Wenn in der Lieferkette plötzlich der Schiffscontainer zum raren Gut wird und dadurch die Frachtpreise in die Höhe steigen, hat dies einen Einfluss auf die Kunden von Handelsunternehmen, wie wir eines sind. Die erhöhte Nachfrage nach Homeoffice-Equipment stellt unsere Branche vor Schwierigkeiten – vor allem im Geschäftskundenbereich.
Im Dezember 2020 las man überall in der Presse, dass die Containerpreise in der Schifffahrt um ein Mehrfaches in die Höhe geschnellt waren. Die Gründe dafür sind vielschichtig.
Einer der Gründe ist die Corona-bedingte Nachfrage nach Haushalts- und Konsumgütern. Viele Kunden, die wegen der Krise im Homeoffice arbeiten, haben festgestellt, dass die Kaffeemaschine vielleicht doch nicht gleich gut ist wie jene im Büro – oder der Monitor zu klein. Auch sonst wurde in diverse neue Produkte für zu Hause investiert. In bessere Beleuchtung, ein Stehpult und einen neuen Bürostuhl, Fitnessgeräte und weitere Produkte, die das Arbeiten von zu Hause aus angenehmer und gesünder gestalten.
Da die meisten dieser Produkte aus Asien kommen, ist ein erhöhter Bedarf an Kapazität für die Fracht entstanden. Und da mehr geliefert wurde, als wieder nach Asien zurückverschifft werden konnte, ist in China eine Containerschiffslücke entstanden, die man nicht einfach schnell schliessen kann.
Knappe Transportmittel, höhere Preise
Durch diese Verknappung steigen die Preise. Auch ist die Verfügbarkeit der Produkte somit nicht so, wie sie sein sollte.
In der Regel müssen die Schiffsplätze früh gebucht werden, damit die Reedereien eine optimale Auslastung erreichen. Lieferanten können nicht einfach kurzfristig Kapazitäten hinzubuchen. Das verschlechtert die Verfügbarkeit der Produkte zusätzlich.
Erschwerend kommt hinzu, dass am 12. Februar in China das Neujahrsfest begonnen hat. Bekanntlich fahren dann alle Arbeiter aus den Industriezentren zurück in ihre Heimat, um ihre Familien zu treffen. Für etwa zwei Wochen steht das Produktionsland China praktisch still. Andererseits ist dies aber auch eine Chance, um die vielen Leercontainer wieder an die Produktionsorte zu bringen.
Letzten Herbst kostete ein 40-Fuss-Container um die 1000 US-Dollar. Laut dem britischen Spediteur Edge Worldwide sind sogar bereits Preise bis zu 12 000 US-Dollar pro Container vorgekommen. Man geht davon aus, dass sich die gesamte Situation frühestens im Frühling beziehungsweise im Sommer entspannen wird.
Durch die zugleich massiv geringere Anzahl an Passagierflugzeugen aufgrund von Flottenstilllegungen vieler Airlines ist auch die Kapazität für die Luftfracht stark gesunken. Mit dem Resultat, dass auch hier die Preise pro Kilo Fracht überdurchschnittlich stark angestiegen sind. Diese Kosten werden sich erst erholen, wenn wieder mehr Flugzeuge in der Luft sind.
Lieferschwierigkeiten bei Notebooks
Wie bereits eingangs erwähnt, ist die Nachfrage nach Notebooks und anderen Homeoffice-Produkten aufgrund der Coronakrise stark gestiegen. Viele Unternehmen mussten ihre Mitarbeitenden erst einmal adäquat ausrüsten, damit diese zu Hause so produktiv wie nur möglich arbeiten konnten.
Zudem haben viele Schulen ihren Schülerinnen und Studenten angeraten, sich technologisch so einzurichten, dass auf Homeschooling umgerüstet werden kann.
Dass die Nachfrage nach mobilen Devices dermassen massiv gestiegen ist, zeigen auch die Zahlen von Intel, dem Hersteller von Computerprozessoren. Im letzten Quartal ist der Umsatz des Unternehmens um satte neun Prozent auf über 10,9 Milliarden US-Dollar gestiegen.
Wenn Geschäftskunden oder Institutionen grössere Mengen an Notebooks bestellen, sind das in der Regel Modelle, die auf die Bedürfnisse und Anforderungen ihrer Kunden zugeschnitten sind. Diese können in der Regel nicht einfach ab Stange geliefert werden. In normalen Zeiten, ohne Pandemie, dauert dies von der Bestellung bis zur Lieferung rund vier bis fünf Wochen.
«Letzten Herbst kostete ein 40-Fuss-Container um die 1000 Dollar. Laut dem britischen Spediteur Edge Worldwide sind bereits Preise bis zu 12’000 Dollar pro Container vorgekommen.»
Aktuell kann es hingegen bis zu vier Monate dauern, bis die Geräte bei den Kunden ankommen. Das ist eine grosse Herausforderung für die Hersteller, aber auch für die jeweiligen IT-Abteilungen der Firmen, die den Druck auch vonseiten der eigenen Nutzer spüren. Die Alternative ist, Geräte zu bestellen, die direkt ab Lager verfügbar sind.
Entspannt hat sich die Verfügbarkeit bei Webcams und Headsets. Im partiellen Lockdown letzten Frühling wurden wir von der Nachfrage komplett überrannt. Bis in den September und Oktober 2020 hinein waren diese Produkte schlecht verfügbar.
Wir durften ein Projekt mit Headsets für eine grosse Bank umsetzen. Der Lieferant hatte im Vorfeld den von dem Kunden und uns angepeilten Liefertermin bestätigt. Die Bank hatte alles organisiert, um die Distribution an den diversen Standorten zu koordinieren. Plötzlich kam die Meldung, die Ware könne doch nicht angeliefert werden. Unsere Einkäufer haben dann auf dem gesamten europäischen Markt gesucht, um die Produkte aufzutreiben und sie an den Kunden ausliefern zu können. Es war kein einfaches Unterfangen. Aber wir haben eine Lösung für den Kunden gefunden.
Durch unser eigenes Lager in Willisau und die ständige Suche nach neuen und alternativen Produkten, die am Schweizer Markt noch nicht bekannt sind, ist es uns gelungen, unsere Kunden in der Situation optimal zu bedienen und neue Hersteller auf dem Schweizer Markt bekannt zu machen.
Die Krise hat uns aber auch gezeigt, dass wenn man nah am Markt ist, selbst vor Ort in Asien einkauft und gute Kontakte pflegt, man durchaus mehr Möglichkeiten hat, um erfolgreich zu agieren und nicht nur zu reagieren. (Procure/mc)
Zum Autor: Andy Huber gehört als Leiter Business zur erweiterten Unternehmensleitung von Brack.ch. Andy Huber ist eidgenössisch diplomierter Verkaufsleiter sowie Verkaufskoordinator und verfügt über langjährige Führungserfahrung in der IT-Branche.
Dieser Artikel ist im Januar 2021 im Procure Swiss Magazin erschienen.