Roland Fischer, CEO OC Oerlikon. (Foto: Siemens)
Pfäffikon – Der Industriekonzern Oerlikon hat im zweiten Quartal in der Oberflächentechnik ein leichtes Wachstum erzielt, das Segment Manmade Fibers leidet jedoch weiter unter der Marktschwäche in China. Trotz Rückgang bei Auftragseingang, Umsatz und Profitabilität wird die Guidance für das Gesamtjahr bestätigt. CEO Roland Fischer löst die Holdingstruktur bei der Oberflächentechnologie auf und übernimmt persönlich die operative Leitung.
Der Umsatz ging von April bis Juni gegenüber dem Vorjahreszeitraum um rund 16% auf 577 Mio CHF zurück, der Bestellungseingang sank um 7% auf 594 Mio. Der EBITDA brach um 35% auf 80 Mio CHF ein und die entsprechende Marge ging auf 13,9% von zuvor 17,8% zurück. Für den Konzerngewinn gibt es nur einen Semesterwert: Er halbierte sich auf 43 Mio von 87 Mio im Vorjahr.
«Das zweite Quartal war genau so, wie wir es erwartet haben», sagte CEO Roland Fischer. Das Ergebnis sei von den wirtschaftlichen Rahmenbedingungen und Phänomenen geprägt gewesen. Die stabile Entwicklung in der Oberflächentechnologie habe den Umsatzeinbruch bei Manmade Fibers jedoch nicht ausgleichen können.
Surface Solutions mit leichtem Wachstum – Manmade und Drive Systems rückläufig
Das Segment Surface Solutions steigerte den Umsatz um 1,9% auf 315 Mio CHF und der EBITDA wuchs um 2,9% auf 71 Mio. Die positive Dynamik aus dem ersten Quartal habe angehalten und die Nachfrage im Automobil- und Luftfahrtsektor sei intakt geblieben. Rückläufig war das Werkstoff- und Anlagengeschäft sowie die US-amerikanischen Stromerzeugungsbranche. Der noch kleine Bereich der additiven Fertigung (AM) wurde durch strategische Partnerschaften, etwa in den USA und China, weiter ausgebaut.
Bei Manmade Fibers war der wichtige Markt für Filamentanlagen in China weiter im Tief. In den mit 20% Umsatzanteil vergleichsweise kleinen Stapelfaser- und Anlagenbaubereichen habe es weiter positive Signale gegeben. Der Umsatz sank in der Division um 53% auf 98 Mio CHF, der EBITDA fiel mit -2 Mio negativ aus (VJ +37 Mio). Die Nachfrageschwäche werde sich aufgrund des von der chinesischen Regierung angestrebten Abbaus von Überkapazitäten im laufenden und auch noch im kommenden Jahr fortsetzen, so die Erwartung von Fischer.
Das Geschäft des Segments Drive Systems werde nach wie vor durch ein anspruchsvolles Marktumfeld in Landwirtschaft, Bau, Transport sowie Energie/Bergbau geprägt. Der Umsatz ging gegenüber dem Vorjahr um 4,1% auf 164 Mio CHF zurück und der EBITDA sank um 29% auf 12 Mio. Belastend habe der Rückgang in margenstärkeren Geschäftsbereichen wie dem Öl- und Gassektor gewirkt. Positiv wird das Plus beim Bestellungseingang (+11%) gewertet und sequentiell zum ersten Quartal konnten sowohl Umsatz als auch die EBITDA-Marge verbessert werden.
Fischer übernimmt auch als CEO Surface Solutions
Das grösste Segment wird per Anfang 2017 mit der Holdingstruktur zusammengeführt und Fischer übernimmt deren Leitung per sofort direkt. «Die Holdingstruktur macht mit nur noch drei Segmenten keinen Sinn mehr», sagte Fischer. Damit will der Oerlikon-CEO das Segment mit einer stärkeren und flexibleren Organisation noch gezielter auf den Markt ausrichten. «Ich bin ein operativer Mensch und will näher am Geschäft dran sein.» Zudem will er das Business-Development deutlich stärken, zum Beispiel im Markt Medical, also etwa bei Implantaten. «Wir wollen Wachstumschancen aktiver verfolgen», so der CEO.
Die Guidance wurde derweil bekräftigt. Für das laufende Jahr 2016 wird weiter mit einem Bestellungseingang und Umsatz zwischen 2,3 und 2,5 Mrd CHF sowie einer EBITDA-Marge im mittleren Zehnprozentbereich gerechnet. Jedoch dürfte letztere eher unter, als über der 15%-Margen-Marke zu liegen kommen, wie es hiess.
Die Oerlikon-Aktien hatten sich am Dienstag von den Verlusten im frühen Handel bald erholt, schlossen am Ende aber dennoch mit 0,6% auf 9,02 CHF leicht im Minus. Der Gesamtmarkt sackte allerdings gemessen am SPI um 1,29% ein. Analysten werteten bei Oerlikon einzig den Auftragseingang als etwas besser als erwartet. (awp/mc/upd/ps)