Bern – Der Bundesrat zeigt sich bezüglich eines Endes der Corona-Krise vorsichtig optimistisch. In zwei Wochen will er über Lockerungen diskutieren. Allerdings gebe es keine Abkürzung aus der Pandemie. Die Regierung beschloss daher, die geltenden Massnahmen zu verlängern.
Das Bundesamt für Gesundheit (BAG) meldete am Mittwoch eine neue Rekordzahl an neuen Corona-Ansteckungen: Über 38’000 Personen erhielten in den vorangegangenen 24 Stunden ein positives Testresultat – so viele wie noch nie in der Corona-Pandemie. Trotz dieser hohen Zahl zeigte sich Gesundheitsminister Alain Berset vor den Medien verhalten zuversichtlich: «Wir stellen fest, dass sich die Corona-Lage positiv entwickelt.»
Wichtig und massgebend sei die Situation in den Spitälern, nicht die Zahl der Neuansteckungen. Und trotz der grossen Omikron-Welle spüre man bisher keine zu negative Entwicklung in den Spitälern, sagte Berset. Das BAG registrierte am Mittwoch 154 Spitaleinweisungen. Am gleichen Tag vor einer Woche hatte es 249 Spitaleintritte gemeldet. Die Einweisungen nahmen um 38,2 Prozent ab.
Den Weg zu Ende gehen
Weil sich die Situation sehr schnell entwickle, müsse man aber flexibel bleiben. «Es gibt keine Abkürzung in der Pandemie. Wir müssen den Weg zu Ende gehen bis zu einer endemischen Situation», sagte Berset. Dieser Weg heisse, sich impfen und boostern zu lassen. Berset glaubt aber, dass die Schweiz vor einem Wendepunkt zur einer solchen endemischen Lage stehen könnte. Endemisch ist eine Krankheit dann, wenn sie in einer Region fortwährend auftritt. Dazu gehört etwa die Grippe, die einem saisonalen Muster folgt.
Aufgrund der noch nötigen Vorsicht sah die Regierung aber davon ab, Massnahmen wie Homeoffice-Pflicht oder Kontaktquarantäne aufzuheben. Stattdessen verlängerte sie die geltenden Massnahmen. Die Regeln zur Kontaktquarantäne und die Homeoffice-Pflicht gelten bis Ende Februar; die übrigen Massnahmen provisorisch bis Ende März. Letztere umfassen die 2G- und die 2G-plus-Regel für gewisse Innenräume, die Maskenpflicht innen, die 3G-Regel für Veranstaltungen draussen sowie die Einschränkung privater Treffen. Dieses Regime war bis am 24. Januar befristet.
Zertifikat nur noch 270 Tage gültig
Kleine Lockerungen gibt es aber. So wird etwa per 25. Januar die Pflicht zur Kontaktdatenerhebung aufgehoben, und ab dem 24. Januar kann vorübergehend auch ein positiver Antigen-Schnelltest zu einem Schweizer Zertifikat führen. Dieses ist für 270 Tage gültig. Geimpfte und genesene Personen müssen zudem ab dem 22. Januar vor der Einreise in die Schweiz keinen negativen PCR- oder Antigen-Schnelltests mehr vorweisen, und für nicht Geimpfte und nicht Genesene entfällt die Pflicht eines zweiten Tests nach der Einreise.
Eine Änderung beschloss die Regierung zudem bei den Zertifikaten. Ab dem 31. Januar wird die Gültigkeitsdauer für Geimpfte und Genesene von heute einem Jahr auf 270 Tage verkürzt, damit das Schweizer Zertifikat von der EU weiterhin anerkannt wird. Wer vor Mai 2021 seine zweite Impfdosis erhalten hat und nicht geboostert ist, könnte also ab dem 1. Februar ohne Covid-Zertifikat dastehen.
Die Regierung empfiehlt aufgrund der Überlastung der Labore zudem, das Testen von Risikopersonen sowie wiederkehrende Tests in Gesundheitsinstitutionen und kritischen Infrastrukturen zu priorisieren. Das Testen von symptomatischen Personen soll auch mit Antigen-Schnelltests möglich sein.
Entscheidende Sitzung in zwei Wochen
Der Bundesrat will laufend überprüfen, ob die Entwicklung der Pandemie eine frühere Aufhebung der Massnahmen zulässt. Bereits in zwei Wochen – am 2. Februar – will die Regierung eine grössere Auslegeordnung vornehmen und über mögliche Lockerungen diskutieren. Der Bundesrat werde entscheiden, «sobald es die Situation erlaubt».
Trotz der zuversichtlich stimmenden Aussagen appellierte Berset an die Bevölkerung, die Omikron-Welle nicht auf die leichte Schulter zu nehmen. «Die Corona-Pandemie ist nicht fertig.» Wenn der Bundesrat dieser Ansicht wäre, würde er die Massnahmen nicht verlängern, sagte Berset. Im Oktober habe man auch gedacht, dass es jetzt vorbei sei, dann sei die Omikron-Variante gekommen. (awp/mc/pg)