Pharmariese Takeda bietet Milliarden für Nycomed
Nycomed-CEO Håkan Björklund.
Tokio – In der Pharmaindustrie bahnt sich eine neue Milliarden-Übernahme an: Japans grösster Pharmakonzern Takeda will den Schweizer Arzneimittelhersteller Nycomed übernehmen, wie Nachrichtenagenturen am Donnerstag aus Branchenkreisen erfuhren.
Takeda bietet demnach mehr als 1 Billion JPY oder umgerechnet 11 Mrd CHF, teils ist auch von zwischen 12 und 13 Mrd die Rede. Die Verhandlungen seien bereits weit fortgeschritten, mit einer Bekanntgabe des Deals werde jedoch frühestens nächste Woche gerechnet. Die Gespräche könnten aber auch noch platzen, da noch keine Einigung erzielt worden sei. Takeda wollte sich zu dem Bericht nicht äussern. Zuvor hatte der Konzern allerdings erklärt, für künftige Geschäfte Schulden aufnehmen zu wollen. Gegenüber AWP wollte ein Nycomed-Sprecher keine Stellung nehmen: «Wir kommentieren Marktgerüchte grundsätzlich nicht.» Analysten sagten, die Übernahme passe in das Konzept von Takeda, das seine Präsenz in Europa und Wachstumsmärkten wie Russland und den Staaten der früheren Sowjetunion stärken will.
Nycomed mit 12’500 Beschäftigten
Das Zürcher Unternehmen Nycomed, das 2006 die Pharmasparte der deutschen Altana übernommen hatte, beschäftigt 12’500 Mitarbeiter. Es ist mehrheitlich im Besitz von vier Beteiligungsgesellschaften: Nordic Capital mit 41,2%, Credit-Suisse/DLJ Merchant Banking (25,6%), Coller International Partners (9,7%) und Avista (8,9%) sowie weitere Investoren (14,6%). Nycomeds Top-Produkt ist das Magenmittel Pantoprazol. Dessen Patentschutz war im Jahr 2009 in verschiedenen europäischen Ländern abgelaufen, was die Verkäufe schrumpfen liess. Stark wachsen konnte Nycomed hingegen in Schwellenländern. Russland und die GUS-Länder seien Nycomeds grösster Markt vor Brasilien.
Anhaltende Spekulationen am Markt
Im Jahr 2010 sank der Umsatz von Nycomed um 1,8% auf 3,17 Mrd EUR. Operativ rutschte das Unternehmen mit einem EBIT-Verlust von 44,2 Mio in die roten Zahlen. Dies wurde hauptsächlich auf den gesunkenen Bruttogewinn, die höheren Investitionen in neue Tochtergesellschaften und die Einführung des Medikamentes Daxas/Roflumilast bei Asthma bzw. Raucherhusten erklärt. Der EBITDA belief sich auf 774,9 Mio. An den Märkten wird bereits seit längerer Zeit darüber spekuliert, ob Nycomed verkauft oder an die Börse gebracht werden könnte. Nycomed-CEO Hakan Björklund hatte in diesem Jahr gesagt, für 2011 sei ein Börsengang sehr unwahrscheinlich. Takeda erzielte im Rechnungsjahr 2010 einen Nettoumsatz von 1’419 Bio JPY, ein Betriebsergebnis von 357 Bio und ein Reinergebnis von 248 Bio. (awp/mc/ps)