Politischer Früheinsteiger Jon Pult will in den Bundesrat

Politischer Früheinsteiger Jon Pult will in den Bundesrat
Jon Pult, Bündner SP-Nationalrat mit Bundesratsambitionen. (Bild: jonpult.ch/)

Bern – SP-Nationalrat Jon Pult will in den Bundesrat. Der dreisprachige Bündner ist unter den bisher vier Interessenten an der Nachfolge von Alain Berset mit Abstand der Jüngste. Er hat allerdings schon zwanzig Jahre aktiver Politik hinter sich.

Als Bundesrat wolle er den Zusammenhalt der Schweiz stärken, sagte der 38-jährige Pult bei der Bekanntgabe seiner Kandidatur am Montag vor den Medien in Bern. Damit das Land in seiner Vielfalt funktioniere, brauche es den Zusammenhalt.

Dreisprachiger Bündner
Pult redete in allen vier Landessprachen mit den Medienschaffenden. Es gehe ihm um die Kohäsion zwischen den Sprachregionen, aber auch zwischen Stadt und Land und zwischen unterschiedlichen Lebensrealitäten. sagte er. Seine Zeit als Student und später als Kommunikationsberater in Zürich habe ihn ebenso geprägt wie der Kulturraum der Alpen. Heute lebe er mit seiner Frau «zwischen Chur und Bern».

Sich selbst bezeichnet Pult als dreisprachigen Bündner: «Ich habe mit meiner Mutter Italienisch und mit meinem Vater Romanisch gesprochen.» In der Schule habe er dann praktisch nur noch Deutsch gesprochen. «Deutsch ist heute meine Hauptarbeitssprache, aber ich träume dreisprachig».

Seit 20 Jahren in der Politik
Pult stieg vor rund 20 Jahren in die Politik ein, im Alter von 19 Jahren. Er habe von Grund auf gelernt, wie die politische Schweiz funktioniert, sagte Andri Perl, Präsident der SP Graubünden «Er hat die klassische Ochsentour hinter sich.» Und Pult könne sich in allen Landessprachen allen verständlich machen.

«Er brennt für seine Anliegen: Die Menschen, eine gerechte Gesellschaft, ein gutes Zusammenleben», sagte Nationalrätin Sandra Locher Benguerel (SP/GR) über ihren politischen Weggefährten. Sie lobte Pult als «Schweizer Weltbürger» als Persönlichkeit mit Überzeugungskraft und brillanten Strategen.

Grösste Herausforderungen sind in den Augen von Pult die Reform des Gesundheitswesens sowie die Klima- und die Europapolitik. Das Gesundheitswesen möchte Pult «mehr auf die Gesundheit und weniger auf das Geschäft ausrichten». Ansetzen müsse man bei den Kosten und bei einer gerechteren Finanzierung.

Ausgestreckte Hand statt erhobener Finger
Eine «Politik der ausgestreckten Hand» statt «eine Politik des erhobenen Zeigefingers» fordert Pult für das Erreichen der Klimaziele. Nötig für die Energiewende seien nicht Zumutungen und Schuldzuweisungen, sondern Investitionen und Perspektiven. Die Menschen bräuchten Unterstützung beim ökologischen Umbau.

Eine stärkere Integration der Schweiz in den europäischen Binnenmarkt müsste nach Pults Ansicht von innenpolitischen Reformen begleitet werden, um entstehende Nachteile zu kompensieren. Auf eine Journalistenfrage bekannte sich Pult klar zum Lohnschutz.

2022 gehörte Pult zu den Autoren eines Europapapiers der SP, in dem ein Beitritt zur EU als Fernziel definiert wird. Als allfälliges Regierungsmitglied wäre seine Rolle eine völlig andere, sagte er: «Es ist mir total bewusst, dass die Mehrheit der Schweizerinnen und Schweizer nicht der EU beitreten will. Das würde ich akzeptieren.» Zugleich sei er überzeugt, dass eine Mehrheit stabile Beziehungen zur EU wolle.

Langjährige politische Erfahrung
Obwohl bisher noch ohne Exekutivamt, verfügt der studierte Historiker Pult über langjährige politische Erfahrung. Sein Weg begann bei den Jungsozialisten: Bereits 2004 wurde er ins Churer Stadtparlament gewählt, 2010 in den Graubündner Grossen Rat. 2009 bis 2016 präsidierte er die SP Graubünden. Zurzeit gehört er zum Vizepräsidium der SP Schweiz.

Der 38-Jährige sitzt seit 2019 im Nationalrat und präsidiert die Kommission für Verkehr und Fernmeldewesen. Diese ist unter anderem für die Verkehrs- und die Medienpolitik zuständig. Nationale Bekanntheit erlangt hat Pult als Präsident des Vereins Alpen-Initiative, der sich für den Gütertransport per Bahn einsetzt.

Vor Pult haben bereits der Basler Regierungspräsident und frühere Nationalrat Beat Jans, der Berner Nationalrat Matthias Aebischer und der Zürcher Ständerat Daniel Jositsch, alle von der SP, ihre Kandidatur für Bersets Nachfolge angekündigt. Am 25. November wird die SP-Fraktion das Bundesratsticket nominieren. (awp/mc/ps)

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