Pharmalobby sorgt sich um Zugang zum internationalen Arbeitsmarkt
Bern – Die Pharmaindustrie, als wichtigste Exportbranche der Schweiz, zeigt sich robust gegenüber der schwachen Konjunktur. Ein grösseres Risiko ist die Unsicherheit über die künftige Einwanderungspolitik der Schweiz.
Zu diesem Schluss kommt eine Studie der Forschungsinstitute Bakbasel und Polynomics, im Auftrag von Interpharma, dem Verband der forschenden pharmazeutischen Firmen der Schweiz.
Wie Stephan Vaterlaus, Geschäftsführer von Polynomics, vor den Medien in Bern aufzeigte, liegt der Anteil ausländischer Mitarbeitenden in der hiesigen Pharmaindustrie klar über demjenigen in der Gesamtwirtschaft.
Bei den drei Pharmakonzernen Roche, Novartis und Actelion stammten im Jahr 2010 60% der Mitarbeitenden aus dem Ausland. Bis ins Jahr 2014 stieg ihr Anteil auf 65%. In der Gesamtwirtschaft beträgt der Anteil ausländischer Arbeitskräfte dagegen lediglich 22%.
Hoher Bedarf an ausländischen Spezialisten
Gleichzeitig nimmt in der Pharmaindustrie auch der Bedarf an hochqualifizierten Arbeitskräften stetig zu. Während Mitarbeiter mit Hochschulabschluss im Jahr 2000 32% aller Beschäftigten ausmachten, stieg ihr Anteil bis 2011 auf 48%. Auch in dieser Statistik liegt die Zahl für die Pharmabranche klar über derjenigen der Gesamtwirtschaft.
Die Unsicherheit über die künftige Verfügbarkeit von internationalen Spezialisten, nannte Vaterlaus denn auch als einer der strukturellen Risiken für die Pharmaindustrie.
Konjunkturelle Risiken spielen laut der Studie dagegen eine untergeordnete Rolle. Im Zuge der Frankenaufwertung seit 2011 kam es zwar, wie in anderen Exportbranchen, auch zu einem Druck auf die Margen, der sich kurzfristig in gesunkenen Gewinnen niederschlug.
Hohe Produktivität
Doch die Pharmaindustrie hat im Branchenvergleich einen erheblichen Produktivitätsvorsprung. Mit einer Wertschöpfung von 332 CHF pro eingesetzter Arbeitsstunde war die Produktivität 2014 rund viermal höher als in der Gesamtwirtschaft. Als Gründe für die hohe Arbeitsproduktivität nennt die Studie die gute Kapitalausstattung sowie die hohe Innovationskraft und Produktionseffizienz.
Wie stark die Frankenaufwertung Mitte Januar auf die Produktivität drückt ist aus der Studie nicht ersichtlich, da lediglich Daten bis und mit 2014 erfasst wurden. Klar ist aber, dass die Bedeutung der EU als Absatzmarkt für die Pharmaindustrie seit 2007 abgenommen hat. In der gleichen Zeitspanne hat die Wichtigkeit des Dollarraums, also der USA und der Schwellenländer, für die Exporte klar zugenommen.
Die aktuelle Dollarstärke macht die Euroschwäche deshalb bis zu einem gewissen Grade wett. Während der Euro nach wie vor gut 10% unter dem Wert vor Aufhebung des Euro-Mindestkurses liegt, hat der Dollar in den vergangenen Monaten stark aufgewertet und liegt mittlerweile wieder über Parität zum Franken. (awp/mc/ps)