Zürich – Die Schweizer Wirtschaft dürfte nach Meinung von Ökonomen bald die zweite Coronawelle zu spüren bekommen. Diese könnte auch den Schweizer Franken wieder etwas stärker unter Aufwertungsdruck setzen.
Die monatlich von der Credit Suisse gemeinsam mit dem Institut CFA Society zur Entwicklung der Wirtschaft befragten Experten blicken angesichts der hochschiessenden Coronazahlen im Oktober im Vergleich zum Vormonat viel vorsichtiger nach vorne, wie die Credit Suisse am Mittwoch mitteilte.
Der CS-CFA-Indikator, der die Einschätzung der Ökonomen für die kommenden sechs Monate misst, ist entsprechend um 23,9 auf 2,3 Punkte abgesackt. Er liegt damit nur noch knapp über der Kontraktionsgrenze. Der eingetrübte Blick nach vorne schlägt sich auch in den BIP-Prognosen für das kommende Jahr nieder.
Prognosen für 2021 gesenkt
Zwar haben viele Analysten nach der starken wirtschaftlichen Erholung während der Sommermonate ihre Wachstumsprognose für das Gesamtjahr 2020 nach oben korrigiert. Für 2021 wiederum haben sie aber ihre Erwartungen gesenkt. Der Mittelwert des prognostizierten Wachstums liegt nunmehr bei 1,6 Prozent gegenüber 3 Prozent in der Juli-Umfrage, wie es in der Mitteilung heisst. Jeder fünfte Umfrageteilnehmer rechnet im nächsten Jahr gar mit einem erneuten Rückgang des BIPs.
Geografisch gesehen sind die befragten Ökonomen für die Eurozone und die USA noch etwas pessimistischer. Hier sind die Umfragewerte gar in den negativen Bereich gefallen, womit die Experten in diesen Regionen einen Abschwung erwarten. Lediglich für China sind die Aussichten mit +21 Punkte nach wie vor klar positiv.
Im Einklang mit dem Stimmungsbarometer sind laut Mitteilung auch die Exporterwartungen abgesackt. Analysten sorgten sich also nicht alleine um die steigenden Fallzahlen in der Schweiz, sondern auch um die wirtschaftliche Lage bei den Handelspartnern.
Vor diesem Hintergrund schwanken auch die Prognosen für den Arbeitsmarkt auf einem weiterhin hohen Niveau. So gehen mehr als 70 Prozent der Umfrageteilnehmer (und damit etwas weniger als im September) von einem Anstieg der Arbeitslosenquote über die Wintermonate aus.
Aufwertungsdruck nimmt zu
Die steigenden Risiken durch die zweite Welle reflektieren sich auch in den Wechselkurserwartungen. So ist die kurze Phase der Entspannung aus dem Sommer für den Franken jedenfalls vorbei. Die befragten Analysten erwarten mehrheitlich, dass der Franken gegenüber dem Euro erneut aufwerten oder mindestens konstant bleiben wird.
Noch deutlicher ist dies beim «Greenback»: 60 Prozent der Analysten schreiben dem Franken gegenüber dem Dollar ein Aufwertungspotenzial zu.
Aus gegebenem Anlass wurden die Teilnehmer in der aktuellen Umfrage noch zu den US-Präsidentschaftswahlen in der kommenden Woche befragt. Demnach erwarten zwar 70 Prozent Umfrageteilnehmer ein knappes Ergebnis und in der Folge politische Unruhe im Land. Aber nur eine kleine Minderheit von 15 Prozent rechnet mit substantiellen Auswirkungen auf die globalen Finanzmärkte.
Die Befragung wurde zwischen dem 15. und 22. Oktober durchgeführt. An ihr haben 43 Analysten teilgenommen. (awp/mc/pg)