Post: Postauto-Affäre belastet Konzernergebnis

Post: Postauto-Affäre belastet Konzernergebnis
Post-Verwaltungsratspräsident Urs Schwaller. (Foto: Post)

Bern – Die Subventionstrickserei bei PostAuto hat die Post in den «Ausnahmezustand» versetzt und den Konzerngewinn verhagelt. 2017 standen unter dem Strich 420 Millionen Franken, fast ein Viertel weniger als 2016. Verwaltungsratspräsident Urs Schwaller versprach schonungslose Aufklärung der Affäre.

Der ehemalige CVP-Politiker will mit eisernem Besen kehren. An der Bilanzmedienkonferenz sagte Schwaller am Donnerstag in Bern, um jeglichen Zweifel an der Unvoreingenommenheit der externen Untersuchung durch das Anwaltsbüro Kellerhals Carrard und die Wirtschaftsprüfer von EY auszuräumen , habe er drei unabhängige externe Experten beigezogen.

Das Gremium besteht aus dem ehemaligen Direktor der Eidgenössischen Finanzkontrolle, Kurt Grüter, dem eremitierten Strafrechtsprofessor der Universität Zürich, Andreas Donatsch, sowie Felix Uhlmann, Professor für Staats- und Verwaltungsrecht ebenfalls an der Universität Zürich.

Berichte werden veröffentlicht
Diese Experten sollen die Untersuchung eng begleiten und am Schluss Bericht erstatten. Schwaller wollte vorwärts machen. Wichtig sei, dass die Untersuchung losgelöst vom Konzern stattfinde. Er erwarte die Prüfberichte und den Expertenbericht in der ersten Jahreshälfte. Anschliessend würden die Berichte veröffentlicht. Hinterher würden Konsequenzen gezogen, organisatorische und personelle. Nicht der geringste Verdacht einer Vertuschung durch die Post dürfe aufkommen.

Die ganze Affäre bei PostAuto ist für Schwaller «nicht akzeptabel». Die Post sei «im Ausnahmezustand» und müsse das verlorene Vertrauen zurückgewinnen. Er wolle «eine ehrliche Post, auf die sich die Menschen in allen Bereichen ohne jeden Zweifel auch in Zukunft verlassen können». Die schonungslose Aufklärung sei nicht zuletzt für die gut 60’000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zentral.

Verwaltungsstrafverfahren begrüsst
Der Verwaltungsratspräsident begrüsste das eingeleitete Verwaltungsstrafverfahren durch das Bundesamt für Polizei (Fedpol), das der Bundesrat auf Antrag des Departements für Umwelt, Verkehr, Energie und Kommunikation (UVEK) beschlossen hatte. Dieses gehe allen anderen Verfahren vor und die Post werde es «vollumfänglich unterstützen».

Postchefin Susanne Ruoff erklärte, die Post durchlebe eine Krise. Und in einer Krise brauche es Führung, weshalb sie auf dem Posten bleibe. Sie habe das Vertrauen des Verwaltungsrats.

Rückstellungen belasten PostAuto
Für die unrechtmässigen Bilanztricksereien 2007 bis 2015 muss die Post dem Bund 78,3 Millionen Franken Subventionen zurückzahlen. Zudem nimmt PostAuto für eventuelles Fehlverhalten 2016 und 2017 Rückstellungen von rund 30 Millionen Franken vor. Damit kippt das Betriebsergebnis mit 69 Millionen Franken ins Minus. Der Umsatz sank auf 836 Millionen Franken.

Gewinn von 549 Mio Franken bei PostFinance
Nicht nur die tricksende Bustochter PostAuto setzte der Post 2017 zu. Bei der Bank PostFinance sank der Ertrag aus dem wichtigsten Standbein Zinsgeschäft um 117 Millionen Franken. Dank des Verkaufs von zwei Aktienportfolios schaute aber ein Gewinn von 549 Millionen Franken heraus, 7 Millionen mehr als 2016. Auch Werterholungen trugen zum besseren Ergebnis bei.

Weniger Briefe aber mehr Pakete
Die Briefpost PostMail stand weiterhin unter Druck durch die digitale Kommunikation. Das Volumen der adressierten Briefe sank um 4,2 Prozent und auch Zeitungen wurden 2,9 Prozent weniger zugestellt. Dennoch konnte PostMail mit Dienstleistungen auf der letzten Meile den Gewinn auf 370 Millionen Franken steigern nach 317 Millionen im Vorjahr.

Im Paketgeschäft PostLogistics liess der Onlinehandel die Paketflut anschwellen. PostLogistics stelle 130 Millionen Pakete zu, 6,2 Prozent mehr als im Vorjahr. Der Gewinn wuchs um 2 Millionen auf 119 Millionen Franken. Das Marktumfeld dabei war herausfordernd, neue Mitbewerber drängten auf den Markt. PostLogistics baut bis 2020 drei neue regionale Paketzentren.

Verlust im Postnetz gesenkt
Im Postnetz resultierte weiterhin ein Verlust. Immerhin verminderte er sich um 34 Millionen Franken auf 159 Millionen. Der Umsatz nahm ab, weil 7 Prozent weniger Briefe und 6,5 Prozent weniger Zahlungen am Schalter abgewickelt wurden. Der Umbau der Poststellen geht weiter. 2017 gab es aber 3870 und damit mehr Zugangspunkte zur Grundversorgung durch die Post. Gemäss Postchefin Ruoff wird das Netz weiterhin sorgfältig überholt, wozu das Unternehmen 2017 über 500 Gespräche mit Gemeinden führte, 130 Informationsanlässe durchführte und 52 Mal die Kantone besuchte.

Swiss Post Solutions, die digitale Abteilung für Geschäftskunden, baute das Geschäft wie schon seit fünf Jahren aus. Mit dem Dokumentenmanagement erwirtschaftete die Post einen Gewinn von 25 Millionen Franken.

Im Gesamtkonzern sank der Umsatz 2017 von 8,18 Milliarden auf 7,99 Milliarden Franken. Von ihrem Gewinn führt die Post 200 Millionen Franken an den Besitzer, den Bund ab. (awp/mc/pg)

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