Relevanz des Journalismus durch Medienkompetenz stärken

Relevanz des Journalismus durch Medienkompetenz stärken
Nicht nur die klassischen Medien, sondern auch der klassische Journalismus steht unter Druck. (Photo by Waldemar Brandt on Unsplash)

Biel – Der Journalismus ist in einem grundlegenden Transformationsprozess. Dieser ist im wesentlichen von der Digitalisierung getrieben. Um die Medien vor einem Relevanz- und Glaubwürdigkeitsverlust zu schützen, setzt die Branche auf eine stärkere Medienkompetenz.

Das schliesst die Eidgenössische Medienkommission (Emek) aus Branchengesprächen, wie sie am Montag mitteilte. Die Herausforderungen durch Digitalisierung und Künstliche Intelligenz (KI) seien gross und müssten öffentlich diskutiert werden.

Die Digitalisierung und neue Technologien sieht die Branche als treibende Kraft für die Zukunft des Journalismus – mit noch offenem Ausgang. Die Vor- und Nachteile der Künstlichen Intelligenz gewichteten die Branchenvertreterinnen und -vertreter unterschiedlich.

Zweischneidige Künstliche Intelligenz
Den KI-Einsatz sahen sie einerseits als gewinnbringendes Instrument. KI kann demnach zu einer Optimierung des Outputs, Effizienzsteigerung und einer verbesserten Personalisierung bei der Verbreitung von Inhalten führen. Anderseits machten die Branchenvertreter auf die Gefahr der Manipulation und damit einer Schwächung des Qualitätsjournalismus aufmerksam.

Als interessant bezeichnete die Emek das Argument, dass durch die Existenz der generativen KI die Empathie der Journalistinnen und Journalisten als Menschen mit Emotionen und Einfühlungsvermögen an Gewicht gewinnt.

Über die Frage eines Relevanzverlusts waren die Branchenvertreterinnen und -vertreter in den Gesprächen mit der Emek uneins. Auf der einen Seite sorgte man sich um den Vertrauensverlust durch Desinformationen, Deep Fakes oder die Vermischung von Journalismus und Werbung. Zudem ist der Blick in die Zukunft wegen des Finanzdrucks düster.

Krisen als Impuls für Qualitätsmedien
Die andere Seite erklärte, gerade in Zeiten grosser Unsicherheiten und Krisen würden «traditionelle Medien» Vertrauen geniessen. Damit sei auch deren Relevanz entsprechend hoch.

Allgemein zeigte sich gemäss der Emek, dass Vertrauen, Mediennutzung und Relevanz voneinander abhängig sind. Ein Vertrauensverlust zieht weniger Nutzung nach sich, was wiederum die Relevanz eines Mediums oder des Journalismus allgemein reduziert.

Möglichkeiten für eine Stärkung der Relevanz sahen die Gesprächsteilnehmer namentlich in einer höheren Medienkompetenz. Aufklärung darüber, wie Journalismus funktioniert, eine an die Digitalisierung angepasste Journalistenausbildung und die Stärkung des Lokaljournalismus nannten sie hier als Pfeiler.

Diskussion über Wert der Medien
Zudem brauche der Journalismus mehr gesellschaftliche Anerkennung. Dies sahen einige Teilnehmer auch als Aufgabe der Politik, denn Journalismus sei für eine Demokratie notwendig. Der öffentliche Diskurs über Aufgabe, Wert, Finanzierung und Relevanz der Medien sei wichtig.

Darüber hinaus bezeichneten viele Medienschaffende ihr eigenes Publikum als zentrales Element gegen den Relevanzverlust. Dank digitaler Nutzungsdaten sind die Kenntnisse über das Publikum hoch. Allerdings zeigten sich die Gesprächsteilnehmer gegenüber einer stärkeren Beteiligung der Nutzerinnen und Nutzer an der journalistischen Produktion skeptisch. (awp/mc/ps)

Emek

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