Oerlikon schreibt 2015 hohen Verlust – Wechsel auf Chefposten

Überraschender Wechsel: Roland Fischer übernimmt bei OC Oerlikon das Steuer. (Foto: Siemens)

Pfäffikon SZ – Der Industriekonzern Oerlikon ist im vergangenen Jahr tief in die roten Zahlen gerutscht. Verantwortlich dafür sind hohe Abschreibungen und Kosten für den laufenden Umbau des Konzerns. An der Konzernspitze kommt es per sofort zu einem überraschenden Führungswechsel. Für das laufende Jahr rechnet Oerlikon in einem anhaltend schwierigen Marktumfeld mit einer soliden Profitabilität. An der Börse werden die Neuigkeiten nicht goutiert.

«Aus operativer Perspektive haben wir 2015 ein ordentliches Ergebnis abgeliefert», kommentierte Finanzchef Jürg Fedier in Vertretung des abtretenden CEO Brice Koch am Dienstag das Ergebnis. Vor allem die Sparte Surface Solutions habe sich stark entwickelt und sei auch organisch, ohne die erstmals voll konsolidierte Metco, gewachsen.

Auf Gruppenebene gingen sowohl Umsatz (-5,5%) als auch Bestellungseingang (-4,2%) währungsbedingt zurück. «Die Währungsverschiebungen im vergangenen Jahr hatten dabei einen negativen Effekt von rund 6%», so der CFO. Zu konstanten Währungen schrumpfte der Umsatz im fortgeführten Geschäft lediglich um 0,3% auf 2,82 Mrd und der Bestellungseingang lag bei 2,69 Mrd um 1,6% über den angepassten Vorjahreszahlen. Die normalisierte EBITDA-Marge unter Ausschluss der Sondereffekte wird dabei zum Vorjahr unverändert mit 16,9% ausgewiesen.

Hoher Reinverlust – Fokussierung geht weiter
Unter dem Strich resultierte nach Berücksichtigung der im November kommunizierten Restrukturierungskosten von 112 Mio und Wertberichtigungen über 476 Mio ein sattes Minus von 537 Mio CHF. Im November hatte der Konzern im Rahmen einer strategischen Neupositionierung die entsprechenden Sonderposten kommuniziert und damit nach eigenen Angaben auf die verschlechterten Markbedinungen für die Divisionen Manmade Fibres und Drive Systems reagiert.

Künftig will sich der Konzern verstärkt auf die Bereiche Oberflächenlösungen und Materialien ausrichten. «Bei Surface Solutions und Manmade Fibres haben wir eine führende Marktposition inne und die wollen wir ausbauen», so VR-Präsident Michael Süss. Längerfristig bleibe die Fokussierung auf zwei Sparten ein Thema, auf kurze Sicht sei aber nicht mit einem Verkauf der dritten Sparte Drive Systems zu rechnen. «Wir stehen da nicht unter Zugzwang.»

Wechsel auf Chefposten – Unveränderte Dividende
Vor diesem Hintergrund will der Verwaltungsratspräsdent auch den überraschenden Wechsel an der Konzernspitze verstanden wissen. «Mit der Ernennung von Roland Fischer zum CEO wollen wir die Expertise in den definierten Zielmärkten stärken», so Süss vor den Medien. Mit dem ehemaligen Siemens-Manager werde Oerlikon die nächste Phase in der Unternehmensentwicklung vom breitaufgestellten Konglomerat hin zum spezialisierten Konzern durchlaufen. Die Absetzung von Brice Koch nach zweijähriger Amtszeit stehe demnach nicht im Zusammenhang mit dem hohen Verlust im Geschäftsjahr 2015.

Auch die Dividendenausschüttung wird von den Verlusten nicht tangiert. Den Aktionären soll eine unveränderte Dividende von 0,30 CHF je Aktie aus Kapitalreserven ausgeschüttet werden. Mit einer Eigenkapitalquote per Ende 2015 von 38% nach 44% im Vorjahr sei die Gruppe nach wie vor solide finanziert und verfüge zudem mit einem Cashbestand von 840 Mio über die nötige Flexibilität, so der Finanzchef.

EBITDA-Marge von rund 15% erwartet – Aktie im Minus
Für das Geschäftsjahr 2016 rechnet Oerlikon mit einem anhaltend anspruchsvollen Marktumfeld, wobei sich die Hauptmärkte etwas erholen dürften. Auf Gruppenebene wird dabei für 2016 ein Umsatz und ein Bestellungseingang zwischen 2,3 Mrd und 2,5 Mrd CHF bei einer EBITDA-Marge von rund 15% angepeilt. Bis Mitte Jahr soll zudem der Verkauf der Sparte Vacuum wie geplant abgeschlossen werden.

Die Investoren reagierten wenig begeistert auf die Neuigkeiten. Am Dienstag verloren die Oerlikon-Titel in einem festeren Gesamtmarkt 2% auf 9,60 CHF. Die Analysten der UBS und J. Safra Sarasin sahen die Zahlen, insbesondere auf der Ergebnisstufe, etwas unter den Erwartungen. Mit dem erneuten Wechsel an der Spitze bleibe das Unternehmen seinem unglücklichen Verhaltensmuster treu und der neue CEO müsse jetzt erst einmal das Vertrauen der Investoren erlangen, hiess es bei der Bank Vontobel. (awp/mc/upd/ps)

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