Bern – In der Schweiz und in Liechtenstein ist dem Bundesamt für Gesundheit (BAG) innert 24 Stunden eine Rekordzahl von 2823 neuen Coronavirus-Ansteckungen gemeldet worden. Dies bei gut 20’700 Tests und einer Positivitätsrate von 13,6 Prozent. Bundesrat Guy Parmelin steht unter Coronavirus-Quarantäne. Die von Corona-Einschränkungen gebeutelte Kulturbranche erhält auch im kommenden Jahr Hilfe von Bund und Kantonen.
Das Wichtigste in Kürze:
- Die Zahl der Neuansteckungen hat sich von Dienstag auf Mittwoch verdoppelt.
- Die Positivitätsrate beträgt 13,6 Prozent.
- Kantone verschärften ihre Massnahmen.
- Bundespräsident Parmelin positiv auf Covid-19 gestestet.
- Der Bundesrat will die Kulturbranche auch 2021 mit 130 Mio Franken unterstützen.
- In Katalonien werden Bars und Restaurants geschlossen.
- Niederlande verhängen «Teil-Lockdown»
Bei den am Mittwoch gemeldeten Neuansteckungen handelt es sich um eine Verdoppelung der Zahl vom Dienstag. Auf dem Höhepunkt der Epidemie betrug der Höchststand der Neuansteckungen am 23. März 1464 gemeldete Fälle. Das BAG registrierte am Mittwoch auch acht Todesfälle und 57 Spital-Einweisungen.
Seit Beginn der Pandemie gab es 68’704 laborbestätigte Fälle von Ansteckungen mit dem Coronavirus. Insgesamt 5167 Personen mussten wegen einer Covid-19-Erkrankung im Spital behandelt werden. Die Zahl der Todesfälle im Zusammenhang mit einer Covid-19-Erkrankung stieg auf 1816.
Treffen mit Kantonen geplant
Der Bundesrat wurde am Mittwoch angesichts der sich zuspitzenden Lage rund um das Coronavirus von Vertretern des Bundesamts für Gesundheit über die aktuelle Situation informiert. Bundespräsidentin Simonetta Sommaruga und Gesundheitsminister Alain Berset luden mit Wirtschaftsminister Guy Parmelin die Kantone für Donnerstag zu einem Gipfeltreffen ein, um die weiteren Schritte zu besprechen.
Parmelin in Quarantäne
Bundesrat Parmelin wurde negativ getestet und zeigt keine Symptome der Krankheit Covid-19. Er setzt seine Arbeit von zuhause aus fort. Laut Bundesratssprecher André Simonazzi hatte Parmelin Kontakt zu einer Person im Generalsekretariat seines Departements für Wirtschaft, Bildung und Forschung WBF, die später positiv auf das Virus getestet wurde.
Die im April erlassenen Massnahmen des Bundes zur Verhinderung von coronabedingten Konkursen werden wieder aufgehoben. Der Bundesrat sprach sich am Mittwoch gegen eine Verlängerung aus. Bei Eingriffen in den Wirtschaftskreislauf sei grosse Zurückhaltung geboten.
Gute Nachrichten für Kulturbranche
Gute Nachrichten gab es dagegen für die von den Corona-Einschränkungen gebeutelte Kulturbranche: Sie erhält auch im kommenden Jahr Hilfe von Bund und Kantonen. Der Bundesrat sieht in der entsprechenden Verordnung Beiträge von 130 Millionen Franken vor.
Unterdessen verschärften mehrere Kantone die Schutzmassnahmen gegen das Coronavirus. Im Kanton Zürich gilt ab Donnerstag bei Veranstaltungen mit mehr als 30 Personen eine Maskenpflicht. Bisher lag die Grenze bei 100 Personen. Im Kanton Genf werden im öffentlichen Raum nur noch Veranstaltungen mit maximal 15 Personen geduldet, bei privaten Anlässen dürfen maximal 100 Personen vereint sein.
