Repower-CEO Kurt Bobst. (Foto: Repower)
Poschiavo – Das Bündner Energieunternehmen Repower hat im zurückliegenden Geschäftsjahr angesichts markant tieferer Strompreise wieder einen Verlust erlitten. Erneut mussten für Langfristverträge Rückstellungen vorgenommen werden. Die Aktionäre sollen infolgedessen in diesem Jahr auf eine Dividende verzichten. Mittelfristig zeichnet sich keine Erholung am Grosshandelsmarkt ab. Von der Frankenstärke ist der Stromproduzent Repower mit einem hohen Umsatzanteil im Ausland besonders betroffen.
2014 lag das Stromgeschäft mengenmässig mit 17,423 Terawattstunden leicht über dem Wert des Vorjahres, sowohl im Handel (+4%) als auch in Versorgung und Vertrieb (+1%) wurde mehr abgesetzt. Die wegen guten Wasserverhältnissen und hoher Verfügbarkeit der Anlagen um 8% höhere Eigenproduktion aus den Wasserkraftwerken von Repower habe einen neuen Rekord erreicht, teilte der Konzern am Dienstag mit.
Die Energie aus Beteiligungen lag indes 25% über den – allerdings wegen Revisionen geringeren – Vorjahreswerten. Dieser Strom aus einheimischer Wasserkraft könne aufgrund der derzeitigen massiven Marktverzerrung aber nicht mehr kostendeckend abgesetzt werden, so Repower.
Der Gasabsatz konnte schliesslich um 41% erhöht werden: Der Vertrieb an Endkunden wurde um 7% auf 223 Mio Kubikmeter und der Handel um 47% auf 1,9 Mrd Kubikmeter gesteigert. Das Gasgeschäft erhalte bei Repower Italien wachsenden Stellenwert, hiess es.
Reinverlust von 33 Mio CHF
Auf Gruppenebene sank die Gesamtleistung 2014 um 4% auf 2,3 Mrd CHF. Nach Abschreibungen und Wertminderungen in Höhe von 51 Mio CHF resultierte ein EBIT von 26 Mio, nach -150 Mio im Vorjahr. Um Sonderbelastungen bereinigt resultierte ein EBIT von 39 Mio, nach 74 Mio 2013. Ausserordentlich fielen Rückstellungen für Langfristverträge im Betrag von rund 6 Mio CHF an; weiter belasteten Währungs-Umrechnungsdifferenzen in der Höhe 8 Mio CHF sowie kleinere negative Sondereffekte von insgesamt rund 4 Mio. 2013 beliefen sich die Wertberichtigungen auf 232 Mio.
Unter dem Strich blieb im vergangenen Jahr ein Minus von 33 Mio CHF nach einem Reinverlust von 152 Mio CHF im Vorjahr. Der Verwaltungsrat habe beschlossen, der Generalversammlung zu beantragen, auf eine Dividende zu verzichten – nach 2 CHF je Aktie im Vorjahr, hiess es.
Gegenüber dem Vorjahr seien die Strompreise ebenso wie die Preise anderer Commodities (Öl, Kohle, Gas) auf den Energiemärkten erneut markant gesunken, so Repower weiter. Zudem zeichne sich ab, dass sich diese Preise zumindest mittelfristig nicht erholen werden. Verschärft werde dies durch die anhaltende Euroschwäche: Schwankende Wechselkurse auf ohnehin tiefem Niveau hätten spürbare Auswirkungen, und durch den Wegfall des EUR/CHF-Mindestkurses dürften sich die Herausforderungen in dieser Hinsicht in Zukunft noch deutlich akzentuieren, so Repower.
Ausstieg aus Deutschland steht an
Die Substanz der Schweizer Wasserkraft sei in Gefahr, schreibt Repower am Dienstag. Das Unternehmen sieht dennoch positive Signale, dass die Politik punktuell dazu bereit sei, die Rahmenbedingungen so zu verbessern, dass die Wasserkraft ihre Rolle behalten könne.
Für das laufende Jahr stellt Repower ein operatives Ergebnis unter dem bereinigten operativen Ergebnis des Vorjahres in Aussicht. Bestehende Produktionsanlagen würden weiterhin laufend auf deren Rentabilität überprüft. Zudem würden zusätzliche strukturelle Optimierungen zur Effizienzsteigerung geprüft sowie die Weiterentwicklung der Gruppe mit einer Verstärkung der Dienstleistungsangebote weiter forciert: so etwa schrittweise neue Komponenten im Bereich New Tech Business oder ergänzende Tätigkeit für Dritte.
Die Repower-Strategie setzt in Zukunft auf die drei Schlüsselmärkte Schweiz, Italien und Rumänien. 2014 sei der Ausstieg aus dem Vertriebsgeschäft in Deutschland vorbereitet worden. Das seit 2013 laufende Effizienzsteigerungsprogramm ergab 2014 zudem Einsparungen im Betrag von rund 17 Mio CHF; 2015 werden Effekte im Betrag von über 20 Mio erwartet. In den nächsten Jahren will Repower sich schwergewichtig auf Erneuerungen bestehender Anlagen sowie die Realisierung von Projekten konzentrieren, die gefördert werden. (awp/mc/upd/ps)