergänzte an einer Veranstaltung: «Wir bleiben unter dem langfristigen Trend.»

Schon 2023 war unterdurchschnittlich: Aktuell zeichnet sich laut den Auguren ein Wachstum von 1,2 bis 1,3 Prozent ab. Zur Erinnerung: 2022 wurde ein noch mehr als doppelt so hoher Wert erreicht.

Keine globale Rezession
Der Hauptgrund für die aktuelle Wachstumsdelle ist die schwache Entwicklung der Weltwirtschaft. Eine globale Rezession sei zwar nicht zu erwarten, meinten die Ökonomen des Bundes. Insgesamt werde sich die Weltnachfrage in nächster Zeit aber schwächer entwickeln als im historischen Mittel. Dies gehe nicht spurlos an der Schweizer Exportindustrie vorbei.

BAK Economics etwa schätzt das globale BIP-Wachstum 2024 auf 2,1 Prozent, was – abgesehen von der Covid-Krise – der tiefste Wert der letzten Jahre sei. Die KOF verwies zusätzlich auf die besonders schwierige Lage bei wichtigen Handelspartnern, insbesondere von Deutschland.

Hinzu komme, dass die Zinserhöhungen erst jetzt ihre volle Wirkung entfalteten, hiess es von BAK Economics. Dies sei ein zusätzlicher Belastungsfaktor.

Leicht höhere Arbeitslosenquote
Eine gewisse Stütze bleibt laut den Prognostikern der private Konsum. Denn die Beschäftigungsaussichten seien nach wie vor relativ gut, auch wenn die Arbeitslosenquote im Jahresdurchschnitt 2024 auf 2,3 Prozent von 2,0 Prozent im 2023 steigen dürfte, so die Bundesökonomen. 2025 sei dann mit einer Quote von 2,5 Prozent zu rechnen.

2025 sollte in Bezug auf das Wachstum aber wieder besser werden. Die Bundesökonomen sagen sportevent-bereinigt einen Wert von 1,7 Prozent voraus, die KOF von 1,8 Prozent. Das wären Werte, die nicht mehr als unterdurchschnittlich gälten.

Inflation unter 2 Prozent
Die Inflation macht den Ökonomen derweil keine grossen Sorgen mehr. Konkret wird für das Gesamtjahr 2024 eine Teuerung zwischen 1,7 und 1,9 Prozent erwartet, für 2025 dann sogar nur noch von 1,0 und 1,1 Prozent.

Umfragen deuteten auf einen nachlassenden Preisdruck hin, hiess es zur Begründung. Einen positiven Effekt erhoffen sich die Ökonomen auch von der Abschaffung der Industriezölle per Anfang 2024. Auf der anderen Seite dürften die steigenden Stromtarife, die Mehrwertsteuererhöhung und teurere Mieten inflationstreibend wirken. (awp/mc/pg)

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