Virus im Eishockey und Handball angekommen
Zwei Wochen nach dem Saisonstart ist das Coronavirus im Schweizer Eishockey angekommen. Fribourg-Gottéron meldete vier positive Fälle, der HC Lugano einen. Alle Spieler der beiden Mannschaften sowie der Staff mussten sich bis auf Weiteres in Quarantäne begeben.
Auch im Handball kam es am Mittwoch zu zwei kurzfristigen Spielabsagen. Wegen eines positiven Corona-Tests bei einem NLA-Spieler wurden die Achtelfinal-Partien zwischen dem BSV Bern und GC Amicitia Zürich sowie Stäfa gegen Endingen verschoben.
Besuchsverbot im Altersheim
Im Altersheim Blumenrain in Zollikon ZH gilt bis zum 19. Oktober ein Besuchsverbot, weil zwei Angehörige der Küchenbrigade positiv auf Corona getestet wurden. Auch das St.Galler Asylzentrum Thurhof in Oberbüren mit derzeit 74 Bewohnerinnen und Bewohnern steht unter Quarantäne. Elf Personen wurden positiv auf das Coronavirus getestet.
Aufruf aus dem Spital Schwyz
Das Spital Schwyz rief die lokale Bevölkerung auf, Masken zu tragen und Menschenansammlungen zu meiden. Würden die Coronafallzahlen weiterhin stark ansteigen, könne die wohnortsnahe Behandlung der Patienten nicht mehr sichergestellt werden.
Rekruten dürfen nicht ins Wochenende
Für die letzten beiden Wochen ihrer RS müssen die Rekruten auf den Urlaub verzichten. Die Armee will nicht, dass Infektionen mit dem Coronavirus eingeschleppt werden.
Katalonien verfügt Schliessung von Bars und Restaurants
Nicht besser sieht es im Ausland aus. So hat die spanische Region Katalonien mit der Touristenmetropole Barcelona zur Eindämmung wieder stark steigender Corona-Infektionen die Schliessung aller Bars und Restaurants angeordnet. Die Anweisung gelte zunächst für 15 Tage und trete am Freitag in Kraft, sagte die regionale Gesundheitsministerin Alba Vergés am Mittwoch. Nach den jüngsten Zahlen des spanischen Gesundheitsministeriums in Madrid wurden binnen der vergangenen sieben Tage in Katalonien fast 11’000 Neuinfektionen registriert. In den Wochen zuvor waren es jeweils etwa 7000. Gerechnet auf 100’000 Einwohner lag der Wert der Neuinfektionen binnen sieben Tagen bei gut 142. Zum Vergleich dazu die Schweiz: 176.6.
Niederlande im ‹Teil-Lockdown›
Derweil haben die Niederlande haben die Corona-Massnahmen drastisch verschärft. Ministerpräsident Mark Rutte kündigte am Dienstag in Den Haag einen «Teil-Lockdown» an. Kneipen, Cafés und Restaurants werden geschlossen, und der Verkauf von Alkohol wird ab 20 Uhr verboten. Ausserdem dürfen die Bürger nur noch maximal drei Gäste pro Tag in ihren Wohnungen empfangen und sollen Bus und Bahn nur noch in dringenden Fällen nutzen. Premier Rutte kündigte auch eine allgemeine Maskenpflicht an für alle öffentlichen Räume wie Geschäfte, Museen oder Bibliotheken, bisher war dies nur eine dringende Empfehlung.
Kroatien und Slowenien verzeichnen Corona-Rekorde
Die EU-Länder Kroatien und Slowenien verzeichneten am Mittwoch jeweils Rekordwerte an neuen Infektionen mit dem Coronavirus. In den vergangenen 24 Stunden sei in Kroatien bei 748 Menschen Sars-CoV-2 nachgewiesen worden, teilte der Krisenstab in der Hauptstadt Zagreb mit. Die bisher höchste Zahl von 542 Neuinfizierten war im 4,2-Millionen-Einwohner-Land am 8. Oktober registriert worden. Im benachbarten Slowenien, einem Land mit 2,1 Millionen Einwohnern, meldeten die Behörden am Mittwoch 707 Neuansteckungen mit dem Coronavirus. (awp/mc/pg)