Schweizer Post steht besser da als vor der Pandemie – Investitionen nötig
Bern – Die Post hat im zweiten Corona-Jahr die finanziellen Folgen der Pandemie abfedern können und steht sogar besser da als davor. Der Druck im Brief- und Finanzgeschäft bleibt jedoch bestehen. Bei der neuen Strategie sieht sich das Unternehmen bestärkt, weiterhin soll investiert werden.
Der Konzerngewinn betrug 457 Millionen Franken (Vorjahr: 178 Millionen Franken), das Betriebsergebnis (Ebit) liegt mit 515 Millionen Franken um 257 Millionen Franken über jenem des Vorjahres. Es sei das beste Ergebnis seit 2017, sagte Post-Chef Roberto Cirillo am Donnerstag vor den Medien in Bern. Das erste Jahr der neuen Strategieperiode «Post von morgen» zeige damit erste Erfolge.
Zu den grossen Herausforderungen der Post gehörten das negative Zinsumfeld bei Postfinance, rückläufige Schaltergeschäfte, ein weiterer Rückgang bei der Anzahl Briefe und ein gleichzeitiger Anstieg der Paketmengen hiess es. Letztere könnten die Ergebnisrückgänge aus der sinkenden Briefmenge nicht kompensieren, hiess es.
Investitionen nötig
Doch man wolle ohne Subventionen die ganze Schweiz auch in Zukunft versorgen, sagte Cirillo. Dazu seien Investitionen in die Infrastruktur und in die digitalen Angebote nötig, denn diese ermöglichten auf lange Sicht Gewinne. Damit richte man sich auf die Bedürfnisse der Kundinnen und Kunden aus. Die Digitalisierung des Service public hatte vor Kurzem auch eine Expertengruppe zur Zukunft der Post ab 2030 gefordert.
Der neue Post-Verwaltungsratspräsident und alt-SP-Ständerat Christian Levrat stiess ins gleiche Horn: Die physischen Dienstleistungen der Post sollten mit der digitalen Dimension ergänzt werden. Dieser «intelligente Mix», der auch durch gezielte Zukäufe erfolgen soll, solle einen Mehrwert für die Schweizer Wirtschaft schaffen, sagte Levrat.
Finanzchef Alex Glanzmann erklärte, die Post stehe auf einem guten Fundament. Bis zum Ende der Strategieperiode 2024 sollen insgesamt 4 Milliarden Franken investiert werden.
Bei den Zukäufen müsse in die Kernkompetenzen Logistik und Kommunikation, insbesondere die digitalen Geschäftsmodelle investiert werden, um auf dem Markt bestehen zu können. Damit solle letztlich sichergestellt werden, dass die Post die Grundversorgung ohne Subventionen ermöglichen könne. Elf Akquisitionen führten 2021 zu einem zusätzlichen Betriebsertrag von 92 Millionen Franken, so Glanzmann.
Postauto wegen Corona entschädigt
Das Ergebnis des Bereichs Mobilitäts-Services (Postauto und Post Company Cars) 2021 liegt mit 18 Millionen Franken um 81 Millionen Franken über dem Ergebnis des Vorjahres. Der Hauptgrund dafür sei, dass Bund und Kantone Postauto für die coronabedingten Ertragsausfälle im Regionalverkehr entschädigen hätten.
Postfinance erzielte mit einem Betriebsergebnis von 272 Millionen Franken ein Plus von 110 Millionen Franken, dazu hätten auch die Anlagegeschäfte beigetragen. Der Anteil Kundenvermögen sank gegenüber dem Vorjahr um 10,5 Prozent auf 111 Milliarden Franken.
Zwar seien es 110’000 Kunden weniger als vor einem Jahr, doch habe die Anzahl Transaktionen signifikant zugenommen, hiess es. Negativ auf das Ergebnis wirkten sich die Negativzinsen, das Kreditvergabeverbot und die grosse Eigenkapitalunterlegung aus. Der Zinsertrag sank um 14 Millionen Franken.
Im Logistikgeschäft erzielte die Post mit 465 Millionen Franken ein stabiles Ergebnis (minus 5 Millionen Franken gegenüber 2020). Die riesigen Paketmengen seien dank dem boomenden Onlinehandel und dem Lockdown Anfang 2021 erneut um fast 10 Prozent auf 202 Millionen Pakete gestiegen und für die Post eine Herausforderung gewesen.
Dank dieser Entwicklung und Zukäufen von Firmen konnte der Bereich Logistik-Services den Ertrag im letzten Jahr um 127 Millionen Franken steigern. Wegen der grossen Paketmengen sind bis 2030 Investitionen von rund 1,5 Milliarden Franken in die Infrastruktur im Bereich Logistik vorgesehen.
Weniger Schalter-Einzahlungen und Briefe
Bei Postnetz sank das Betriebsergebnis um 68 Millionen Franken. Der Betriebsertrag lag bei 613 Millionen Franken. Einzahlungen am Schalter nahmen um 12,1 Prozent ab und es wurden 3,3 Prozent Briefe weniger aufgegeben. Postnetz sei nun bei 800 Filialen stabilisiert und für Drittanbieter geöffnet worden.
Im 2021 neu geschaffenen Konzernbereich Kommunikations-Services wies einen Betriebsverlust von 80 Millionen Franken aus. Investitionen hätten zum negativen Finanzergebnis geführt, sollten aber langfristig zum Wachstum beitragen.
Für die Gewerkschaft Syndicom ist es angesichts des guten Ergebnisses Zeit, die immense Last auf den Schultern der Angestellten zu reduzieren, wie es in einer Mitteilung hiess. Gute Arbeitsbedingungen und Löhne seien ein Muss, das Geld dazu sei vorhanden und müsse auch ins Personal investiert werden. (awp/mc/ps)