Novartis-CEO Joe Jimenez.
Basel – Der Pharmakonzern Novartis und einige deutsche Grosshändler liegen im Streit um die Höhe der Skonti. Ein Vertreter eines deutschen Grosshändlers bezeichnet in diesem Zusammenhang jede Art von Verschlechterung der Lieferbedingungen als existenziell. Demgegenüber hält Novartis u.a. fest, dass nicht mehr zeit- und marktgemässe Bedingungen angepasst würden und den Partnern ein Zinsvorteil gewährt werde, der ein Mehrfaches des aktuellen Marktzinses betrage.
Drei der fünf grossen Pharmagrosshändler – Phoenix Gehe (Celesio) und Sanacorp – erhalten wegen Auseinandersetzungen um Preiskonditionen keine Ware mehr aus der Schweiz. Wie lange die Händler die Apotheken noch bedienen können, ist laut Phoenix unsicher und abhängig von der Nachfrage nach den einzelnen Medikamenten. Grundsätzlich sei man aber noch lieferfähig, erklärte ein Phoenix-Vertreter am Donnerstag in Mannheim.
Novarts: Versorgung der Apotheken sichergestellt
Novartis sagte auf Anfrage, «die Versorgung der Apotheken und damit der Patienten war und ist zu jeder Zeit sichergestellt». Auch ein Sprecher der Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände betonte: «Momentan sind uns keine akuten Alarmmeldungen aus den Apotheken bekannt». Die Differenzen dürften aber nicht auf dem Rücken der Patienten ausgetragen werden. Laut Branchenkreisen sind Original-Präparate von Novartis in Deutschland von dem Lieferstopp betroffen, darunter ein Leukämie-Mittel, Blutdrucksenker und ein Mittel gegen spezielle Augenerkrankungen.
Neue Lieferbedingungen: Skonto als Knackpunkt
Bei dem Streit geht es um die Skonti, die Novartis den Grosshändlern bei Zahlung der Rechnungen innerhalb eines bestimmten Zeitraums gewährt. Novartis will die Skonti Branchenkreisen zufolge einseitig von durchschnittlich etwa 1,5% auf 0,5% senken. Insgesamt handle es sich um ein Volumen von 40 Mio EUR jährlich. «Jede Art von Verschlechterung geht in Bereiche, die wir uns existenziell nicht leisten können», sagte ein Sanacorp-Sprecher. Man gebe aber die Hoffnung nicht auf, einen Kompromiss zu finden. Das Unternehmen aus Planegg bei München wird seit Anfang November nicht mehr beliefert.
Phoenix behält sich rechtliche Schritte vor
Der grösste deutsche Pharmagrosshändler, Phoenix, der nach eigenen Angaben knapp die Hälfte der etwa 21’000 Apotheken in Deutschland beliefert, nannte die vor Novartis vorgelegten neuen Konditionen unangemessen. Seit Mitte November erhält das Mannheimer Unternehmen keine Ware mehr aus der Schweiz. Die Gespräche würden aber fortgesetzt, sagte eine Phoenix-Sprecherin. Zugleich behalten sich die Mannheimer nach eigenen Angaben rechtliche Schritte wegen des Lieferstopps vor und haben Novartis aufgefordert, die Aussendungen wieder aufzunehmen.
Zinsvorteil ist Mehrfaches des Marktzinses
Novartis erklärte auf Anfrage, die zum Teil viele Jahre alten Skonto-Regelungen seien nicht mehr zeit- und marktgemäss gewesen. Seit Anfang dieses Jahres würden mit den Partnern im Grosshandel die Prozesse optimiert und dazu gehöre auch eine Anpassung der Skonti-Regelungen. Diverse Unternehmen im Pharmagrosshandel bestellten bereits zu den angepassten Bedingungen und würden beliefert. Novartis komme seiner gesetzlichen Verpflichtung nach und beliefere den vollversorgenden Grosshandel. «Mit den neuen Konditionen gewähren wir unseren Partnern aufs Jahr hoch gerechnet einen Zinsvorteil, der ein Mehrfaches des aktuellen Marktzinses beträgt. Wir sind sicher, dass wir auch mit denjenigen Grosshändlern, mit denen wir derzeit noch im Gespräch sind, ein für beide Seiten akzeptables Paket schnüren können» erklärte Novartis auf Anfrage weiter.
Als ersten der grossen fünf Pharmagrosshändler in Deutschland hatte der Lieferstopp Mitte Oktober Gehe, der zu Celesio gehört, getroffen. Man verhandle weiter mit Novartis, sagte ein Sprecher. (awp/mc/upd/ps)