Zürich – Der Industriekonzern Oerlikon hat im Geschäftsjahr 2022 wegen Sonderkosten zu einem Kapazitätsabbau in Deutschland sowie für aufgegebene Geschäfte weniger Gewinn erzielt. Für das laufende Jahr und für 2024 zeigt sich das Unternehmen vorsichtig optimistisch.
Bereits im vergangenen November hatte Oerlikon vor einem Rückgang der Nachfrage nach Filament-Anlagen für die Textilindustrie gewarnt und Gegenmassnahmen angekündigt. So sollen insbesondere in Deutschland zahlreiche Arbeitsplätze abgebaut werden.
«Die Rückstellungen für die Kostensenkungsmassnahmen entfallen im Wesentlichen auf die Personalmassnahmen in Deutschland», sagte Finanzchef Philipp Müller an der Bilanzmedienkonferenz zum Ergebnis 2022.
Konkret ist ein Abbau von möglicherweise über 800 von insgesamt 4000 Stellen vorgesehen, vorwiegend an den deutschen Standorten Remscheid und Neumünster. Schuld daran ist die schwächere Nachfrage nach Textilien insbesondere in China, was sich negativ auf den Bestellungseingang für Filament-Anlagen der Division Polymer Processing Solutions auswirkt.
Stellenabbau allenfalls geringer
Derzeit seien die Gespräche zur Umstrukturierung mit den involvierten Kreisen im Gang. Es sei möglich, dass der Stellenabbau auch geringer ausfallen und ein Teil des Kapazitätsabbaus über Kurzarbeit aufgefangen werde, erklärte Executive Chairman Michael Süss.
Süss zeigte sich denn auch keineswegs negativ gestimmt. «Wir schauen zuversichtlich in die Zukunft», sagte er an der Bilanzmedienkonferenz in Zürich. Für die kleinere Division Surface Solutions (Oberflächentechnologie) wird denn auch ein kleines organisches Umsatzwachstum prognostiziert, welches durch die im vergangenen Jahr zugekaufte Riri – den Schweizer Anbieter von Metall-Accessoires für die Luxusmodeindustrie – noch zusätzlich um 100 bis 150 Millionen Franken gepusht wird.
Mit Blick auf die Zahlen 2022 bezifferte das Unternehmen die Sonderkosten auf Stufe operativem EBITDA auf insgesamt 80 Millionen Franken. Der Löwenanteil davon entfällt auf den Personalabbau in Deutschland, der kleinere auf die Aufgabe des Inline-ePD-Geschäfts und den Ausstieg aus Russland, welcher bereits im ersten Semester kommuniziert wurde.
Infolgedessen brach der Reingewinn um beinahe die Hälfte auf 93 Millionen Franken ein. Die Einmalkosten und Wertminderungen seien durch den Anstieg des operativen EBITDA nicht vollständig aufgefangen worden, hiess es dazu. Trotzdem soll den Aktionären eine unveränderte Dividende von 35 Rappen je Aktie ausbezahlt werden.
Umsatz und Auftragseingang auf Rekordlevel
Das Interesse an Produkten von Oerlikon blieb aber ungebrochen. Der Umsatz legte um knapp 10 Prozent auf 2,91 Milliarden und der Auftragseingang um knapp 7 Prozent auf 2,99 Milliarden Franken zu, beides Rekordwerte. Ohne die negativen Währungseinflüsse wären die Wachstumsraten noch höher und beide zweistellig ausgefallen.
Für 2023 rechnet Oerlikon bei mit einem organischen Umsatzrückgang im mittleren einstelligen Prozentbereich auf rund 2,8 Milliarden Franken sowie mit einer EBITDA-Marge zwischen 16 und 16,5 Prozent. (awp/mc/pg)