Zürich – Der Nahrungsmittelhersteller Orior kauft das deutsche Unternehmen Casualfood, das vor allem an deutschen Flughäfen Sandwiches, Salate, Müesli und Smoothies anbietet. Analysten loben den Schritt.
Mit dem Zukauf werde der seit Langem angestrebte Eintritt in das Take-away-Geschäft mit Frisch-Convenience realisiert, teilte Orior am Dienstag mit. «Damit rücken wir noch näher an die Konsumenten», liess sich CEO Daniel Lutz zitieren. Bislang belieferte Orior mit Marken wie Rapelli, Ticinella, Albert Spiess oder Thurella primär den Detailhandel und die Gastronomie.
Zunächst übernimmt Orior allerdings nur 35 Prozent am deutschen Unternehmen. Die Kaufverträge würden dann eine Erweiterung der Beteiligung bis zur vollständigen Übernahme «in mehreren Schritten über die nächsten Jahre» vorsehen. Der Mehrheitsanteil und die Vollkonsolidierung seien ab Herbst 2019 zu erwarten.
Bislang 58 «Genussinseln»
Casualfood betreibt laut den Angaben aktuell 58 «Genussinseln», beschäftigt 700 Mitarbeiter und erzielt einen Umsatz von rund 52 Millionen Euro. Zum Vergleich: Orior setzte im vergangenen Jahr 586 Millionen Franken um. Der Hauptmarkt von Casualfood ist Deutschland, wobei das Unternehmen mit Konzepten wie «Natural» («100% Fresh&Tasty»), «Hermann’s – hier gehts um die Wurst» und «Brezel Lovers» vor allem an Flughäfen präsent ist.
Die Zahl neuer Standorte sei wachsend, und das Potenzial sei auch in Deutschland noch nicht ausgeschöpft, hiess es weiter. Auch ausserhalb von Deutschland wurden erste Standorte eröffnet, etwa auf dem Flughafen in der slowenischen Hauptstadt Ljubljana.
Casualfood soll als eigenständiges Kompetenzzentrum innerhalb der Sparte International geführt werden. Die beiden Gründer Stefan Weber und Michael Weigel, die das Unternehmen vor 13 Jahren ins Leben gerufen haben, bleiben laut der Mitteilung an Bord.
Preis nicht bekannt
Zum Übernahmepreis wurden keine Angaben gemacht. Die Finanzierung erfolge aus eigenen Mitteln sowie aus bestehenden Fremdfinanzierungslinien, hiess es nur.
Die Analysten von Vontobel und der ZKB schätzen, dass Orior für den 35-Prozent-Anteil 30 bis 35 Millionen Euro bezahlen muss. Dies könne Orior aus den bestehenden Mitteln und Fremdfinanzierungslinien finanzieren, kommentierte der ZKB-Analyst. Er geht davon aus, dass es auch für die Aufstockung der Beteiligung im nächsten Jahr keine Kapitalerhöhung braucht – sondern diese mit dem guten Cashflow finanziert werden kann.
«Mit der Übernahme erschliesst sich Orior eine weitere attraktive Wachstumsnische», kommentierte er den Deal insgesamt. Er und sein Kollege von Vontobel gehen davon aus, dass das zugekaufte Geschäft mit einer EBITDA-Marge von rund 12,5 Prozent (ZKB) rsp. rund 12 Prozent profitabler ist als jenes von Orior (2017: 9,9%). Der Vontobel-Experte hebt ausserdem hervor, dass mit der Übernahme der Auslandanteil am Orior-Umsatz von knapp einem Viertel auf gegen ein Drittel ansteigen wird.
An der Börse wurde die Übernahme freundlich aufgenommen, warf aber keine hohen Wellen. Um 10.00 Uhr notieren die Papiere 0,9 Prozent im Plus (SPI: +0,17%). (awp/mc/ps)