Pfäffikon – Der Industriekonzern Oerlikon hat im ersten Halbjahr 2020 einen deutlichen Umsatzrückgang hinnehmen müssen. Insbesondere im zweiten Quartal war der Einbruch bei der Sparte Oberflächentechnik durch die Covid-19-Pandemie heftig, doch sehe man erste Anzeichen einer Erholung. Das Geschäft mit Anlagen für Kunstfasern erwies sich als krisenresistenter.
Als Reaktion auf die Pandemie habe man die seit dem Vorjahr laufenden Restrukturierungs- und Produktivitätsprogramme erweitert und beschleunigt, teilte Oerlikon am Dienstag mit. Dem Zeitplan sei man dabei voraus. Bis Ende Juni seien 400 der geplanten 800 Stellen abgebaut worden. Bis Jahresende soll die Marke von 700 erreicht werden, davon rund 50 in der Schweiz und Liechtenstein. Der Stellenabbau entspricht rund 10 Prozent der gesamten Belegschaft.
Zudem hat Oerlikon Kurzarbeit eingeführt und die Investitions- und nichtoperativen Kosten gesenkt. Im Vergleich zum Vorjahr wurden im ersten Semester die Betriebskosten um mehr als 90 Millionen und die Investitionen um 18 Millionen Franken zurückgefahren. Die laufenden Programme sollen Einsparungen von jährlich 60 Millionen bringen.
Umsatz 22 Prozent tiefer
Der Umsatz sank in der Berichtsperiode um rund 22 Prozent auf 1,04 Milliarden Franken und der Auftragseingang um 20 Prozent auf 1,08 Milliarden. Das Betriebsergebnis auf Stufe EBITDA lag 57 Prozent tiefer bei 92 Millionen Franken. Die Restrukturierungskosten werden auf 21,4 Millionen beziffert. Operativ lag das Betriebsergebnis entsprechend bei 114 Millionen und die Marge ging auf 10,9 Prozent nach 16,4 Prozent im Vorjahr zurück.
Unter dem Strich verblieb ein Verlust von 32 Millionen Franken nach einem Minus von 99 Millionen im Vorjahr. Vor Jahresfrist hatten Translations-Effekte aus dem Verkauf des Segments Drives Systems das Ergebnis belastet. Mit dem Quartalsausweis hat das Unternehmen die Erwartungen der Analysten teilweise leicht übertroffen.
Covid-19-Pandemie trifft Surface Solutions stärker
Die beiden Segmente des Konzerns schnitten unterschiedlich ab. Das Geschäft mit Oberflächenlösungen «Surface Solutions» wurde durch die Covid-19-Pandemie und die Krise bei den Automobil- und Flugzeugbauern hart getroffen. Aber auch der Öl- und Gassektor und die Industrieproduktion hatten mit deutlichen Nachfragerückgängen zu kämpfen. Durch die Lockdowns sei man mit erheblichen Herausforderungen konfrontiert gewesen. Hier sank der Umsatz um 22 Prozent auf 587 Millionen Franken und der Betriebsgewinn um 55 Prozent auf 56 Millionen.
Das Segment Manmade Fibers habe die Herausforderungen der Pandemie ausgezeichnet gemeistert, schreibt das Unternehmen weiter. Insbesondere das Plus beim Bestellungseingang von rund 16 Prozent wird positiv gewertet. Als Gründe werden die schnelle Erholung in China und eine höhere Nachfrage nach Vliesstoff-Anlagen genannt, etwa für die Produktion von Gesichtsmasken. im Halbjahr sank der Umsatz in dieser Sparte um 21 Prozent auf 452 Millionen Franken und das EBITDA um 39 auf 56 Millionen.
Weiter keine Guidance
Das Management verzichtet weiterhin auf einen konkreten Ausblick auf die Jahreszahlen. Die durch die Pandemie verursachte Unsicherheit und die Handelsspannungen würden die Wirtschaft, die Märkte und deren Erholung weiterhin beeinflussen, heisst es. Die ergriffenen Massnahmen sollen in der zweiten Jahreshälfte jedoch eine «erhebliche Margenverbesserung» bringen.
Der Konzern sieht sich solide finanziert und man sei in der Lage, seine Kernkompetenz und Wettbewerbsposition weiter zu stärken. Bei einer Trendwende könnten die Chancen an den Märkten rasch wahrgenommen werden. Das Management hält an den mittelfristigen Profitabilitätszielen mit einer EBITDA-Marge von 16 bis 18 Prozent fest. (awp/mc/ps)