Bern – Die Schweizerische Post hat sich von den finanziellen Einbussen während des ersten Corona-Jahres erholen können. Der Konzern erwirtschaftete in den ersten neun Monaten 2021 einen Gewinn von 370 Millionen Franken. Eine grosse Herausforderung bleibt das negative Zinsumfeld für Postfinance und der anhaltende Paket-Boom.
«Die Post liefert nicht nur Briefe und Pakete, sondern auch ein gutes Ergebnis», sagte Alex Glanzmann, Leiter Finanzen bei der Schweizerischen Post, am Dienstag an der Präsentation der Quartalszahlen. Die Zahlen deuteten auf eine erste Stabilisierung der Ergebnisse hin. Das sei das oberste Ziel der neuen Strategie «Post von Morgen» gewesen, sagte Glanzmann.
Konkret machte der Post-Konzern gegenüber dem Corona-Jahr 2020 ein Plus von 234 Millionen Franken. Weil der Vergleich zu 2020 aber wenig aussagekräftig sei, zog das Unternehmen zur Einschätzung das Jahr 2019 herbei. Gegenüber diesem erwirtschaftete der Konzern 107 Millionen Franken mehr Gewinn. Der Betriebsertrag lag gemäss Mitteilung bei 5,427 Milliarden Franken und war um 127 Millionen höher als 2019. Das Betriebsergebnis (EBIT) schloss bei 360 Millionen Franken um elf Millionen tiefer als 2019.
Positiver Effekt von Postfinance-Gebühren
Die stabilen Zahlen seien etwa auf die schnellere Erholung von Corona gerade bei der Mengenentwicklung der Briefe und Pakete zurückzuführen, sagt Glanzmann. Positiv sei die Entwicklung auch bei Postfinance. Nach Corona habe etwa die Devisentätigkeit wieder zugenommen und die PostFinance habe im Anlagegeschäft einen höheren Erfolg erzielt. Gemäss Mitteilung lag das Betriebsergebnis der PostFinance bei 172 Millionen Franken, dies bei einem Ertrag 1,172 Milliarden Franken.
Zudem habe die Einführung etwa der Schalter- oder Guthaben-Gebühren bei PostFinance Zusatzerträge generiert. Die Umstellung habe aber auch zum Abfluss von Geldern in der Höhe von 14 Milliarden Franken im Vergleich zum Vorjahr geführt, sagte Glanzmann. Die entsprechenden Kundengelder betragen gemäss seinen Aussagen noch 94 Milliarden Franken.
Es gebe wegen des «leider sehr eingeschränkten Geschäftsmodells» aber keine Alternative, als Kundengelder mit wenig Nutzen für Postfinance abfliessen zu lassen. Das sei nötig, um die Bilanz zu rentabilisieren und Eigenmittel zur Verfügung zu stellen.
Auch der weitere Umbau des Poststellennetzes habe einen positiven Einfluss gehabt. 70 weitere Postfilialen seien in Filialen mit Partnern umgewandelt worden. Am Schluss der Anpassung will die Post noch 800 Filialen betreiben. Derzeit seien es noch 834, sagte Glanzmann.
Weiter habe Postauto in diesem Jahr von der Defizitgarantie des Bundes profitieren können. Im vergangenen Jahr sei dies wegen der vorhandenen Reserven noch nicht möglich gewesen. Postauto habe zudem mehr Bahnersatzbusse gestellt.
Post rechnet mit anhaltendem Paketboom
Die Paketmenge, die insbesondere im ersten Corona-Jahr durch den Boom von Onlinebestellungen stark gestiegen ist, ist für die Post «zwar ein Segen», wie Glanzmann sagte, aber eben auch weiterhin eine Herausforderung. Die Menge der zu verarbeitenden Pakete habe um 13,2 Prozent zugenommen. An einem Tag würden manchmal bis zu einer Million Pakete verarbeitet.
Zur Bewältigung dieser Menge baut die Post neue Paket-Sortierzentren. In Pratteln BL, Buchs AG und Rümlang ZH ist in diesem Jahr der Baustart erfolgt. Das Unternehmen geht zudem davon aus, dass der Paketboom anhält. Daher will die Post bis 2030 weitere 1,5 Milliarden Franken in die Sortier- und Zustellinfrastruktur investieren.
Die Zunahme der Paketmenge könne aber den Rückgang im Briefmarkt – um 2,2 Prozent in der Berichtsspanne – nicht auffangen, schreibt die Post. Das liege an den ganz anderen Grössenverhältnissen von 1,6 Milliarden Briefen gegenüber 200 Millionen Pakete pro Jahr sowie am Wettbewerb mit anderen Logistik-Unternehmen, der auf die Marge drücke.
Noch nicht im grünen Bereich ist der junge Bereich Kommunikations-Services. Das Betriebsergebnis lag bei einem Ertrag von 25 Millionen bei minus 57 Millionen Franken. In dieser Sparte will die Post für die Übermittlung von sensiblen Daten digitale Lösungen anbieten.
In den vergangenen Monaten hat sie dafür mehrere Plattformen übernommen. So etwa den Cloud-Anbieter «Tresorit», den Anbieter von digitalen Werbeplattformen «Livesystems» und die Administrationshilfe «Klara». Das Unternehmen zielt gemäss Glanzmann in diesem Bereich eine Schwarze Null bis 2024 an. (awp/mc/ps)