Post mit rückläufigem Konzerngewinn
Bern – Die Post kämpft mit rückläufigen Briefmengen und Margendruck im Pakethandel. Der Konzerngewinn für die ersten drei Quartale 2016 liegt mit 466 Mio CHF um 37 Mio CHF unter dem Vorjahreswert. Auch das Betriebsergebnis (EBIT) ist rückläufig, wie die Post am Donnerstag mitteilte. Dieses sank von 640 auf 593 Mio CHF. Der Betriebsertrag liegt mit 6,04 Mrd CHF in etwa auf Vorjahresniveau (6,02 Mrd CHF).
Hauptgrund für die rückläufige Ergebnisentwicklung sei das tiefere Ergebnis im Kommunikations- und Logistikmarkt, schreibt der Konzern. Der Mengenrückgang bei den adressierten Briefen habe sich verschärft. Die Anzahl sank in den ersten neun Monaten um fast 4%.
Margen im Paketmarkt unter Druck
Bei den verschickten Paketen konnte die Post zwar um 5,6% zulegen. Trotzdem nahm auch in diesem Bereich das Betriebsergebnis ab. Die Margen seien aufgrund der Konkurrenz im Paketmarkt unter Druck, sagte Post-Sprecher Oliver Flüeler der sda. Zudem habe die Post in diesem Bereich insbesondere im Online-Handel viel investiert und das Angebot mit neuen Dienstleistungen wie Paketautomaten erweitert.
Kritik an neuer Berechnung
Mit ein Grund für die schlechteren Zahlen bei Kommunikation und Logistik ist aber auch eine neue interne Leistungsverrechnung. Konkret wird unter anderem das Netz mit Paketautomaten und Postfachanlagen neu dem Bereich «Poststellen und Verkauf» angerechnet, wie Flüeler ausführt.
Die Gewerkschaft syndicom kritisiert die neue Berechnung scharf. Die Post versuche mit buchhalterischen Umlagerungen gezielt das Ergebnis von «Poststellen und Verkauf» zu verschlechtern. Damit wolle die Post eine Legitimation für Poststellenschliessungen schaffen. Der Vorwurf sei absurd, kontert Post-Sprecher Flüeler.
67% weniger Briefe, 43% weniger Pakete seit dem Jahr 2000
Treiber der Entwicklung im Postnetz sei nicht die Buchhaltung sondern die Digitalisierung der Gesellschaft und das veränderte Kundenverhalten. «Seit 2000 werden in den Poststellen 67% weniger Briefe sowie 43% weniger Pakete aufgegeben und 37% weniger Einzahlungen getätigt», so Flüeler. Auf diese Entwicklung reagiere die Post mit dem Umbau des Postnetzes.
Besser als in den Bereichen Logistik und Kommunikation schneidet die Post im Personenverkehrsmarkt ab. PostAuto konnte das Betriebsergebnis um eine Million auf 30 Mio CHF steigern. Mit ein Grund seien die tiefen Treibstoffpreise, schreibt die Post. Der Preisdruck bleibe aber auch in diesem Bereich unverändert, weil die öffentliche Hand Mittel kürze.
PostFinance: Negativzinsen drücken das Ergebnis
Ebenfalls ein höheres Betriebsergebnis (EBIT) als im Vorjahr verzeichnet mit 410 Mio CHF die Post-Tochter PostFinance. Dies allerdings nur dank nicht wiederkehrenden Erträgen aus dem Verkauf von Aktienbeständen und einer Beteiligung. Ohne diese Sondereffekte wäre das Ergebnis gesunken, insbesondere aufgrund der stark rückläufigen Zinsergebnisse.
Der negative Trend im operativen Geschäft der PostFinance werde sich in den kommenden Jahren fortsetzen, schreibt die Post. Denn aufgrund des Kreditverbots sei es im aktuellen Negativzinsumfeld immer schwieriger, die Kundengelder noch profitabel anzulegen. Die PostFinance kämpft seit Jahren gegen das Verbot, das ihr die Vergabe von Krediten und Hypotheken untersagt.
Weniger Gewinn erwartet
Auch für die Aussichten des gesamten Konzerns zeigt sich die Post eher pessimistisch. Zwar rechne man damit, dass die finanziellen Ziele des Bundes 2016 erreicht werden. Im gegenwärtigen angespannten Umfeld werde es aber zunehmend schwieriger, diese zu erfüllen. Für das ganze Jahr erwartet die Post einen Konzerngewinn unter dem Niveau des Vorjahres. (awp/mc/pg)