Orange geht an britische Apax
Thomas Sieber, CEO Orange Schweiz.
Paris – Renens – Nach Sunrise wechselt auch Orange in die Hände einer Beteiligungsgesellschaft: In der Nacht vor Heiligabend gab France Télécom bekannt, dass sie ihre Mobilfunktochter Orange Schweiz an Apax verkaufe. Die britische Beteiligungsgesellschaft, die in diverse Wirtschafssektoren investiert und zu der unter anderem das Modeunternehmen Tommy Hilfiger gehört, zahlt für die Nummer drei auf dem Schweizer Telekommarkt 2,0 Mrd CHF. Die Übernahme muss noch von den Schweizer Wettbewerbsbehörden und vom Verwaltungsrat von France Télécom genehmigt werden.
France Télécom hat ihren Schweizer Ableger im Frühling zum Verkauf gestellt, weil dieser nicht mehr zu ihre Strategie passt. Der französische Telekomgigant konzentriert sich auf Länder, in welchen er als Telekommunikations-Vollanbieter auftreten kann und gleichzeitig die Nummer eins oder zwei im Markt ist. Aus diesem Grund wollte France Télécom ursprünglich Sunrise, die Nummer zwei des Schweizer Markts, übernehmen und mit Orange fusionieren. Die Eidg. Wettbewerbskommission (Weko) erteilte der Fusion jedoch im vergangenen Jahr eine Absage. Mit dem Verbot wollten die Wettbewerbshüter ein Duopol der zusammengelegten Sunrise/Orange und Swisscom im Mobilfunkmarkt verhindern.
Besitzerwechsel auch bei Sunrise
Der gescheiterte Zusammenschluss der Nummer zwei und drei des Schweizer Markts hatte im Herbst 2010 bereits zu einem ersten Besitzerwechsel geführt: Der dänische TDC-Konzern hat damals seine Schweizer Tochter Sunrise für 3,3 Mrd CHF statt an France Télécom der Beteiligungsgesellschaft CVC Capital Partners in Luxemburg verkauft. Hinter dem doppelten Besitzerwechsel auf dem Schweizer Telekommunikationsmarkt steckt allerdings ein pikantes Detail: Orange Schweiz wird in die Hände der gleichen Beteiligungsgesellschaft übergehen, die bis vor rund einem Jahr indirekt Sunrise kontrolliert hat.
Absichten von Apax noch nicht bekannt
Denn TDC, der einstige Mutterkonzern von Sunrise, wird von Apax kontrolliert. Die Beteiligungsgesellschaft ist zusammen mit anderen Investoren 2005 bei den Dänen eingestiegen. Ende 2012 wurde der Konzern dann teilweise wieder an die Börse gebracht. In ihrer Medienmitteilung weist Apax denn auch darauf hin, dass das für die Beteiligung zuständige Team besondere Kenntnisse über den Schweizer Telekommarkt habe und die Entwicklung von Orange in den letzten zwei Jahren genau beobachtet habe. Welches die genauen Absichten von Apax bei Orange Schweiz sind, konnte über die Weihnachtsfeiertage nicht in Erfahrung gebracht werden. Apax war nicht erreichbar und bei Orange Schweiz nimmt man nicht Stellung zum neuen Besitzer.
Portfolio von 72 Mrd Euro
Apax gibt es bereits seit über 30 Jahren. Nach eigenen Angaben investiert die Gesellschaft in Unternehmen mit Wachstumsaussichten, welche zwischen 1 und 5 Mrd EUR kosten. Nach einem gewissen Zeitraum – meistens nach fünf bis zehn Jahren – werden die Beteiligungen gewinnbringend weiterverkauft oder an die Börse gebracht. Das Geld für die Beteiligungen hat Apax zu einem grossen Teil von Pensionskassen; aber auch reiche Privatpersonen, Versicherungen und Hedgefonds sind in die Gesellschaft investiert. Momentan besitzt Apax rund 60 Unternehmen mit über 270’000 Mitarbeitern. Der Wert des Apax-Portfolios beläuft sich gemäss Angaben auf der Homepage derzeit auf über 72 Mrd EUR.
Fallen die Preise oder nicht?
Welche Auswirkungen der Besitzerwechsel bei Orange auf den Schweizer Markt und letztlich auf die Konsumenten hat, ist ungewiss. Fulvio Caccia, der Präsident des Schweizerischen Verbandes der Telekommunikation, hätte als Käufer lieber einen industriellen Investor gesehen statt Finanzinvestoren, die an einem möglichst schnellen Profit interessiert seien. Dies sagte Caccia am Samstag gegenüber dem Tessiner Fernsehen. Die «NZZ am Sonntag» wies darauf hin, dass normalerweise harter Preiswettbewerb nicht das erste Anliegen von Finanzinvestoren sei, sondern eben die gewinnbringende Veräusserung ihrer Beteiligung. Die im europäischen Vergleich in der Schweiz hohen Mobilfunkpreise würden daher kaum unter Druck kommen.
Die «SonntagsZeitung» allerdings kam genau zum gegenteiligen Schluss: Weil Apax an einem starken Wachstum von Orange interessiert sei, werde es zu einem harten Preiskampf kommen, hiess es da sinngemäss. Wie bereits im ausklingenden Jahr würden daher auch 2012 die Mobilfunktarife in der Schweiz weiter sinken. (awp/mc/upd/ps)