Zürich – Die Stimmung in der Schweizer Wirtschaft hat sich im Februar insgesamt verbessert. Der Einkaufsmanagerindex (PMI) für den Dienstleistungssektor schnellte wegen der Corona-Lockerungen in die Höhe. Der Wert für den Industriesektor kam zwar minimal unter dem Vormonatswert zu liegen, blieb damit aber auf relativ hohem Niveau.
Der PMI Industrie sank konkret im Berichtsmonat um 1,2 auf 62,6 Punkte, wie die Credit Suisse am Dienstag mitteilte. Der PMI Dienstleistungen stieg um 7,9 auf 64,3 Punkte und damit auf den höchsten Stand seit Pandemiebeginn. Bei der Interpretation der Resultate sei allerdings zu bedenken, dass die Umfrage vor der Eskalation der Krise in der Ukraine durchgeführt worden sei.
Der Index misst, wie optimistisch die Einkaufsmanager auf die zukünftige Wirtschaftsentwicklung blicken. Werte von über 50 Punkten deuten auf Wachstum hin. Auf dem Höhepunkt der Coronakrise war der Industrie-Index bis auf 41,2 Punkte abgesackt, jener für den Dienstleistungssektor sogar bis auf 21,4 Punkte. Die Grossbank berechnet den Index zusammen mit dem Branchenverband Procure.ch.
Boom weicht Normalisierung
Die Industrie halte sich weiterhin deutlich über der Wachstumsschwelle, aber die Boom-Phase scheine langsam in eine Normalisierung überzugehen, kommentierten die Ökonomen der CS die neusten Werte. Der Indikator für den Auftragsbestand gehe nun bereits seit einigen Monaten von seinem ausserordentlich hohen Niveau zurück. Die überfüllten Auftragsbücher aus den Pandemiejahren schienen also langsam abgearbeitet zu sein, und die Nachfrage befinde sich auf dem Weg der Normalisierung.
Gleichwohl suchen viele Unternehmen händeringend nach Personal. Die PMI-Subkomponente Beschäftigung notiere so hoch wie seit März 2018 nicht mehr, ein Drittel der Teilnehmer stelle neue Mitarbeiter ein, so die Mitteilung weiter. Die Lieferkettenproblematik entspanne sich zudem weiter, indessen sei bei den steigenden Preisen vorerst noch keine grosse Linderung zu erwarten.
Stellenabbau kein Thema mehr
Im Dienstleistungssektor habe sich die Geschäftstätigkeit mit der Aufhebung fast aller Einschränkungen einschliesslich der Zertifikatspflicht im Februar sehr positiv entwickelt. Parallel dazu hätten auch die Neuaufträge kräftig zugenommen. «Der Ausblick für den Dienstleistungssektor hellt sich also deutlich auf», so das Fazit der CS-Ökonomen. Entsprechend denke praktisch kein Betrieb mehr an einen Stellenabbau.
Von AWP befragte Ökonomen hatten im Vorfeld einen leicht höheren Industrie-PMI erwartet, bei den Dienstleistungen wurden die Erwartungen hingegen zum Teil deutlich übertroffen.
Am Vortag war mit dem KOF Konjunkturbarometer ein zweiter wichtiger Frühindikator publiziert worden. Dieser fiel um 2,2 auf 105,0 Punkte. Damit stehe er allerdings noch immer deutlich über seinem Durchschnittswert von 100, wurde dazu von der KOF betont. (awp/mc/ps)