Bern – Bis 2020 will die Post bei den Abteilungen Finanzen, Personal und Kommunikation bis zu 30% an Kosten sparen. Eine Post-Sprecherin bestätigte entsprechende Berichte in der Sonntagspresse. Mit einem Stellenabbau sei zu rechnen.
Die genaue Anzahl der betroffenen Mitarbeiter stehe heute aber noch nicht fest, erklärte Post-Sprecherin Nathalie Dérobert auf Anfrage der Nachrichtenagentur sda. Die 30% «Einsparungsambition» sei lediglich ein «Richtwert».
«Nicht jede dritte Stelle betroffen»
«Das heisst in keiner Weise, dass jede dritte Stelle oder gar 30% des Personalbestandes abgebaut werden», wurde Post-Sprecher Oliver Flüeler in der «Sonntagszeitung» zitiert. So «sind beispielsweise in der Kommunikation die Sachkosten klar höher als die Personalkosten», gab er im «SonntagsBlick» als Beispiel. Der Nachrichtenagentur sda lag diese Stellungnahme am Sonntag vor.
«Bei der Kommunikation und im Marketing sind die Ausgaben für die Werbung deutlich höher als die Personalkosten. So diskutieren wir darüber, ob wir gewisse Hefte künftig nur noch per Mail und Online veröffentlichen, um Druckkosten zu sparen. Auch die Kürzung der Werbebudgets steht zur Debatte», gab Dérobert am Sonntag ein Beispiel.
Ein Stellenabbau werde im Rahmen des Gesamtarbeitsvertrages Post und des Sozialplans durchgeführt. Es sei auch nicht ausgeschlossen, dass sich Mitarbeiter im Rahmen der Reorganisation neu bewerben müssten. Dies sei aber nur dann der Fall, wenn sich ihre Funktion, Verantwortlichkeiten oder Hierarchiestufe verändere. Dies sei bei der Post so üblich.
«Wer kann, quittiert den Dienst»
Gemäss dem Syndicom-Zentralsekretär Logistik, Daniel Münger, müssen sich zwischen 30% und der Hälfte der Mitarbeiter neu bewerben – viele davon auf ihre alte Stelle, «einfach weil diese umetikettiert wird». Die Betroffenen empfänden dies als «Affront». «Wer kann, quittiert den Dienst,» sagte Münger. Das Verhalten der Post sei skandalös.
Gewerkschaften: Grösser Stellenabbau
«Ohne grösseren Stellenabbau wird die Post ihren Richtwert von minus 30% nicht erreichen», sagte der Mediensprecher der Gewerkschaft Syndicom, Christian Capacoel, am Sonntag. «Nur ein Heftli einzustellen wird nicht reichen.» Die Post solle endlich Zahlen auf den Tisch legen.
Capacoel fürchtet, dass es zu Kündigungen kommt, und die Post nicht alles durch natürliche Fluktuationen auffangen kann. Es sei nach den Plänen für das Poststellennetz und bei der Postfinance bereits der dritte Abbau innerhalb von zwei Monaten, den die Post ankündige.
«Wir Gewerkschaften fordern, dass die Post einen konkreten Plan für die Weiterbeschäftigung der Angestellten vorlegt,» sagte der Syndicom-Sprecher. Unter anderem geht es darum, diese weiterzubilden, um sie für die neuen Stellen zu qualifizieren.
Einheitliche Führung
Ziel der internen Reorganisation der Post und der Verschlankung ist eine einheitliche Führungsstruktur und eine Harmonisierung der Prozesse, «wo immer dies Sinn macht». So sollen die Verantwortlichen der drei Bereiche künftig direkt den Chefs auf Stufe Konzern berichten.
Am 1. April 2017 soll die neue Führungsstruktur stehen. Die Mitarbeitenden in der Kommunikation, bei der Personalabteilung (Human Resources) und den Finanzen wurden gemäss Post-Sprecherin Dérobert in den vergangenen Wochen in Informationsveranstaltungen über die Reorganisation informiert.
Politik wäre gefragt
Gemäss dem Syndicom-Sprecher ist die Stimmung zwischen den Sozialpartnern der Post seit Bekanntwerden der verschiedenen Abbaupläne nicht die beste. Die Gewerkschaften seien von den Sparplänen von Postchefin Susanne Ruoff überrascht worden, was «es schwierig macht, einen offen und vertrauensvollen Dialog zu führen».
Es sei an der Zeit, dass die Politik einschreite und die Frage beantworte, welchen Service Public die Schweiz eigentlich noch wolle. Gehe es darum, mit dem Abbau die Post für eine Privatisierung fit zu trimmen? Gehe es darum, dem Bund als Aktionär möglichst viel Geld in die Kasse zu spülen? Gehe es darum, der Bevölkerung eine möglichst gute Grundversorgung zu bieten? Solche Fragen müsse die Politik beantworten, bevor es zu spät sei, erklärte der Gewerkschafter. (awp/mc/pg)