St.Gallen – Dass die Altersvorsorge den Schweizerinnen und Schweizern Sorgen bereitet, ist eine empirisch bereits mehrfach belegte Tatsache. Umso erstaunlicher ist es, dass die Schweizer Bevölkerung nicht oder nur zögerlich handelt. Warum das so ist, zeigt das erstmals von Raiffeisen in Zusammenarbeit mit der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften erhobene nationale Vorsorgebarometer.
Das nationale Vorsorgebarometer von Raiffeisen und der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften (ZHAW), das sich auf Aussagen von landesweit 1‘015 befragten Personen und auf die Analyse ökonomischer Daten stützt, zeichnet ein heterogenes Bild des Schweizer Vorsorgesystems. Die Ergebnisse unterstreichen, dass das Vertrauen in die staatliche Vorsorge, die AHV, angeschlagen ist, das Vorsorge-Wissen verbessert werden muss und der Wunsch besteht, an Wahlmöglichkeiten wie dem Kapitalbezug festzuhalten. Trotz dieser Erkenntnisse mangelt es den befragten Personen an der Bereitschaft, die eigene Vorsorge auch effektiv anzugehen. Dafür gibt es laut Raiffeisen Vorsorgebarometer insbesondere zwei Gründe: Entweder sie erachten sich als noch zu jung oder aber sie haben kein oder zu wenig Geld.
Engagement, Wissen und Vertrauen auf dem Prüfstand
Für die Zukunftsfähigkeit des Vorsorgesystems sind insbesondere die Dimensionen Engagement, Wissen und Vertrauen bedeutsam. Diese drei Themenbereiche wurden im Vorsorgebarometer im Detail untersucht. In der Dimension Engagement wurden Aussagen zu Aktivitäten und zur Einstellung der befragten Schweizerinnen und Schweizer zusammengetragen. Die Dimension Wissen zeigt auf, wie gut sich die Befragten im Thema Vorsorge auskennen und ob sie sich als kompetent erachten. Die Dimension Vertrauen zeigt auf, wie hoch respektive tief das Vertrauen der Befragten in die drei Säulen der Vorsorge ist. Für jede der drei Dimensionen resultiert ein Indikatorwert, der über die Zeit respektive über wiederkehrende Umfragen Veränderungen und Entwicklungen aufzeigt.
Der Startwert des Gesamtbarometers liegt auf einer Skala von 1 bis 1‘000 bei 587. Das stellt dem Schweizer Vorsorgesystem ein lediglich mässiges Zeugnis aus. Michael Auer, Geschäftsleitungsmitglied von Raiffeisen Schweiz und Leiter des Departements Privat- und Anlagekunden, resümiert: «Das Thema Vorsorge beschäftigt die Schweizer Bevölkerung und sie will eigenverantwortlich handeln. Raiffeisen ist mit ihrem auf Kundennähe ausgerichteten, ganzheitlichen Geschäftsmodell prädestiniert, die individuellen Herausforderungen der Kunden aktiv zu begleiten.»
Unterschiedliches Meinungsbild bei bevorstehenden politischen Entscheidungen
Zusätzlich konnten sich die befragten Personen auch zu politischen Themen äussern – etwa zu der vom Bundesrat geplanten Einschränkung des Kapitalbezugs aus der Pensionskasse sowie der kürzlich angelaufenen Unterschriftensammlung für die Volksinitiative für gleichbleibende Pensionskassenbeiträge für alle Altersgruppen. Dabei möchte die Mehrheit der befragten Personen weiterhin ohne Einschränkungen über ihr Pensionskassenkapitel verfügen. Die Volksinitiative für gleichbleibende Pensionskassenbeiträge für alle Altersgruppen wird hingegen mehrheitlich positiv beurteilt.
Interessant ist zudem die Erkenntnis, dass sich die meisten befragten Personen vorstellen können, nach dem ordentlichen Pensionierungsalter erwerbstätig zu bleiben. Eine Mehrheit wäre bereit, nach dem regulären Rentenalter Teilzeit oder punktuell weiterzuarbeiten.
Künftig Erhebung auf jährlicher Basis
Das Vorsorgebarometer basiert auf einer vom 23. bis 31. Juli 2018 durch das Link-Institut durchgeführten Bevölkerungsbefragung mit 1’015 befragten Personen im Alter von 18 bis 65 Jahren und auf der Analyse ökonomischer Daten. Die Umfrageergebnisse sind repräsentativ für alle Schweizer Landesteile.
Mit der ZHAW konnte der ideale Partner für dieses Vorhaben gefunden werden. Während Raiffeisen bei der Erstellung des Vorsorgebarometers stets die Unternehmer- und Konsumentenperspektive miteinbrachte, hat die ZHAW den wissenschaftlichen Teil abgedeckt. Daniel Greber, Leiter des Zentrums für Risk & Insurance der ZHAW, meint: «Der Raiffeisen Vorsorgebarometer ist ein beispielhaftes Projekt für einen erfolgreichen Brückenbau zwischen Fachhochschule und Praxispartner. Der für beide Seiten fruchtbare Brückenschlag ist angesichts des raschen gesellschaftlichen Wandels und der Herausforderungen der Altersvorsorge in der Schweiz von besonderer Bedeutung.» Das Vorsorgebarometer wird zukünftig jährlich erhoben, um fortlaufend neue Erkenntnisse zum Thema Vorsorge gewinnen zu können. (Raiffeisen/mc/pg)