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Zürich – Im Schweizer Detailhandel haben die Preise die Talsohle durchschritten. Im laufenden Jahr wird dies aufgrund der stabilen realen Nachfrage zu höheren nominalen Umsätzen führen, wie aus einer am Mittwoch veröffentlichten Branchenumfrage der Credit Suisse (CS) und des Beratungsunternehmens Fuhrer & Hotz hervorgeht. Wie die Studie weiter zeigt, hat der Einkaufstourismus im vergangenen Jahr einen Höchststand erreicht. Mit einer weiteren Zunahme sei nicht zu rechnen.
«Wir gehen davon aus, dass der Detailhandel ein relativ gutes Jahr haben wird», so Oliver Adler, Leiter Economic Research bei der Credit Suisse (CS), am Mittwoch vor den Medien. Für die Branche zeigt sich Adler moderat optimistisch. Die nominalen Umsätze werden in diesem Jahr mit den von ihm in Aussicht gestellten 1,5% ungefähr im Gleichschritt mit der Gesamtwirtschaft wachsen; die realen Umsätze dagegen werden sinken. Dabei dürfte die erwartete Zunahme bei den Reallöhnen zu gering sein, um signifikante Impulse zu setzen. Ein solides Sockelwachstum werde durch die Zuwanderung erwartet.
Preiserosion hat ein Ende
«In den vergangenen drei Jahren wurden in der Schweiz sehr starke Preisrückgänge verzeichnet», so Adler weiter. Dies primär wegen der Frankenaufwertung. Auch wenn die Preisgrenze für Euro von der Schweizerischen Nationalbank SNB bereits vor anderthalb Jahren eingeführt wurde: Die verbilligten Importgüter würden nur zeitverzögert durch die hiesigen Detailhändler an die Konsumenten durchgereicht.
Gingen im Ausnahmejahr 2011 die Preise im Schnitt um mehr als 2% zurück, habe dieser Trend im vergangenen Jahr in etwa in derselben Grössenordnung angehalten. Wie Adler erklärte, deutet die Entwicklung im Jahresverlauf 2012 aber darauf hin, dass der Tiefpunkt durchschritten wurde und sich der Preisrückgang aufgrund der Wechselkursuntergrenze allmählich abschwächt. Für das laufende Jahr stellt der CS-Experte einen Rückgang um nur noch rund 1% in Aussicht.
Preisrückgang im Bekleidungs-Detailhandel am stärksten
Bei den einzelnen Warengruppen gingen die Preise im Bekleidungsdetailhandel im vergangenen Jahr mit rund 6% sehr viel stärker als in anderen Bereichen zurück, erläuterte der CS-Branchenspezialist Damian Künzi. In diesem Jahr sollte es hier zu einer Bodenbildung kommen. Dagegen legten die Preise in der Uhren- und Schmuckbranche am stärksten zu. Die Branche hänge stark von den ausgabefreudigen Touristen ab, die vor allem aus den Golfstaaten und Asien stammen, führte Künzi aus. Die Branche dürfte aber Mühe haben, das hohe Expansionstempo aufrechtzuerhalten.
Positiv werde sich auch der Lebensmitteldetailhandel entwickeln, etwas harziger als 2012 dürfte das Geschäftsjahr 2013 für den Möbelhandel werden.
Einkaufstourismus bleibt auf hohem Niveau
Eine Belastung für die Branche ist und bleibt der Einkaufstourismus: Um geschätzte 25% hat dieser zugenommen. Hatten die CS-Ökonomen den Kaufkraftabfluss für das Jahr 2011 auf 4 bis 5 Mrd CHF geschätzt, lag dieser Wert im vergangenen Jahr mit rund 5 bis 6 Mrd CHF auf Rekordniveau. Mehr als die Hälfte davon sei allein nach Deutschland abgeflossen.
In diesem Jahr dürfte sich der Einkaufstourismus aufgrund der steigenden Preise im Ausland und des stabilen Euro-Wechselkurses auf dem hohem Niveau stabilisieren. (awp/mc/pg)