Zürich – Die Stimmung in der Schweizer Wirtschaft hellt sich weiter auf. Somit mehren sich zwar die Anzeichen, dass der letzte Coronataucher rasch aufgeholt wird. Dennoch werden nur zögerlich neue Mitarbeiter angestellt.
Im ersten Quartal 2021 dürfte die Schweizer Wirtschaft unter der Pandemie nochmals markant gelitten haben. Ökonomen gehen davon aus, dass das Bruttoinlandprodukt (BIP) wegen der neuerlichen Lockdown-Massnahmen in dieser Periode geschrumpft ist.
Die grosse Hoffnung war, dass sich dies im Verlauf des zweiten Quartals und in der zweiten Jahreshälfte ändern wird. Und dass somit im Gesamtjahr ein sattes Wachstum resultieren wird, welches den Rückgang des BIP im 2020 infolge der Seuche mehr oder weniger ausgleicht.
Diese Hoffnungen sind nun wahrscheinlicher geworden. Denn gleich zwei Frühindikatoren für die Schweizer Wirtschaft deuten auf eine schnelle Erholung hin.
So hat sich das KOF-Konjunkturbarometer, welches Ende der letzten Woche veröffentlicht wurde, im April weiter belebt und ist auf einen historischen Höchststand geklettert. Es sprang um 16,0 Zähler auf 134,0 Punkte. Somit wurden auch die Werte übertroffen, die in der Erholungsphase von der Finanzkrise erreicht wurden.
Das zweite wichtige Konjunktursignal, der Einkaufsmanager-Indizes (PMI), zeigt nun am Montag ein ähnliches Bild. Auch dieser Stimmungsindikator deutet auf eine rasche Erholung hin.
Industrie als Konjunkturlokomotive
Als eigentliche Konjunkturlokomotive entpuppt sich bei beiden Frühindikatoren die Industrie. Der Industrie-PMI stieg im April prompt saisonbereinigt zum Vormonat um 3,2 auf 69,5 Punkte und damit auf den höchsten Stand seit Beginn der Erhebung im Jahr 1995. Der Dienstleistungs-PMI legte zwar ebenfalls zu (um 2,1 auf 57,6 Zähler), ist aber vom Niveau des Industrie-PMI weit entfernt.
Die Indizes messen, wie optimistisch die Einkaufsmanager auf die zukünftige Wirtschaftsentwicklung blicken. Werte von über 50 Punkten deuten auf Wachstum hin. Auf dem Höhepunkt der Coronakrise im letzten Frühling war der Industrie-Index auf 41,2 Punkte abgesackt, jener für den Dienstleistungsbereich auf gegen 20 Punkte.
Generell sei die Dynamik im Dienstleistungssektor nach wie vor geringer als in der Industrie, teilte die Credit Suisse, die den Index zusammen mit dem Branchenverband Procure.ch. berechnet, am Montag mit. Das habe damit zu tun, dass dieser Wirtschaftszweig stärker vom Binnenkonsum abhänge – und dieser nach wie vor von der Pandemie und den Lockdown-Massnahmen gebremst werde.
Dies gilt tendenziell auch für die Industrie-KMU. Im Vormonat hatte der Industrie-PMI, der von Raiffeisen erstellt wird, erstmals nach acht Monaten wieder die Marke von 50 Punkten überschritten, nun kam er bei 58,4 Punkten zu liegen – und damit nach wie vor klar unterhalb des Industrie-PMI der grossen Firmen.
Zurückhaltung bei Personalsuche
Der Aufschwung in der Industrie sei zwar breit abgestützt, heisst es in der Mitteilung der CS weiter. Der Rekordstand sollte laut den CS-Ökonomen aber «angesichts des starken Einbruchs während der Corona-Pandemie» nicht überinterpretiert werden.
Dazu passe, dass die Unternehmen sich bei der Anstellung von zusätzlichem Personal zurückhielten. Dies könnte laut den Experten damit zusammenhängen, dass es «eine gewisse Skepsis» gebe zur Dauer des Booms.
Auch die Dienstleistungsunternehmen seien zögerlich, neues Personal einzustellen, so die Mitteilung weiter. Immerhin sei im April aber erstmals seit 14 Monaten der Personalabbau gestoppt worden.
Ins Bild passt eine neuerliche Publikation der KOF. Demnach hat sich Beschäftigungsdynamik zwar verbessert, sie liege aber noch immer im negativen Bereich. Getrübt wird das Bild etwa durch das Gastgewerbe, wo von einer Erholung nach wie vor kaum etwas zu spüren sei. (awp/mc/ps)