Pfäffikon – Der Industriekonzern Oerlikon hat einen schwierigen Jahresstart hinter sich. Umsatz und Betriebsgewinn fielen deutlich. Zudem kamen weniger Neubestellungen herein als vor einem Jahr. Dennoch war das Ergebnis besser als prognostiziert. Die Aktie schoss nach oben.
Insgesamt sank der Umsatz von Januar bis Ende März um ein Viertel auf 550 Millionen Franken, wie das Unternehmen am Dienstag mitteilte. Das Betriebsergebnis vor Abschreibungen und Amortisationen (EBITDA) gab um gut ein Viertel auf 85 Millionen Franken nach. Die operative Marge blieb praktisch stabil bei 15,4 Prozent nach 15,5 Prozent vor einem Jahr. Angaben zum Reingewinn macht das Unternehmen zum ersten Quartal nicht.
Der Auftragseingang fiel um 5,6 Prozent auf 642 Millionen. Dabei konnte die Oberflächensparte 2,3 Prozent mehr neue Aufträge hereinholen, während es bei der Polymersparte einen Taucher um knapp 16 Prozent gab.
Erwartungen meist übertroffen
Mit den Zahlen hat das Unternehmen die Erwartungen von Analysten beim Auftragseingang deutlich übertroffen und beim Umsatz genau erreicht. Der Betriebsgewinn fiel etwas höher aus als die Prognosen, während die Marge auch die optimistischsten Erwartungen übertraf.
«Wir haben gute Arbeit geleistet und robuste Ergebnisse erzielt, trotz der vor allem in Deutschland und China schwachen Industriekonjunktur», erklärte der exekutive Verwaltungsratspräsident Michael Süss in der Mitteilung.
Taucher wegen Polymer-Sparte
Die beiden Divisionen entwickelten sich komplett unterschiedlich: So wuchs die Sparte Surface Solutions (Oberflächentechnologie) leicht, wogegen die Sparte Polymer Processing Solutions einen tiefen Taucher machte.
Die Oberflächentechnologie konnte den Umsatz um 0,6 Prozent auf 371 Millionen Franken steigern. Das Geschäft sei von der Auto- und Luftfahrtindustrie getragen worden, erklärte Oerlikon. «Die Division spürte die Kaufzurückhaltung der Kunden.» Der Betriebsgewinn verbesserte sich um 10,3 Prozent auf 64 Millionen Franken. Die EBITDA-Marge kletterte auf 17,1 Prozent von 15,6 Prozent im Vorjahr, was Innovationen, Effizienzsteigerungen und der Preisgestaltung zu verdanken sei.
Bei der Polymer-Sparte sei der Umsatzrückgang um gut die Hälfte auf 179 Millionen Franken eine Folge des zyklisch niedrigeren Bestellungseingangs der Vorquartale, hiess es. Zusätzlich beeinflussten verzögerte Lieferungen aufgrund der Angriffe der jemenitischen Huthis auf den Schiffsverkehr im Roten Meer den Umsatz. Dieser verschiebe sich deshalb in die verbleibenden Monate des laufenden Jahres.
Die EBITDA-Marge litt unter dem tieferen Umsatz, ungünstigen Wechselkursen und höherer Herstellungskosten. «Diese konnten nur begrenzt weitergegeben werden, um das Volumen aufrecht zu erhalten», erklärte der Konzern. Allerdings sei die EBITDA-Marge mit 10,5 Prozent immer noch robust (Vorjahr: 15,1 Prozent).
Ziele für 2024 bestätigt
«Wir sind mit dem Jahressstart angesichts des sehr anspruchsvollen Marktumfelds sehr zufrieden», sagte Finanzchef Philipp Müller in einer Telefonkonferenz. «Und wir schauen zuversichtlich auf den Rest des Jahres.» Die Talsohle bei Polymer Processing Solutions, insbesondere im Filament-Bereich, sei durchschritten. «Wir fühlen uns sehr gut dabei, die Finanzziele für das laufende Jahr zu bestätigen.»
Für 2024 rechnet Oerlikon mit einem währungsbereinigten organischen Umsatzrückgang im hohen einstelligen Prozentbereich sowie mit einer EBITDA-Marge zwischen 15,0 und 15,5 Prozent.
Zur Ende Februar angekündigten Trennung vom Textilmaschinen-Geschäft sagte der Oerlikon-Finanzchef: Für die Trennung von der Polymer-Processing-Sparte habe man sich zwar einen Zeitrahmen von 12 bis 36 Monate Zeit gegeben, aber sie solle lieber «schneller als langsamer» erfolgen.
Wie die Trennung ablaufen werde, sei noch nicht entschieden, sagte Müller. Man verfolge nach wie vor alle drei Optionen: Börsengang, Verkauf oder Abspaltung. Der Entscheid sei vom Marktumfeld abhängig.
Die Anleger reagierten mit Freude: Die Aktie sprang im frühen Börsenhandel um rund 10 Prozent nach oben. (awp/mc/ps)