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Zürich – Kein Heissgetränk wird in der Schweiz so oft bestellt wie ein Café Crème. In der Deutschschweiz kostet die Tasse aktuell 4,13 CHF. Der Preis ist im Vergleich zum Vorjahr um 2 Rappen gestiegen, während viele Betriebe die Preise seit Jahren nicht mehr angehoben haben. Dies dürfte sich nun ändern.
Den höchsten Durchschnittspreis in der Statistik, die der Branchenverband Cafetier Suisse am Montag herausgab, weist die Stadt Zürich mit 4,36 CHF auf. Dort ist der Preis pro Café Crème in einem Jahr um 4 Rappen gestiegen. Der günstigste Durchschnittspreis hat nach wie vor Bern mit 3,90 CHF (+ 4 Rappen). Damit ist Bern die einzige Region mit einem Durchschnittspreis unter 4 CHF.
Der Branchenverband hat die Preise von 350 Cafés, Caféterien, Café-Bäckereien und Café-Bistros in der deutschsprachigen Schweiz und im französischsprachigen Teil des Kantons Bern verglichen. Die happigsten Preisaufschläge gab es bei einem Pächterwechsel oder wenn ein Betrieb ein neues Konzept einführte.
Allerdings haben 2013 knapp 80% der Betriebe den Preis unverändert belassen. Auch in den vergangenen Jahren waren die Cafetiers generell zurückhaltend gewesen, um die Kundschaft nicht zu vergraulen: 2010 hatten 79% auf einen höheren Preis verzichtet, 2011 46% und 2012 wiederum 79%.
Kein gutes Zeichen
«Seit vier Jahren gibt es in der Preisgestaltung eine grosse Zurückhaltung», sagte Verbandspräsidentin Johanna Bartholdi. Dies verdeutliche die schwierige Lage des Gastgewerbes. Mit dem vollen 13. Monatslohn in der Gastrobranche stiegen die ohnehin schon hohen Personalkosten. Daher dürfte es nun zu einem Preisanstieg kommen.
«Betriebe, die nicht aufgeschlagen haben, spüren einen Nachholbedarf von 5 Rappen pro Jahr, in welchem sie den Preis nicht verändert haben.» Die Preisgestaltung sei aber Angelegenheit jedes Cafetiers. Die Betreiber überlegten sich genau, ob sie mit dem Preis hochgehen sollten, sagte Bartholdi. Einige Betriebe würden aber aus rein wirtschaftlichen Gründen die Preise erhöhen, vor allem in den Städten, wo der wirtschaftliche Druck höher sei als auf den Land.
Die Umsätze der Cafés sinken seit Jahren. Carmen Wanner, Mitglied der Cafetier-Suisse-Geschäftsleitung, macht sich Sorgen um die Betriebe, die ihre Preise beibehalten: «Unterlassene Anpassungen an das sinkende Konsumniveau lassen sich irgendeinmal nicht mehr wettmachen.» Vom sinkenden Rohkaffeepreis profitieren die Cafés kaum.
Die Zurückhaltung bei den Preisen wertet Wanner als eher schlechtes Zeichen. Laut dem Verband kann es durchaus sein, dass ein Betrieb, der 10 und 20 Rp. mehr für eine Tasse Kaffee verlangt, mit den Mehreinnahmen beispielsweise eine Monatsmiete für das Lokal begleichen kann.
Preisabschläge
Einige Café-Betreiber versuchen es gar mit Preisabschlägen. In einem Sechstel der 350 Betriebe ist die Tasse im Schnitt um 10 bis 20% günstiger geworden. Laut Verbandspräsidentin Bartholdi führt ein Preisabschlag aber meist nicht dazu, dass ein Betrieb mehr verkauft: Weil Café Crèmes nur zu bestimmten Tageszeiten bestellt würden, könnten die Betreiber nicht mehr Nachfrage bedienen, als es die Grösse ihrer Lokale ermöglichten.
Der Verband versucht, möglichst immer dieselben Betriebe zu befragen. Das Café-Sterben sei aber auch 2013 weitergegangen, sagte Johanna Bartholdi. Man versuche, vergleichbare Café zu finden, um die Statistik möglichst genau weiterführen zu können. Die Erhebung wurde zum nunmehr 26. Mal gemacht. (awp/mc/upd/ps)