Lufthansa baut wegen Corona ab – Flottenanpassung auch bei Swiss
Frankfurt am Main – Die Lufthansa-Gruppe hat nach dem Nachfrageeinbruch durch die Covid-19-Pandemie ein Restrukturierungspaket beschlossen. Auch für die Zeit nach der Coronakrise erwartet die Airline eine deutlich tiefere Nachfrage. Das hat auch Folgen für die Tochtergesellschaft Swiss.
Wie viele Arbeitsplätze insgesamt auf dem Spiel stehen, bezifferte der Konzern in der Mitteilung vom Dienstag nicht. Die Restrukturierung betrifft laut den Angaben aber alle Gruppengesellschaften. Der Flugbetrieb der Kölner Tochter Germanwings, die ihre Flüge zuletzt nur noch im Auftrag der Konzernschwester Eurowings abgewickelt hatte, werde zum Beispiel gar nicht mehr aufgenommen.
Swiss verzögert Beschaffung
Bei der Swiss werde die Flottengrösse durch die verzögerte Auslieferung von bestellten Kurz- und Mittelstreckenflugzeugen angepasst, hiess es. Zudem werde die vorgezogene Ausmusterung älterer Flugzeuge geprüft.
Um wie viele Bestellungen und Flugzeuge es sich potenziell handelt und wie viele Stellen betroffen sein könnten, liess eine Swiss-Sprecherin auf Anfrage der Nachrichtenagentur AWP offen. Zum jetzigen Zeitpunkt könnten keine näheren Angaben gemacht werden.
Sechs A380 bleiben am Boden
Konkrete Angaben wurden zur gesamten Lufthansa-Flotte gemacht. Insgesamt sollen rund zehn Prozent der zuletzt gut 760 Flugzeuge dauerhaft aus dem Verkehr gezogen werden.
Im einzelnen werden bei der Lufthansa 18 Langstreckenflugzeuge, darunter sechs Grossflugzeuge vom Typ Airbus A380, stillgelegt. Diese hätten sowieso an Airbus zurückverkauft werden sollen. Insgesamt hatte die Gruppe 14 Exemplare des grössten Passagierflugzeugs der Welt im Einsatz.
Auch elf A320-Kurzstreckenflugzeuge stösst die Lufthansa ab. Mit diesem Schritt reduziere Lufthansa ihre Kapazitäten an ihren Drehkreuzen Frankfurt und München, so die Mitteilung. Damit treffen die Einschnitte auch die beiden grossen deutschen Flughäfen spürbar.
Eurowings muss zehn Kurzstreckenflieger ausflotten
Die Regionalfluglinie Lufthansa Cityline werde drei Maschinen aus dem Betrieb nehmen. Die Billigtochter Eurowings müsse zehn Kurzstreckenflieger ausflotten. Auch das Eurowings-Langstreckengeschäft soll schrumpfen.
Der radikale Einschnitt der Lufthansa trifft auch alle kleineren Gesellschaften, die für sie im Einsatz sind: Die Lufthansa habe fast alle Wetlease-Vereinbarungen mit anderen Fluggesellschaften gekündigt, bei denen sie deren Flugzeuge samt Crew für sich einsetze. Es handle sich um rund 30 Maschinen, die für die Lufthansa-Gruppe unterwegs waren.
Die bereits begonnenen Restrukturierungsprogramme bei Austrian Airlines und Brussels Airlines werden durch die Coronakrise nochmals verschärft, wie es weiter hiess.
Beschränkungen dauern Monate
Es werde Monate dauern, bis die globalen Reisebeschränkungen vollständig aufgehoben sind und Jahre, bis die weltweite Nachfrage nach Flugreisen wieder dem Vorkrisen-Niveau entspricht, begründete die Lufthansa den Abbau.
Für alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die von dem Restrukturierungspaket betroffen sind, gelte weiter das Ziel, möglichst vielen eine Weiterbeschäftigung innerhalb der Gruppe zu bieten, hiess es weiter. Mit den Sozialpartnern sollen zügig Gespräche vereinbart werden, um unter anderem über neue Beschäftigungsmodelle zur Sicherung von möglichst vielen Arbeitsplätzen zu sprechen. (awp/mc/pg)