Pandemie führt zu klaren Verschiebungen der Konsumgewohnheiten
Bern – Die Corona-Pandemie hat im vergangenen Jahr bei Herrn und Frau Schweizer zu einen deutlichen Wandel der Konsumgewohnheiten geführt. Die Ausgaben für Restaurants oder Freizeitvergnügen haben wegen des Lockdowns deutlich abgenommen, dafür wird klar mehr für Nahrungsmittel oder Wohnen ausgegeben.
Das Bundesamt für Statistik (BFS) hat wie jedes Jahr auch 2021 den Warenkorb zur Berechnung des Konsumentenpreis-Index (LIK) neu gewichtet. Damit soll jeweils dem Wandel der Konsumgewohnheiten der privaten Haushalte Rechnung getragen werden. Grundlage dafür sind jährlich durchgeführte Erhebungen nach Zufallsverfahren bei 3400 Haushalten.
Gemäss BFS basieren die neuen Warenkorbgewichte normalerweise auf den Resultaten der Erhebung des vorletzten Jahres. Da die Konsumausgaben sich wegen der Corona-Pandemie 2020 aber horrend schnell verändert haben, hat das Amt nun zu einem Trick gegriffen. Als Vergleichsbasis wurden die Umfrage-Resultate der Periode Dezember 2019 bis November 2020 herangezogen.
Und da zeigt sich laut BFS: Solche Verschiebungen in den Konsumausgaben wie in der Pandemie wurden in der jüngeren Vergangenheit nie beobachtet. Das Gewicht der Hauptgruppe Gesundheitspflege etwa stieg von 15,7 auf 17,6 Prozent, dasjenige der Wohnungsmieten von 18,5 auf 20,1 Prozent und dasjenige der Nahrungsmittel von 9,6 auf 10,9 Prozent.
Andererseits sank das Gewicht der Hauptgruppe Restaurants und Hotels von 9,5 auf 6,9 Prozent, dasjenige der Pauschalreisen von 2,2 auf 1,1 Prozent. Und auch die Gewichte der Treibstoffe (-0,6 Prozentpunkte) und der Bekleidung (-0,5 Prozentpunkte) sanken deutlich.
Warenauswahl ebenfalls angepasst
Wie das BFS bereits im November mitgeteilt hatte, wurden für dieses Jahr aber nicht nur die Gewichte neu berechnet, sondern es wurde auch die Auswahl der berücksichtigten Waren und Dienstleistungen wieder einmal angepasst. Und auch hier hatte die Corona-Pandemie einen nicht unwesentlichen Einfluss. So werden etwa neu Luftreiniger, Einweg-Hygienemasken oder auch Handdesinfektionsmittel im Warenkorb mitberücksichtigt. Aber auch Produkte wie Elektrofahrräder oder Smart Watches, die in den letzten Jahren einen Boom erlebten, sind nun im Index vertreten.
Und auch Glücksspiele, Eintritte in Museen/Zoo oder Dienstleistungen wie Autovermietung, Binnenschifffahrt oder Anwälte/Notare werden neuerdings bei der Preisentwicklung miteinberechnet. Daneben wurden aber auch diverse Waren und Produkte, die heutzutage kaum mehr jemand verwendet, aus dem Warenkorb eliminiert. Dazu gehören laut BFS etwa Videoprojektoren, portable Spielkonsolen, gewisse optische Instrumente (Feldstecher) oder auch Merceriewaren und Strickwolle.
Und nicht zuletzt kann jede Schweizerin oder jeder Schweizer mittels eines individuellen Teuerungsrechners seine «persönliche Inflation» berechnen. Die offizielle Inflation ist bekanntlich nur ein Durchschnitt, der für alle Haushalte gilt. Wer also den Eindruck hat, dass die veröffentlichte Teuerung nicht mit seiner eigenen übereinstimmt, kann den Warenkorb seinen eigenen Ausgaben anpassen (https://lik-app.bfs.admin.ch/de/itr). (awp/mc/ps)