Basel – Dufry blickt auf ein katastrophales Geschäftsjahr 2020 zurück. Nach dem Einbruch der globalen Reiseaktivitäten im Coronajahr ging in den Läden des Duty-Free-Spezialisten nur ein Bruchteil der üblichen Waren über die Theke, sofern diese überhaupt geöffnet hatten. Dank einem geschickten Krisenmanagment sieht sich das Unternehmen für die erwartete Erholung aber gut gerüstet.
Im Berichtsjahr sackte Dufrys Umsatz um rund 70 Prozent auf noch 2,56 Milliarden Franken ab, wie das Basler Unternehmen am Dienstag mitteilte. Besonders schlimm war das zweite Quartal mit monatlichen Umsatz-Rückgängen von über 90 Prozent, ehe sich die Einbussen ab Juli in einem Bereich zwischen 75 und 80 Prozent einpendelten. Während der zweiten Virus-Welle war es nicht mehr ganz so schlimm.
Fokus auf Kosten
In einem solch widrigen Umfeld legte Dufry den Fokus auf die Kosten. So konnte das Unternehmen dank Einsparungen im Personalbereich – Kurzarbeitsprogramme etwa entlasteten die Lohnliste – und Erleichterungen bei den Mietverträgen die Kostenbasis gegenüber 2019 um 1,3 Milliarden senken. «Unsere flexible Kostenstruktur ist in der Krise sicher ein Vorteil», sagte Finanzchef Yves Gerster im Gespräch mit AWP.
Unter dem Strich verblieb dennoch ein horrender Verlust von 2,5 Milliarden Franken. Dieser fiel auch wegen verschiedenen Abschreibungen in Höhe von insgesamt 1,2 Milliarden deutlich höher aus, als von den Analysten erwartet. Wie schon im Vorjahr, soll unter diesen Umständen auf eine Dividendenzahlung verzichtet werden.
Grosse Pläne in China
Abgesehen von den Kosteneinsparungen hat sich das Management während der Krise sehr umtriebig gezeigt. So sicherte sich Dufry im Oktober mit einer Kapitalerhöhung 800 Millionen Franken und nutzte den Spielraum, um die ausstehenden Aktien der US-Tochter Hudson zurückzukaufen. Die Hudson-Aktie waren erst 2018 an die US-Börse gebracht worden – damals zu einem deutlich höheren Preis als beim Rückkauf.
Auch ist Dufry mit dem lange gehegten Plan, seinen Fussabdruck in China zu vergrössern, im Jahr 2020 weiter gekommen. So wurden gegen Ende Jahr Partnerschaften mit Alibaba sowie mit Hainan Developement bekannt gegeben. «Die Zusammenarbeit mit Alibaba soll die Gruppe auch bei der Digitalisierung weiterbringen», so der Finanzchef.
Umfeld bleibt unsicher
Per Ende 2020 beziffert Dufry die Liquidität auch dank zusätzlichen Krediten auf 1,9 Milliarden Franken. Diese Reserve soll dabei helfen, die noch immer angespannte Situation zu meistern. So waren per Ende Februar erst 55 Prozent der Läden geöffnet. Dieser Anteil soll sich mit dem Ausrollen der Impfprogramme im laufenden Jahr stetig erhöhen.
Das Tempo der Erholung bleibt weiter ungewiss. Der Break-even auf Stufe Equity-Free-Cashflow könne erreicht werden, auch wenn der Umsatz noch 40 Prozent unter dem Vorkrisenniveau liege, so die Guidance. Mit einer vollständigen Erholung des Reiseverkehrs könne frühestens Ende 2022 gerechnet werden.
Die Dufry-Aktien reagierten am Dienstag mit leichten Abgaben auf die Jahreszahlen. Im Vergleich zum Tiefpunkt im März 2020 hat sich der Kurs zwar mehr als verdreifacht, liegt aber weiterhin deutlich unter dem Vorkrisenstand. (awp/mc/ps)