Bern – Mit dem Wachstum von Wirtschaft und Bevölkerung nimmt der Verkehr weiter zu. Das Bundesamt für Raumentwicklung (ARE) rechnet damit, dass 2040 im öffentlichen Verkehr über 50% mehr Personenkilometer gefahren werden.
Das geht aus den Verkehrsperspektiven 2040 hervor, die das ARE am Dienstag in Bern gemeinsam mit Vertretern des Bundesamts für Strassen (ASTRA) und des Bundesamts für Verkehr (BAV) der Öffentlichkeit vorgestellt hat. Im Grossraum Zürich oder in der Genferseeregion könnte sich der öffentliche Verkehr sogar verdoppeln, wie BAV-Direktor Peter Füglistaler sagte.
Auch der Schienengüterverkehr wächst stark. Die Zunahme der gefahrenen Tonnenkilometer wird in der Studie mit 45% veranschlagt. Laut ARE zeigt das überdurchschnittliche Wachstum, dass die Verlagerungspolitik des Bundes greife. Der Langsamverkehr könnte um fast einen Drittel zunehmen. Doch auch der Strassengüterverkehr wächst gemäss der Studie um 33%.
Auto bleibt die Nummer 1
Mit voraussichtlich über 100 Milliarden Personenkilometer bleibt der motorisierte Individualverkehr der mit Abstand wichtigste Verkehrsträger. Dabei gehen die Behörden von einem vergleichsweise schwachen Wachstum von 18% aus. Ein Grund dafür ist die schon heute hohe Auslastung der Strassen. Obwohl das Strassennetz in den nächsten Jahren weiter ausgebaut werde, gebe es weiterhin Engpässe, sagte ASTRA-Vizedirektor Jean-Bernard Duchoud. Die Ausbauten sind bereits in Planung. Mit dem Nationalstrassen- und Agglomerationsverkehrsfonds (NAF), über den das Parlament derzeit berät, wäre auch die Finanzierung langfristig gesichert. Bis 2030 sind dafür rund 6,5 Mrd CHF vorgesehen.
Der Bahninfrastrukturfonds ist bereits in Kraft. Bis 2025 werden daraus 6,4 Mrd CHF bereitgestellt. Doch angesichts der Verkehrsperspektiven 2040 ist für BAV-Direktor Füglistaller klar: «Wir brauchen einen weiteren Ausbauschritt.» Die Planung sei bereits im Gang, ein Vernehmlassung werde 2017 durchgeführt, sagte er. Das Volumen der Arbeiten soll zwischen 7 bis 12 Mrd CHF liegen.
Problem mit Spitzenzeiten
Da für Infrastrukturen immer weniger Platz zur Verfügung steht, versucht der Bund, die vorhandenen Verkehrswege besser zu nutzen. Ansätze sind die Öffnung von Pannenstreifen oder das Mobility Pricing. In alternativen Szenarien zeigt die Studie auf, dass auch durch Urbanisierung, Homeoffice oder die Stärkung von Sharing-Angeboten die Verkehrsleistung gesenkt werden könnte. Es gelte, vor allem die Belastung in Spitzenzeiten zu senken, erklärte ARE-Direktorin Maria Lezzi.
Der gesamte Personenverkehr wächst gemäss der Verkehrsperspektive zwischen 2010 und 2040 um 25% auf 145 Milliarden Personenkilometer. Der Güterverkehr nimmt um 37% auf 37 Milliarden Tonnenkilometer zu. Treibende Faktoren sind das Wirtschafts- und das Bevölkerungswachstum. Zudem nimmt der Anteil älterer, mobiler Menschen weiter zu. Die Studie geht darum von markant längeren Einkaufs- und Freizeitwegen aus. (awp/mc/pg)