Johan Andsjö CEO Orange Schweiz. (Foto: Orange)
Renens – Der Mobilfunkanbieter Orange streicht im laufenden Jahr bis zu 140 Stellen. Die Axt wird dabei beim Kader und in der Administration angesetzt, wie Orange Schweiz mitteilte. CEO Johan Andsjö will das Unternehmen konsequent auf Kundennähe trimmen.
In einer ersten Phase sollen in den kommenden Wochen etwa 70 Arbeitsplätze verschwinden, teilte die ausschliesslich im Mobilfunkmarkt agierende Orange Schweiz mit. Im Lauf des Jahres stehen dann noch weitere Arbeitsplätze auf dem Prüfstand.
Die Mitarbeiter und die Gewerkschaft Syndicom sind über die Pläne von Orange informiert. Während der gesetzlich vorgeschriebenen Konsultationsphase übernimmt die Mitarbeitervertretung die Koordination mit der Gewerkschaft.
60 neue Stellen sollen geschaffen werden
Von den Streichungen nicht betroffen sind laut Orange alle auf Kunden ausgerichteten Funktionen. Dort sollen sogar mindestens 60 neue Stellen entstehen, beispielsweise in den 18 neuen Orange-Läden, die eröffnet werden sollen. Die neuen Läden sind eine Ergänzung zu den Investitionen von 700 Mio CHF zur Modernisierung des Mobilfunknetzes.
Wie der seit Oktober amtierende Orange-Schweiz-Chef Andsjö der Nachrichtenagentur sda sagte, will er das Unternehmen mit der Konzentration auf Kundennähe zur Nummer Zwei im Schweizer Mobilfunkmarkt hinter Swisscom machen.
Ausrichtung auf den Kunden
Nach der Trennung von der ursprünglichen Mutter France Télécom und der Übernahme durch die britische Beteiligungsgesellschaft Apax sei der Konzern nun neu aufgestellt. Viele Aufgaben in Zusammenhang mit der Muttergesellschaft seien damit entfallen. Der Anteil von Administration und Kader am Gesamtpersonal werde darum von aktuell 45% auf 30% zurückgefahren, der Personalbestand im direkten Dienst am Kunden entsprechend steigen. Genaue Zahlen liess sich Andsjö indessen nicht entlocken.
Weiterhin Premium-Kunden im Visier
Weiterhin fokussiert Orange Schweiz auf zahlungskräftigere und anspruchsvollere Kunden, die viel telefonieren und einen hohen Datenverkehr aufweisen. «Nicht low cost, sondern premium», brachte Andsjö diese Strategie auf den Punkt.
Aber auch die junge Kundschaft hat der Anbieter mit einem günstigen Musik-Streaming-Angebot im Visier. Möglicherweise nehme Orange im Juni zudem in mehr als den zehn ursprünglich angekündigten Städten die vierte Mobilfunkgeneration 4G in Betrieb, erklärte Andsjö weiter.
Zu den Resultaten des vergangenen Jahres und den Aussichten für 2013 sagte er nichts. Dafür sei es noch zu früh. Von Januar bis September hat Orange Schweiz seinen Umsatz um knapp 3,6% auf 956 Mio CHF gesteigert.
Gewerkschaften beklagen Preiskampf
Für Syndicom und den Verband Angestellte Schweiz ist der erneute Stellenabbau in der Telekombranche eine Folge der Preissenkungen. Der Angestelltenverband teilte mit, die Konsumenten wollten keinen «angemessenen Beitrag» für Telekommunikationsdeinstleistungen mehr zahlen. Syndicom nennt auch die von der Wettbewerbskommission (Weko) verbotene Fusion mit Sunrise als Faktor für die Situation bei Orange. Die Gewerkschaft begrüsst aber die Bereitschaft von Orange, sie ins Konsultationsverfahren miteinzubeziehen.
Orange gehört seit Februar 2012 der britischen Beteiligungsgesellschaft Apax. Die Briten erhielten den Zuschlag für rund 2 Mrd CHF. France Télécom verkaufte ihre frühere Schweizer Tochter, nachdem die Weko im Frühling 2010 die Fusion mit Sunrise untersagt hatte. Zu Umbauten und Personalschnitten kam es in den vergangenen Monaten auch bei Oranges Konkurrenten Swisscom und Sunrise. (awp/mc/upd/pg)