Fredi Gmür, CEO der SJH und Präsident bei Parahotellerie Schweiz. (Foto: zvg)
Zürich – Die Mitglieder der Organisation Parahotellerie Schweiz spüren die Aufhebung des Euromindestkurses durch die Nationalbank (SNB) unterschiedlich stark. Fakt ist: Vom befürchteten Gästeeinbruch in der Schweizer Hotellerie dürften sie nur unwesentlich profitieren. Der negative Währungseinfluss betrifft zurzeit vor allem die Anbieter von Ferienwohnungen, deren Sommerbuchungsstände teils deutlich unter dem Vorjahr liegen. Verhalten optimistisch zeigen sich die Jugendherbergen, die TCS Campingplätze sowie die BnBs. Eine generelle Hoffnung beruht auf der Treue von Schweizer Gästen sowie gutem Sommerwetter.
Die Aussichten auf die bevorstehende Sommer- und Herbsthochsaison sind in der Schweizer Parahotellerie durchwachsen. Diesen Schluss lässt eine aktuelle Mitgliederumfrage zu, die Anfang Mai durchgeführt wurde. «Unsere Buchungen für den Sommer sind nach dem SNB-Entscheid im Januar abrupt eingebrochen und erholen sich erst wieder seit Ostern», sagt etwa Koni Iten, CEO der Ferienwohnungsanbieterin Interhome. Die Folge: Zurzeit liegt Interhome bei den Reservierungen für die Periode Mai bis Oktober noch 9,5 % hinter dem Vorjahreszeitpunkt. Iten rechnet aber damit, dass Ende Jahr ein Minus von knapp 5 % resultieren wird. Ebenfalls ein Buchungsminus von 3 % weist gegenwärtig die Reka aus. Dort werden die fehlenden Reservationen dank gestiegenen Durchschnittspreisen wieder wettgemacht. «Das liegt daran, dass wir heuer mit neu eröffneten Ferienanlagen in Blatten-Belalp, Zermatt und Engelberg noch mehr hochwertige Objekte im Angebot haben», begründet Direktor Roger Seifritz.
Von neutral bis verhalten optimistisch reichen die Sommeraussichten bei den Jugendherbergen (SJH), den TCS Campingplätzen und den BnBs. Etwa auf Vorjahresniveau bewegen sich entsprechend die aktuellen Buchungsstände bei allen drei Anbietern. Es gibt allerdings Verschiebungen bei der Gästestruktur. «Auch wir spüren Nachfragerückgänge aus dem Euroraum und wenden uns daher noch intensiver als schon bisher an die Schweizer Klientel», sagt Fredi Gmür, CEO der SJH und Präsident bei Parahotellerie Schweiz.
Auf den hohen inländischen Gästeanteil von 80 % und schönes Sommerwetter setzen auch die TCS Campingplätze. «Wir rechnen gleichwohl damit, dass einige Schweizer Camper ihre gesteigerte Kaufkraft im europäischen Raum ausnutzen und heuer jenseits der Grenze ihre Ferien verbringen werden», meint Oliver Grützner, Leiter Tourismus & Freizeit beim TCS. Rund die Hälfte aller Übernachtungen gehen bei den BnBs traditionell auf das Konto von Schweizer Gästen. Ein beachtliches Wachstumspotenzial für die günstigen Unterkünfte gibt es zurzeit auf dem asiatischen Gästemarkt. «Wir empfangen immer mehr Individualreisende aus China, Japan oder Korea», freut sich Dorette Provoost, Geschäftsführerin von Bed and Breakfast Switzerland. Auch sie befürchtet allerdings Einbussen aus den wichtigen europäischen Märkten.
Investitionen in ein immer attraktiveres Angebot
Grundsätzlich kommt es für keines der Mitglieder von Parahotellerie Schweiz in Frage, aufgrund der Frankenaufwertung flächendeckend die Preise zu senken. «Die Zitrone ist ausgepresst, wir können unsere Preise nicht weiter senken, ohne auch Leistungen abzubauen», sagt Roger Seifritz von Reka. Stattdessen entscheiden sich die Anbieter eher für die Variante, bei gleich bleibenden Preisen die Angebote und Leistungen nochmals zu verbessern. Dies erfolgt in Form von Investitionen.
