Pfäffikon – Oerlikon hat die Corona-Delle ausgebügelt und erntet die Früchte der Sparmassnahmen der vergangenen beiden Jahre. Nach dem Reinverlust im Vorjahr gelang im ersten Semester bei deutlich höherem Auftragseingang und Umsatz die Rückkehr in die Gewinnzone. Die Prognosen für das Gesamtjahr werden denn auch erhöht.
CEO Roland Fischer zeigte sich mit Blick auf die Zahlen «happy, dass es gut läuft und zuversichtlich für den weiteren Jahresverlauf». Das Schöne daran sei, dass die gute Entwicklung von beiden Divisionen getragen sei, sagte er gegenüber AWP.
Allerdings verzeichnete die kleinere Sparte Polymer Processing mit einem Umsatzplus von über 26 Prozent auf 572 Millionen den höheren Anstieg als die Sparte Oberflächentechnik (Surface Solutions) mit +6,3 Prozent auf 624 Millionen Franken. Letztere erreichte mit 18,3 Prozent dafür die höhere EBITDA-Marge im Vergleich zu 14,3 Prozent bei Polymer Processing.
In der Division Surface Solutions laufe es zwar noch nicht in allen Märkten, aber doch in vielen wieder besser. Noch nicht auf Touren kommt wenig überraschend die Luft- und Raumfahrt. «Aber grundsätzlich bewegen wir uns in die richtige Richtung», so Fischer. An der Division Polymer Processing Solutions gefällt ihm, dass diese die Abhängigkeit vom Teilbereich Filament und damit auch vom chinesischen Markt weiter reduziert habe.
Plus beim Auftragseingang von beinahe 20%
Insgesamt ergab sich für den Konzern im ersten Halbjahr beim Umsatz ein Plus von gut 15 Prozent auf 1,20 Milliarden und beim Auftragseingang gar eine Zunahme um knapp 20 Prozent auf 1,29 Milliarden Franken, wie Oerlikon am Dienstag mitteilte.
Das operative Betriebsergebnis (EBITDA) kletterte um über 70 Prozent auf 202 Millionen Franken und die entsprechende Marge um 6 Prozentpunkte auf 16,9 Prozent. Das Ergebnis des Vorjahres war noch wesentlich von Restrukturierungskosten belastet, die nun wegfielen. Unter dem Strich verblieb ein Reingewinn von 72 Millionen Franken, dies nach einem Verlust von 32 Millionen im Vorjahr. Mit den vorgelegten Zahlen hat das Unternehmen die Erwartungen der Analysten auf allen Ebenen übertroffen.
Wegen der globalen Engpässe in der Lieferkette macht sich Fischer keine allzu grossen Sorgen. «Wir sind davon zum Glück kaum betroffen», erklärte er. Er räumte aber ein, dass die Thematik viel Arbeit bereite. Denn gewisse Teile träfen zeitlich knapp bei Oerlikon ein. Das sei allerdings mehr ein Problem der Logistik.
Oerlikon habe sich aber alternative Lieferquellen eröffnet. «Insgesamt haben wir deswegen gegenüber unseren Kunden keine Lieferprobleme.» Indirekt wirke sich dies aber aus, da gewisse Kunden – etwa im Automobilbereich – die Produktion wegen Engpässen reduzieren müssten.
Mutigere Prognose
Die Guidance für das Gesamtjahr 2021 wurde erhöht. Demnach rechnet das Unternehmen mit einem Umsatz im Bereich von rund 2,65 Milliarden Franken sowie mit einer EBITDA-Marge von rund 16,5 Prozent. Davor wurde noch ein Umsatz zwischen 2,35 und 2,45 Milliarden Franken und eine EBITDA-Marge von 15,5 bis 16,0 Prozent prognostiziert.
Die Sparte Surface Solutions dürfte gemäss dieser Prognose einen Umsatz von rund 1,3 Milliarden Franken bei einer operativen Gewinnmarge zwischen 18 und 18,5 Prozent erreichen und die Sparte Polymer Processing einen Umsatz von rund 1,35 Milliarden bei einer Marge zwischen 14,5 und 15 Prozent.
Die Börse spendete für das Gezeigte kräftig Applaus: Die Aktie kletterte zu Börsenschluss um 4,2 Prozent in die Höhe, nachdem sie im Handelsverlauf zeitweise noch deutlicher im Plus gestanden hatte. (awp/mc/ps)