Zürich – Die die Schweizer profitieren beim Einkommen von der Einwanderung nicht direkt. Die Personenfreizügigkeit mit Europa treibt zwar das Schweizer Wirtschaftswachstum an, nicht aber das Pro-Kopf-Einkommen in der Bevölkerung, wie eine Studie der ETH Zürich deutlich macht.
Das BIP-Wachstum allein sei nicht aussagekräftig für die Einkommen, argumentieren die Ökonomen. In der Tat stieg das BIP seit 2002 im Schnitt pro Jahr um 1,9%, mit einem starken Beitrag der Ausländer. Mit einer wachsenden Bevölkerung steigt aber logischerweise die Nachfrage nach Gütern und Leistungen. Die Freizügigkeit würde das BIP pro Kopf beeinflussen, wenn die Einwanderung die Arbeitsproduktivität erhöhen würde, schreiben die Experten der Konjunkturforschungsstelle der ETH Zürich KOF in der am Donnerstag publizierten Studie. Es gebe in der Tat positive Impulse, diese seien aber nicht «substanziell».
Tiefes Produktivitätswachstum
Das Schweizer Produktivitätswachstum von jährlich 0,6% ist indessen typisch für Westeuropa und eher tief. Es errechnet sich aus dem Verhältnis vom BIP zu den geleisteten Arbeitsstunden. Das BIP pro Kopf stieg in den vergangenen zehn Jahren um ein Prozent pro Jahr – mehr ist in anderen führenden Industrieländern – vor allem dank des höheren Einsatzes der arbeitenden Bevölkerung. Das Bruttoinlandprodukt (BIP) pro Kopf unterscheide sich in der Zeit vor und nach der Beginn der Einführung der Personenfreizügigkeit strukturell 2002 nicht besonders, schreiben die Experten im Bericht, den sie für das Bundesamt für Migration erarbeitet haben.
Höhere Arbeitsqualität
Die Qualität der Arbeit habe sich indessen durch die Zuwanderer vor allem aus den Ländern der EU und der EFTA mit ihrer häufig guten Ausbildung verbessert. Dies hat laut KOF der Produktivität unter dem Strich genützt. Die Experten leiten daraus zumindest theoretisch die Möglichkeit ab, dass gute Arbeitskräfte Produktivität und Pro-Kopf-BIP insgesamt anschieben werden.
Höhere Kaufkraft
Das Bruttoinlandeinkommen pro Kopf – nicht zu verwechseln mit dem BIP pro Kopf – hat in den letzten Jahren um 2,1% zugelegt. Dies sind Kaufkraftgewinne, die damit zu tun haben, dass sich das Verhältnis von Import- zu Exportpreisen zugunsten der Schweiz entwickelt.
Was genau die Verbesserungen in diesen so genannten Terms of Trade bewirkt hat, ist laut KOF nicht systematisch untersucht. Daher könne auch nicht gesagt worden, ob es sich dabei um versteckte Produktivitätsfortschritte handle, an denen der hohe Ausbildungsgrad von Zuwanderern einen Anteil hätte. (awp/mc/pg)