Interhome hat sein Wohnungsportfolio im In- und Ausland weiter ausgebaut und im Tessin (Bleniotal) ganz neue Büros mit Schlüsselhaltung, Kundenempfang und Objektverwaltung eröffnet. Neben der Inbetriebnahme des neuen Reka-Feriendorfes Blatten-Belalp und zwei weiterer Anlagen in Zermatt und Engelberg hat auch die Reka ihre Dienstleistungen auf die Saison 2015 erweitert und gleichzeitig das Angebot «Familien-Rucksack» lanciert. Familien erhalten in den Reka Feriendörfern neu Rucksäcke mit Equipment für acht unterschiedliche Abenteuerwanderungen: vom «Goldwaschrucksack» bis zum «Malereirucksack». Bed and Breakfast Switzerland gestaltet zurzeit den Internetauftritt neu und schaltet im Juni eine komplett überarbeitete Webseite auf. Neben dem neuen Look bietet diese erstmals Direktbuchungsmöglichkeiten. Überarbeitet wurde zudem auch die Sterne-Klassifikation. Neustes innovatives Übernachtungsangebot bei den BnBs ist ein luxuriöses Schiff im Genfer Hafenbecken.
Die SJH blicken der ersten vollen Sommersaison nach Eröffnung der Betriebe in Gstaad und Saas-Fee (Juni resp. September 2014) entgegen. Saas-Fee ist das weltweit erste Wellness-Hostel und erfreut sich gemäss Fredi Gmür bereits einer regen Nachfrage. Positiv entwickle sich zurzeit auch das Buchungsgeschäft für die 13 historischen Häuser (u.a. Burgen, Schlösser, alte Industriegebäude) im SJH-Portfolio. Der TCS hat Mitte April dieses Jahres in Solothurn das neue Campingrestaurant «Pier11» eröffnet. Dazu kommen innovative Campingunterkünfte: Zwei neue Safarizelte Deluxe in Solothurn, ein MaxiPod in Flaach, je ein Zirkuswagen in Muzzano und Solothurn oder ein Tipi in Disentis. Dazu wurde in Kooperation mit Swisscom das kostenlose WLAN-Netz auf den Plätzen nochmals ausgebaut und verbessert.
Relativ stabiles Wintergeschäft
Die Mitglieder von Parahotellerie Schweiz steigen in eine Sommersaison voller Herausforderungen. Die Währungsproblematik hat sich teilweise auch schon auf das zurückliegende Wintergeschäft (1. November 2014 bis 30. April 2015) ausgewirkt. Vor allem im Februar und speziell im März gingen die Übernachtungszahlen da und dort zurück. TCS Camping hat die Wintersaison 2014/15 gegenüber dem Vorjahr unter dem Strich mit einem Logiernächte-Rückgang um 2 % abgeschlossen. Ziemlich genau auf dem Vorjahresniveau bewegt sich gemäss Dorette Provoost die Winterstatistik 2014/15 bei Bed and Breakfast Switzerland. Interhome verbuchte ein Reservationsplus um 1 % ggr. dem Vorwinter, während die Reka mit 1 % im Minus liegt. Der nur leichte Rückgang sei indes «geschönt», räumt Roger Seifritz ein, da die Bettenkapazitäten mit Inbetriebnahme des Feriendorfs Blatten-Belalp sogar erhöht worden seien. Die Neueröffnung in Saas-Fee und Wiedereröffnung in Gstaad haben sich wenigstens bei den SJH mit einem Logiernächte-Plus um rund 9 % gegenüber dem Vorwinter bereits positiv ausgewirkt. (Parahotellerie Schweiz/mc/ps)
Über Parahotellerie Schweiz
Die Parahotellerie Schweiz ist eine Gesellschaft nach Schweizerischem Recht, die im Januar 2011 von den Gesellschaftern REKA, Interhome AG, TCS Schweiz (Camping), Schweizer Jugendherbergen und Bed and Breakfast Switzerland gegründet wurde. Ziel der Gesellschaft ist die Stärkung der Parahotellerie, des Bekanntheitsgrades sowie eine damit verbundene Steigerung der Logiernächte im Schweizer Tourismus durch qualitätsbewusstes Handeln. Parahotellerie Schweiz vertritt die Interessen einer qualitätsbewussten Parahotellerie in tourismuspolitischen Fragen und fördert diese mit gezielten Partnerschaften und Aktivitäten. Dies umfasst auch eine strategische Partnerschaft mit Schweiz Tourismus. Die 5 Partner der im Januar 2011 als IG Parahotellerie gegründeten Vereinigung generieren in der Schweiz jährlich rund 5 Millionen Logiernächte.