Sulzer-VRP Peter Löscher. (Foto: Sulzer)
Zürich – Zwischen dem Anlagenbauer Sulzer und dem deutschen Siemens-Konzern bahnt sich offenbar ein milliardenschweres Bietergefecht um den US-Kompressoren-Hersteller Dresser-Rand an. Die Deutschen erwägen Presseberichten zufolge ein Bar-Gebot für das US-Unternehmen. Laut einem Artikel des Manager-Magazins will Siemens mehr als 6,1 Mrd USD bieten, die Nachrichtenagentur Bloomberg berichtet gar von 6,5 Mrd. Die Sulzer-Aktie reagierte am Freitag mit einem Kursrutsch.
Der Magazin-Artikel beruft sich auf Informationen, denen zufolge die Vorbereitungen von Siemens für eine Dresser-Rand Übernahme sehr weit gediehen seien. Es sei wahrscheinlich, dass Siemens seine konkrete Offerte in den nächsten Wochen vorlegen werde, verlaute aus Verhandlungskreisen. Das Gebot laute auf mehr als 80 USD pro Aktie.
Bloomberg meldet unter Berufung auf Insider von einem Gebot in Höhe von 85 USD pro Aktie. Der Siemens-Aufsichtsrat könne am nächsten Mittwoch (24. September) über eine Offerte entscheiden, so die Nachrichtenagentur. Ein Siemens-Sprecher wollte sich am Freitag nicht äussern.
Fracking-Boom lockt
Sulzer wie Siemens wollen dem Magazin-Bericht zufolge mit dem Kauf des Zulieferers für die Öl- und Gasindustrie vom US-Boom bei der Förderung von unkonventionellem Öl und Gas (Fracking) profitieren. Sulzer hatte am Mittwoch «nicht-exklusive Gespräche» mit Dresser-Rand bestätigt, deren Ausgang jedoch ungewiss sei. Siemens hatte bereits 2013 versucht, Dresser-Rand zu übernehmen.
Renova hält Anteil von knapp 5 % an Dresser-Rand
Die Sulzer-Grossaktionärin Renova des russischen Milliardärs Viktor Vekselberg verfügt derweil bereits über eine Beteiligung an Dresser-Rand in Höhe von 4,99%. Die Renova Management AG in Zürich bestätigte am Freitagnachmittag auf Anfrage einen entsprechenden Reuters-Bericht. Weitere Kommentare lehnte die Gesellschaft ab.
Die russische Renova-Gruppe ist mit einem Anteil von 33,2% die klar grösste Anteilseignerin an Sulzer. Die Zürcher Renova Management, die vor allem für die Verwaltung der internationalen Beteiligungen der Renova verantwortlich ist, wird seit Anfang 2014 vom österreichischen Manager Peter Löscher geleitet, der bis im Sommer 2013 CEO von Siemens war. Löscher hatte im März 2014 auch das Verwaltungsratspräsidium von Sulzer übernommen.
Sulzer-Aktie gibt deutlich nach
An der Börse führten die Berichte über das Siemens-Gegenangebot dazu, dass die Sulzer-Aktie die deutlichen Gewinne der letzten Tage zum grossen Teil wieder preisgab. So senkte das Aktienresearch von Baader Helvea seine Anlageempfehlung für die Sulzer-Aktien am späten Freitagnachmittag auf «Hold» von bisher «Buy» und senkte sein Kursziel deutlich.
Der zuständige Analyst gab sich einem Kommentar überzeugt, dass Dresser-Rand nun von Siemens übernommen wird und die Sulzer-Aktie damit wieder auf das Niveau absinken wird, das sie vor den Fusionsfantasien hatte. Zudem sei das Sulzer-Management in der letzten Zeit wohl von dem Fusionsprojekt stark absorbiert gewesen, was zu negativen Effekten im Ergebnis des dritten Quartals führen könnte, so der Analyst.
Sulzer-Aktie verliert 4,3%
Die Sulzer-Aktie schloss am Freitag an der Schweizer Börse um 4,3% im Minus auf 130,10 CHF. Am Donnerstag hatten die Papiere noch ein Plus von 8,1% verbucht. Vor dem Aufkommen der Fusionsgerüchte am Mittwochabend bei knapp 124 CHF notiert. In den USA legen die Aktien von Dresser Rand am Freitag dagegen stark zu und notierten über 80 USD (+10,2%). Vor Bekanntwerden des Angebots am Mittwoch lag der Kurs noch bei rund 68 USD. (awp/mc/pg)