Zürich – In der Zeit des Weihnachts-Shoppings haben Taschendiebe Hochsaison. Für die Beklauten heisst das: Wenn das Portemonnaie geklaut wird, ist nicht nur das Geld weg. Man muss auch alle Bank- und anderen Kärtchen ersetzen. Und das geht ins Geld. Zwischen 190 und 355 Franken Gebühren muss ein Diebstahlopfer nur schon für ein übliches Portemonnaie hinblättern. Noch nicht eingerechnet sind das Bargeld und persönliche Dinge.
Über 34‘000 Taschendiebstähle hat die Polizei letztes Jahr registriert, Tendenz steigend. Und jetzt ist wieder Hochsaison für die Langfinger, wenn die Schweiz, ja die halbe Welt, im Shoppingfieber für Weihnachten steckt. Das Gedränge bietet traurigerweise ideale Bedingungen für Taschendiebe: Sonntagsverkäufe locken scharenweise Kunden an, abends trägt man im Halbdunkeln taschenweise Geschenke nach Hause. Die Polizei warnt jeweils vor Dieben.
Nicht nur Geld weg
Dies aus gutem Grund: Wenn das Portemonnaie gestohlen wird, ist nicht nur das Geld weg. Es entstehen auch happige Kosten, wenn man all die wichtigen Karten ersetzen muss. Der Internet-Vergleichsdienst comparis.ch hat für ein Portemonnaie mit üblichem Inhalt (siehe «Berechnung») diese Kosten berechnet – und ist auf einen Betrag von 190 bis 355 Franken gekommen:
Auffällig: Amtliche Dokumente sind häufig teurer zu ersetzen als die übrigen Kärtchen. Eine neue Identitätskarte kostet 70 Franken, die Gebühren für einen Fahrausweis unterscheiden sich je nach Kanton zwischen 15 und 70 Franken. Auch bei den Banken können schon bei einer normalen Maestro-Karte ähnlich hohe Kosten anfallen. «Häufig müssen die bestohlenen Bankkunden doppelt bezahlen – für die Sperrung der alten Karte und für das Ausstellen einer neuen», sagt Felix Schneuwly, Mediensprecher von comparis.ch.
Günstig sind demgegenüber neue Abos für den ÖV, nämlich bloss 30 Franken. Die Versichertenkarte der Krankenkasse ist kostenlos. Auch Kundenausweise wie Supercard oder Cumulus wer-den gratis ersetzt. Wenn jedoch mit einer Kundenkarte bezahlt werden kann, verlangen gewisse Anbieter 10 Franken für den Ersatz.
Gebühren auch für einen neuen Studentenausweis
Noch nicht eingerechnet ist das gestohlene Bargeld. Laut der Comparis-Umfrage vom letzten Sommer hat jeder zweite Portemonnaie-Besitzer mindestens 70 Franken dabei. Das dürfte jetzt in der Shopping-Zeit noch mehr sein. Und auch die Kosten für das Portemonnaie selber muss ein Bestohlener natürlich zum Schaden dazurechnen.
Zu berappen hat man nach einem Diebstahl zudem weitere individuelle Kosten. Studenten zum Beispiel müssen ihren Studentenausweis ersetzen. Einige Hochschulen verrechnen dafür 25 Franken. Nicht zu vergessen die weichen Faktoren: «Wer besondere Erinnerungen im Portemonnaie hatte, muss auf diese verzichten. Auch deshalb ist ein Diebstahl ärgerlich», sagt Felix Schneuwly von comparis.ch.
Was übernimmt die Hausratversicherung?
Damit die Hausratversicherung nach einem Taschendiebstahl einspringt, muss die Zusatzdeckung «Einfacher Diebstahl auswärts» eingeschlossen sein. Ist dies der Fall, kommen die meisten Hausratversicherungen nicht nur für die gestohlenen Wertsachen auf, sondern auch für die Kosten, wenn gestohlene Bankkarten und Ausweise ersetzt werden müssen. Dabei braucht es in den meisten Fällen einen Polizeirapport. Wird einem also das Portemonnaie geklaut, ist ein Gang zur Polizei unumgänglich. Sitzen bleiben die Bestohlenen auf alle Fälle auf dem Betrag des Selbstbehaltes. Das sind in der Regel 200 Franken. Und auch das gestohlene Bargeld ersetzt die Versi-cherung nicht. Deswegen und vor allem wegen all dem Ärger gilt: «Besser als jede Versicherung ist es, auf seine Wertsachen aufzupassen und zum Beispiel nur das Wichtigste zum Weihnachts-Shopping mitzunehmen», sagt Felix Schneuwly.
Portemonnaie gestohlen – die Checkliste
Was muss ich tun, wenn mir das Portemonnaie geklaut wird? Welche Behörden muss ich informieren? Wie sperre ich die Kreditkarte? comparis.ch hat für die Zeit des Weihnachts-Shoppings alles Wichtige zusammengestellt, was Diebstahlopfer wissen müssen.
Die Checkliste ist abrufbar unter folgendem Link: www.comparis.ch/news/default
Berechnung:
Der definierte «übliche Inhalt» orientiert sich an den Karten-Typen, die in einer Umfrage vom vergangenen Sommer (Medienmitteilung vom 23. Juli 2013) von mehr als 30 Prozent der Portemonnaie-Besitzer genannt wurden. Die angegebenen Preisspannen beziehen sich auf die wichtigsten Anbieter und Behörden, die comparis.ch für diese Berechnung angefragt hat. Natürlich sind diese Kosten nicht für sämtliche Schweizerinnen und Schweizer gleich hoch. Dennoch bietet die Aufstellung eine Grössenordnung, an der man sich orientieren kann.