Prof. Paul R. Vogt: Was uns erwartet mit COVID-19

Prof. Paul R. Vogt

Inzwischen dürfte jedermann klar sein, dass das COVID-19 kein normales Grippe-Virus ist. In Deutschland verstarben zwischen 2001 und 2019 5’575 Personen an serologisch bestätigter Influenza und/oder Influenza-Subtypen, also durchschnittlich 310 pro Jahr und das bei einer Bevölkerung von rund 82 Millionen (Robert-Koch-Institut: «Bericht zur Epidemiologie der Influenza in Deutschland Saison 2018/2019»). In der Schweiz fielen innerhalb von nur 45 Tagen 1’368 Patienten COVID-19 zum Opfer – bei einer 10 Mal kleineren Bevölkerung als sie Deutschland besitzt und trotz eines, wenn auch eines inkompletten, Lock-downs.

Von Prof. Paul R. Vogt

COVID-19 ist kein normales Grippe-Virus und das dürfte durch die neusten genetischen Forschungsresultate auch von Seiten seines Genoms klar sein. Italienische Experten erwarten nicht, dass COVID-19 wie das SARS-Virus komplett eliminiert werden kann. Die Ausbildung einer Herdenimmunität dürfte zudem viele Monate dauern und auch zu einer erheblichen Zahl vom Toten führen: angenommen es sterben nur 0.25% wären das für die Schweiz bei einer 70%-igen Durchseuchungsrate 15’000 und für Deutschland 140’000 Tote.

Welche Szenarien bestehen:

  1. COVID-19 bleibt eine saisonal wiederkehrende Infektion mit einer im Vergleich zu Influenza deutlich höheren Sterberate.
  2. COVID-19 setzt sich endemisch in der Bevölkerung fest und es kommt immer wieder zu lokalisierten «Ausbrüchen», die identifiziert werden können, ohne dass wir jedesmal über einen Lock-down diskutieren müssen.
  3. COVID-19 setzt sich endemisch in der Bevölkerung fest, aber es gibt eine Impfung, ähnlich derjenigen gegen Hepatitis B.
  4. COVID-19 setzt sich endemisch in der Bevölkerung fest, aber es gibt eine antivirale, medikamentöse Kombinationstherapie ähnlich jener gegen HIV. Während HIV lebenslang therapiert werden muss, reicht bei COVID-19 eine 10-tägige «Tripletherapie», deren Komponenten bekannt sind und die sich auch bereits in klinischen Studien befindet. Im Rahmen einer solchen Therapie könnte COVID-19 in eine Krankheit umgewandelt werden, die bei ersten Symptomen mit einem frei verkäuflichen Test, ähnlich einem Schwangerschaftstest, zu Hause diagnostiziert und auf ambulanter Basis mit einer 5- bis 10-tägigen, medikamentösen Therapie behandelt werden kann.
  5. COVID-19 verhält sich saisonal und überrennt uns im Herbst in einer mutierten Form: der Albtraum. Stehen weder Impfung noch Therapie zur Verfügung, wird uns ein im Herbst 2020 wiederkehrendes COVID-19 vor dieselben Probleme stellen, die wir heute erleben. Wir haben Zeit uns darauf vorzubereiten und dieselben Nachlässigkeiten zu vermeiden.

Vorbereitung auf eine neue Welle: Herbst 2020
Nehmen wir an, COVID-19 kehrt im Herbst zurück und wir verfügen nach wie vor weder über eine Impfung, noch über eine definierte, medikamentöse Therapie. Ziel der Pandemie-Bekämpfung muss es dann sein, menschliche Opfer zu vermeiden, ohne einen erneuten Lock-down diskutieren zu müssen.

Die wesentlichen und billigen Grundlagen einer solchen Pandemie-Bekämpfung liegen im Masken-Tragen, Desinfektion und Abstandhalten. Diese früh und konsequent durchgeführten Massnahmen können die Verbreitung des Virus aus der Luft und von Oberflächen um bis zu 99% reduzieren, ohne einen Lock-down durchführen zu müssen.

Lokale Hot-Spots mit hoher Infektiosität müssten nur kurzfristig selektiv isoliert werden und zwar nach innen und nach aussen (Travel ban; Ausgangssperren). Diese basalen Massnahmen würden durch breites Testen in Kombination mit Tracking-Infizierter zur Aufspürung von Infektions-Herden ergänzt werden. Frühzeitiges Erkennen, schnelle Reaktionszeit und hohe Geschwindigkeit in der Umsetzung der Massnahmen entscheiden, wie eine Pandemie verhindert, erstickt oder limitiert werden kann.

Die USA und Südkorea meldeten ihren ersten COVID-19-positiven am gleichen Tag. Da die USA die Pandemiegefahr nicht rechtzeitig wahrgenommen haben, zählen sie heute rund 750’000 gemeldete (aber rund 3 Millionen tatsächlich) Infizierte und 40’000 Tote; Südkorea dagegen hat gemeldete 11’000 Infizierte und 234 Tote; Taiwan 398 Infizierte, 6 Tote und keinen Lock-down.

Die Zahlen in den USA und Europa sind umgerechnet auf die Einwohnerzahl bis zu 100mal so hoch wie in den oben genannten asiatischen Ländern.

Wie haben diese Länder das gemacht:


Prof. Paul R. Vogt ist Gast im SRF Club «Corona – Leben in Unsicherheit» am Dienstag 21.04.2020. 22:25 – 23:45

Mit Peter Hossli im «Club» diskutieren unter anderen:
– Doris Leuthard, alt Bundesrätin;
– Paul Vogt, Herzchirurg;
– Bea Knecht, Gründerin Zattoo; und
– Jan Fehr, Infektiologe Universität Zürich.
Zugeschaltet werden ausserdem:
– Peter Grünenfelder, Direktor Avenir Suisse; und
– Christian Laesser, Professor für Tourismus, Universität St. Gallen.

Prof. Dr. med. Dr. h.c. Paul Robert Vogt


Ein umfassender Artikel mit weiteren Details findet sich bei der Mittelländischen Zeitung

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