Michel Kunz, CEO Orell Füssli.
Zürich – Die Orell Füssli Gruppe hat im vergangenen Geschäftsjahr 2010 zwar ein leichtes Umsatzplus erzielt, der Gewinn brach allerdings um gut ein Drittel ein. Das Unternehmen spricht in der überraschenden Zahlenbekanntgabe am Mittwoch dennoch von operativen Fortschritten.
Im Jahr 2009 hätten noch ausserordentliche Erträge und Korrekturen bei den Abschreibungen die Ergebnisse begünstigt. Für 2011 wird weiteres Wachstum angepeilt. Der Umsatz stieg gemäss provisorischen Zahlen um 4% auf 318 Mio CHF. Der Betriebsgewinn (EBIT) schrumpfte indes um 39% auf 14 Mio CHF, das Ergebnis nach Minderheiten fiel mit 10 Mio CHF um 32% niedriger aus als im Vorjahr.
Maschinenbbau etwas erholt
Das Maschinenbaugeschäft der Atlantic Zeiser konnte 2010 den Umsatz steigern und auch das operative Ergebnis verbessern. Die Fortschritte seien allerdings langsamer vorangekommen als erwartet. Zur positiven Umsatzentwicklung habe der Verkauf von Nummerierwerken für den Banknotendruck und von Druckmodulen für industrielle Anwendungen beigetragen. Im vergangenen Jahr hatte Atlantic Zeiser rote Zahlen geschrieben.
Buchhandel rückläufig
Im Buchhandelsgeschäft reagierte Orell Füssli mit einem rigorosen Kostenmanagement auf die Umsatzrückgänge, so dass sich das operative Ergebnis sogar verbesserte. Weiter fortgesetzt hat sich die Verschiebung der Nachfrage vom stationären Handel in das Internet. Unabhängig vom Thema der Preisbindung musste der schweizerische Buchhandel als Folge des Euro-Kursverfalls eine Preisreduktion um rund 5% hinnehmen. Orell Füssli Buchhandel schloss deshalb einige Filialen und baute einen neuen Onlinekanal im Discountbereich auf. Gerade in diesem Internethandel will das Unternehmen nun weiter Fuss fassen. «Mit dem Discountbereich Storyworld haben wir einen guten Erfolg, das soll ausgebaut werden. Der Flächenbuchhandel ist hingegen weiter rückläufig, was allerdings in der gesamten Branche zu beobachten ist», sagte CEO Michel Kunz im Gespräch mit AWP.
2011 weiteres Übergangsjahr für Sicherheitsdruck
Im Sicherheitsdruck konnte das Unternehmen 2010 in den internationalen Märkten weiter Fuss fassen. Allerdings hätten Überkapazitäten und Währungsverschiebungen auf die Preise gedrückt, was sich negativ auf das operative Ergebnis auswirkte. Mit dem Produktionsstart der neuen Schweizer Banknotenserie rechnet Orell Füssli im letzten Quartal 2011. Das Gewinnniveau der Orell Füssli Gruppe von 2008 wird indes wohl frühestens 2012 wieder erreicht. «Dies liegt insbesondere daran, dass 2011 für den Bereich Sicherheitsdruck ein Übergangsjahr sein wird», sagte der CEO. Weiterhin sei es an der SNB, den genauen Termin für den Start der neuen Banknotenserie zu bestimmen.
Umsatzsteigerung geplant
Auch im laufenden Jahr 2011 will das Unternehmen den Umsatz steigern. «Wir peilen ein etwas höheres Wachstum als 2010 an», so Kunz. Bezüglich des Ergebnisses sei es allerdings noch zu früh, um eine genaue Prognose abzugeben. Im Industriegeschäft wird von einem weiter anziehenden Markt ausgegangen. Die Aktionäre dürfen sich auch für 2010 wieder auf eine Dividende freuen. «Die Höhe steht aber noch nicht fest», sagte der Unternehmenschef. Im Vorjahr hatte Orell Füssli 2,50 CHF je Aktie ausgeschüttet nach 8,00 CHF für 2008. Die Aktie rangierte den Vormittag über leicht im Minus und steht gegen 12 Uhr bei gewohnt geringen Volumen rund 0,3% tiefer bei 137,90 CHF. Der Gesamtmarkt (SPI) legt um knapp 0,1% zu. Die detaillierten Zahlen der Jahresrechnung 2010 wird Orell Füssli am 12. April veröffentlichen. (awp/mc/ps)