Bern – Beat Jans ist neuer Bundesrat. Die Vereinigte Bundesversammlung hat den Sozialdemokraten aus dem Kanton Basel-Stadt mit 134 von 245 gültigen Stimmen zum Nachfolger von SP-Bundesrat Alain Berset gewählt, im dritten Wahlgang.
Beat Jans ist erst der dritte Bundesrat aus Basel-Stadt. Er ist seit über zwei Jahrzehnten eine feste Grösse in der lokalen und nationalen Politik. Bei den Nationalratswahlen 2015 und 2019 erhielt er jeweils die meisten Stimmen, gehört dem Bundesparlament aber mittlerweile nicht mehr an.
2020 schaffte er als Neuling im ersten Wahlgang den Sprung in die baselstädtische Regierung. Als Jans› Markenzeichen gelten seine Begeisterungsfähigkeit, Eloquenz und Volksnähe.
Jans sieht sich als Stadtvertreter in der Landesregierung
Seit rund drei Jahren ist Beat Jans Regierungspräsident von Basel-Stadt. Nun kann der ehemalige Nationalrat und Vizepräsident der SP Schweiz seine Politkarriere mit einem Sitz in der Landesregierung krönen. Und für Basel-Stadt hat der 59-Jährige nach fünfzig Jahren wieder einen Sitz im Bundesrat geholt.
Jans ist seit der Gründung des modernen Bundesstaats 1848 erst der dritte Bundesrat aus Basel-Stadt. Vor ihm war eine Wahl in die Landesregierung lediglich Hans-Peter Tschudi (SP; 1959 bis 1973) und Ernst Brenner (FDP; 1897 bis 1911) aus dem nördlichen Halbkanton gelungen.
Jans ist seit über zwei Jahrzehnten eine feste Grösse in der lokalen und nationalen Politik. Bei den Nationalratswahlen 2015 und 2019 erhielt er jeweils die meisten Stimmen. Und 2020 schaffte er als Neuling im ersten Wahlgang den Sprung in die baselstädtische Regierung. Als Jans› Markenzeichen gelten seine Begeisterungsfähigkeit, Eloquenz und Volksnähe.
Agrotechniker und Umweltwissenschaftler
Jans wuchs in Riehen BS als Kind einer Arbeiterfamilie in einem Wohnblock auf. Er absolvierte eine Lehre als Landwirt und bildete sich zum Agrotechniker weiter, bevor er an der ETH Zürich Umweltnaturwissenschaften studierte.
Erst mit 34 Jahren trat er der Basler SP bei. Schon zwei Jahre später übernahm er das Präsidium der Kantonalpartei. Unter seiner Führung gewann die SP einen dritten Sitz in der Regierung. Gewählt wurde die damals in Basel noch wenig bekannte heutige Ständerätin Eva Herzog. Zusammen mit dem Grünen Bündnis stellte die Linke die Mehrheit in der siebenköpfigen Exekutive – es war der Beginn der fast 16-jährigen Ära des rot-grünen Basel.
Im Grossen Rat gewann die SP als stärkste Fraktion zudem sieben Sitze. Der Erfolg war auch darauf zurückzuführen, dass Jans Migrantinnen und Migranten in die Partei integriert hat – so auch den im Oktober abgewählten Nationalrat Mustafa Atici. Zudem hatte der heute 59-Jährige schon vor zwanzig Jahren gesagt, dass es unbedingt mehr Frauen in der Regierung brauche.
Niederlage gegen Roger Nordmann
Ab 2001 politisierte Jans zehn Jahre im Basler Grossen Rat, wo er für seine leidenschaftlichen, manchmal auch als etwas verbissen empfundenen Voten bekannt war. 2010 rückte er für den zurückgetretenen Ruedi Rechsteiner in den Nationalrat nach und machte sich rasch schweizweit einen Namen als Umwelt- und Energiepolitiker. Neben seiner politischen Tätigkeit arbeitete Jans für die Naturschutzorganisation Pro Natura und das Basler Beratungsunternehmen Ecos.
2015 musste der Vater zweier Töchter und bis dahin erfolgsverwöhnte Politiker eine Niederlage einstecken. An seiner Stelle wählte die SP in Bundesbern Roger Nordmann zum Fraktionspräsidenten. Doch Jans fand eine neue Aufgabe: Er wurde 2016 Vizepräsident der SP Schweiz.
Zudem liebäugelte er mit einer Ständeratskandidatur. Zu einem parteiinternen Duell gegen Eva Herzog kam es jedoch nicht: Jans zog seine Bewerbung zurück. Dies mit der Begründung, dass im Ständerat eine starke Untervertretung der Frauen drohe.
Image eines Bauernschrecks
Nach seiner Wiederwahl als Nationalrat kandidierte Jans 2020 für den Basler Regierungsrat – und wurde gleich im ersten Wahlgang gewählt. Als die grüne Regierungspräsidentin Elisabeth Ackermann bei den Wahlen schlecht abschnitt und nicht mehr antrat, bewarb er sich spontan auch für das Regierungspräsidium – obwohl er eigentlich lieber Vorsteher des Departements für Wirtschaft, Soziales und Umwelt geworden wäre.
Seine Exekutiverfahrung machte Jans bei den Bundesratswahlen zum Favoriten – und auch die Tatsache, dass Basel-Stadt seit fünfzig Jahren nicht mehr im Bundesrat vertreten war. Dass er seit Ende 2020 nicht mehr Teil des Bundesparlaments ist, war für ihn offenbar kein zu grosser Nachteil.
Auch hatte dem linken Landwirtschaftsspezialisten das Image eines Bauernschrecks angehaftet. Als Nationalrat hatte Jans, der über eine Ausbildung zum Landwirt verfügt, unter anderem für die Abschaffung der Tierbeiträge gekämpft. In der Anhörung vor der Bauernlobby Anfang von Monat konnte er offensichtlich Punkte gutmachen. (awp/mc/pg)