Bern – Die Schweizerische Post kündigte im Herbst 2016 an, in den nächsten vier Jahren rund 600 weitere Poststellen schliessen zu wollen. Seit Anfang Jahr teilte die Post häppchenweise pro Kanton mit, wie es weitergeht. Nun ist die erste Überprüfung abgeschlossen.
Gemäss einer Rechnung der Nachrichtenagentur sda sind 763 Poststellen in der ganzen Schweiz zumindest bis ins Jahr 2020 gesichert. Weitere 456 Filialen will die Post weiter überprüfen und danach über deren Zukunft entscheiden. Zusätzlich will der Gelbe Riese maximal 387 neue Zugangsmöglichkeiten schaffen.
Parlament handelt
Die geplante vermehrte Umstellung von klassischen Poststellen hin zu sogenannten Agenturen sorgt für Unmut in der Bevölkerung. Auch das Parlament handelt. Es verlangt von der Post, dass sie besser auf die Bedürfnisse der unterschiedlichen Nutzergruppen Rücksicht nimmt.
Die beiden Räte haben zwei gleichlautenden Motionen zugestimmt, die fordern, dass die Post in allen ganzjährig bewohnten Siedlungen zugestellt wird. Heute kann die Post auf eine Zustellung verzichten, wenn eine Siedlung aus weniger als fünf Häusern auf einer Hektare besteht oder wenn der Weg zu einem Haus länger als zwei Minuten dauert. Stattdessen kann die Post die Sendungen beispielsweise in einem Postfach hinterlegen.
Bundesrat tritt auf Bremse
Der Bundesrat muss nun die Postverordnung so ändern, dass die im Postgesetzes vorgesehenen Ausnahmen nicht mehr dazu führen, dass die Einwohner von ganzjährig bewohnten Siedlungen von jeglicher Zustellung ausgeschlossen werden. Er tut dies gegen seinen Willen.
Das Volumen der Poststellen sinke jedes Jahr, sagte Postministerin Doris Leuthard. Die Post müsse die Möglichkeit haben, darauf zu reagieren. Eine Möglichkeit sei, unverhältnismässig lange Wegzeiten zu vermeiden. Post-Bashing sei derzeit in Mode, sagte Leuthard mit Bedauern. Dabei erfülle das bundesnahe Unternehmen alle gesetzlichen Aufträge. «Wenn sie mehr wollen, dann hat das ein Preisticket.» (awp/mc/ps)