OC Oerlikon-CEO Roland Fischer. (Foto: OC Oerlikon)
Pfäffikon – Der Industriekonzern Oerlikon hat im ersten Quartal 2016 bei Umsatz und Auftragseingang Federn lassen müssen. Während sich die Oberflächensparte stabil zeigte, litt das Chemiefasergeschäft unter einer schwachen Nachfrage aus China. Der stark vom Energie- und Rohstoffsektor abhängige Bereich Drive Systems verbuchte ebenfalls einen weiteren Rückgang. Trotz der schwierigen Märkte wird der Ausblick für das Gesamtjahr bekräftigt.
«Die Rückgänge sind wie erwartet eingetroffen», sagte der Anfang März neu berufene CEO Roland Fischer am Dienstag gegenüber AWP. «Die Topline ist ganz klar zurückgegangen, aber wir haben uns angesichts der Marktbedingungen gut behauptet.»
Der Gruppen-Umsatz aus dem fortgeführten Geschäft (ohne Vacuum) sank in der Berichtsperiode um rund 14% auf 592 Mio CHF, zu konstanten Wechselkursen um 1,9% auf 581 Mio. Der Auftragseingang ging um 15% auf 588 Mio CHF zurück und der Auftragsbestand per Ende März verringerte sich um 31% auf 420 Mio CHF. Das Betriebsergebnis auf Stufe EBITDA (ohne Einmaleffekte) fiel um 35% auf 77 Mio CHF, entsprechend einer niedrigeren Marge von 13,0% (VJ 17,2%).
Surfache Solutions stabil
Bei den nunmehr drei Segmenten des Konzerns zeichnete sich ein differenziertes Bild. Surface Solutions konnte bei einem Umsatzminus von 2% auf 292 Mio CHF das Betriebsergebnis EBITDA um 1,6% auf 62 Mio steigern. Das Geschäft mit Oberflächenlösungen entwickelte sich, trotz der weltweit rückläufigen Industrieproduktion stabil. Dies sei insbesondere auf die positive Entwicklung im Automobil- und Luftfahrtsektor zurückzuführen.
Die Nachfrage im Werkzeuggeschäft fiel hingegen zu Jahresbeginn gering aus. Zum Quartalsende habe sich hier jedoch eine positive Dynamik gezeigt, schreibt das Unternehmen.
Manmade Fibers und Drive System mit Rückgang
Im Segment Manmade Fibers habe sich der Markt wie erwartet erneut schwach entwickelt. Der Umsatz ging um 33% auf 139 Mio CHF zurück und das EBITDA betrug noch 9 Mio nach 37 Mio im Vorjahreszeitraum. Der Markt für Chemiefasern war nach wie vor von Überkapazitäten im Filamentmarkt geprägt, insbesondere in China, heisst es hierzu. Dies werde auch in den kommenden zwei bis drei Jahren anhalten.
Das negative Investitionsverhalten belastete das Geschäft im ersten Quartal und dürfte auch bis Ende Jahr anhalten, so die Einschätzung. Bei den US-amerikanischen Herstellern sei aber eine steigende Nachfrage im Bereich Teppichgarn (Bulked continuous filament, BCF) zu sehen und es werden Aufträge erwartet. In Indien gebe es durch ein Grossprojekt eine Wachstumsperspektive, bei anderen Projekten sei man in Gesprächen.
Bei Drive Systems waren Umsatz (-13%, 159 Mio CHF) und Bestellungseingang (-8,1%, 158 Mio) ebenfalls rückläufig und der EBIT halbierte sich auf 9 Mio. Hier seien vier der Hauptmärkte – Landwirtschaft, Bau, Energie und Bergbau sowie Transport – immer noch in einem Abwärtstrend, schreibt Oerlikon. Die geringe Marktnachfrage sei dabei in erster Linie auf den Preisdruck bei Rohstoffen zurückzuführen.
Restrukturierungen und Kostensenkung
Das globale Wirtschaftsumfeld und die Schlüsselmärkte von Oerlikon würden schwierig bleiben, so die Einschätzung. Insbesondere im Chemiefasergeschäft China und in den für die Antriebstechnik wichtigen Märkten Bergbau-, Bau- und Agrarmaschinen wird nicht mit einer schnellen Besserung gerechnet.
Die Umsetzung der Strategie sei in den ersten Monaten 2016 fortgesetzt worden. Surface Solutions habe neue Servicezentren in Betrieb genommen und habe das Segment additive Werkstoffe ausgebaut. Bei Manmade Fibers und Drive Systems wurden Restrukturierungsmassnahmen umgesetzt. Im letztgenannten Bereich wurden dabei strukturelle Anpassungen und Massnahmen wie etwa Programme für freiwillige Abgänge und Frühpensionierungen eingeleitet.
Guidance für 2016 bestätigt
Für das laufende Jahr 2016 bestätigt das Oerlikon-Management dennoch die Guidance. Auf Gruppenebene wird dabei weiter ein Umsatz und ein Bestellungseingang zwischen 2,3 Mrd und 2,5 Mrd CHF bei einer operativen EBITDA-Marge im «mittleren Zehnprozentbereich» angepeilt.
Mit dem Quartalsausweis hat das Unternehmen die Erwartungen der Analysten beim Umsatz und Bestellungseingang erreicht, bei EBITDA und Marge knapp unterschritten. Die Analysten rechnen mit Steigerungspotential bei einer Belebung der Märkte und Verbesserungen der Profitabilität durch die Restrukturierung. Die Aktie reagierte am Dienstag mit deutlichen Aufschlägen auf die Aussagen zum Ausblick und legte in einem festen Gesamtmarkt 4,6% zu. (awp/mc/upd/ps)