Retail Outlook 2020: Pop-ups – ein Allheilmittel für den Detailhandel?
Zürich – Die Credit Suisse hat heute die jährlich erscheinende Studie «Retail Outlook» in Zusammenarbeit mit dem Beratungsunternehmen Fuhrer & Hotz veröffentlicht. Die nominalen Umsätze des Schweizer Detailhandels stagnierten 2019. Schwächen im globalen verarbeitenden Gewerbe und ein starker Schweizer Franken dürften auch 2020 ein dynamisches Wachstum erschweren. Das Bevölkerungswachstum in der Schweiz sowie eine leichte Zunahme der Kaufkraft, die durch den ungewöhnlich geringen Anstieg der Krankenkassenprämien begünstigt wird, dürften die nominalen Detailhandelsumsätze jedoch stützen und ihnen zu einem leichten Zuwachs verhelfen. Der Retail Outlook 2020 zeigt dabei auf, welche Folgemieter durch den Strukturwandel bedingte Leerflächen übernehmen und stellt mit «Flexible Retail» ein Konzept vor, das Abhilfe für den Detailhandel leisten könnte.
Die Analyse der Ökonomen der Credit Suisse zeigt, dass die nominalen Umsätze des Schweizer Detailhandels 2019 stagnierten. Die Kaufkraft verharrte etwa auf dem Vorjahresniveau. Einzig das Bevölkerungswachstum stützte den stationären Detailhandel 2019 gegen die zunehmende Konkurrenz aus dem Online-Handel und die erhöhte Attraktivität des Einkaufstourismus. Das Segment Bekleidung und Schuhe litt weiterhin unter dem Strukturwandel und war im Non-Food-Bereich für den insgesamt leichten Rückgang verantwortlich (- 0,3 %). Food und Near-Food hingegen konnten im Vorjahresvergleich ein leichtes Umsatzplus verzeichnen (0,5 %).
Strukturwandel trägt zur Senkung der Aufenthaltsqualität bei
Von dem Strukturwandel sind neben dem stationären Verkauf auch Immobilienanbieter betroffen, welche die sinkende Nachfrage nach Verkaufsstellen zu spüren bekommen. Zudem werden Dörfer und Städte mit leerstehenden Ladenflächen in den Ortszentren konfrontiert. Es droht ein Teufelskreis, in dem Leerstände und die abnehmende Versorgungsdichte zu rückläufigen Frequenzen führen, bestehende Verkaufsstellen Umsatzrückgänge hinnehmen müssen und Leerflächen noch schwieriger zu vermieten sind. Schlussendlich führen weniger stationäre Geschäfte und leerstehende Flächen zu einer Senkung der Aufenthaltsqualität in den betroffenen Ortszentren.
Verkaufsflächen werden flexibler und Pop-ups erhalten Auftrieb
Um dem entgegen zu wirken, findet vermehrt eine Umnutzung statt. Lediglich 20 % der ausgeschriebenen Retail-Flächen bei Mischnutzung werden erneut an Detailhändler vermietet. Stattdessen ziehen vor allem Restaurants, aber auch Friseure, Kosmetiksalons oder Büronutzende ein. Flexible und innovative Verkaufsflächenformen könnten gemäss den Ökonomen der Credit Suisse in Zukunft wieder vermehrt Retailer anlocken. In den letzten Jahren hat sich die Inserierung von flexiblen Verkaufsflächen denn auch mehr als verdoppelt. Gemäss der Expertenumfrage von Fuhrer & Hotz besteht auch auf der Nachfrageseite der Wunsch nach einer Flexibilisierung der Schweizer Retail-Flächen in Bezug auf Mietkonditionen, Infrastruktur oder sonstige Kriterien wie gesetzliche Rahmenbedingungen beispielsweise für die Anpassung der erlaubten Öffnungszeiten. Pop-up-Konzepte sind eine Form flexibler Mietkonditionen. Sie dienen dem Testen neuer Geschäftskonzepte unter realen und zeitlich beschränkten Verkaufsbedingungen, der Erweiterung des Point-of-Sale-Marketings oder der Zwischennutzung respektive Überbrückung zwischen zwei Mietverträgen. Indessen liegt das Potenzial von Pop-ups gemäss Umfrage und Analyse inserierter Verkaufsflächen vor allem an Standorten mit hoher Kundenfrequenz. Insofern gelten sie nicht als Allheilmittel gegen den Strukturwandel in der Detailhandelsbranche.
Digitale Instore-Medien für reibungs- und kassenloses Einkaufen
Nebst den Immobilienanbietern müssen auch Detailhändler Flexibilität beweisen. Für stationäre Anbieter ist die Digitalisierung am Point-of-Sale ein zentrales Thema. Besonders im Fokus steht dabei die Abwicklung des Bezahlvorgangs. Während Selbstbedienungskassen seitens Konsumenten und Experten als Selbstverständlichkeit angesehen werden, zeigt die Omni-Channel-Umfrage von Fuhrer & Hotz, dass andere digitale Instore-Kommunikationsformate, welche auf die Customer Journey des Kunden abgestimmt sein sollten, ebenfalls Potenzial aufweisen. Da die Konsumenten der Generationen Y und Z markant mehr Interesse an neuen Self-Service-Technologie-Optionen zeigen als diejenige der Babyboomer, kann man davon ausgehen, dass die Bestrebungen seitens der Detailhändler, neue Formate auszuprobieren, weiter intensiviert werden.
Ausblick 2020: Bevölkerungswachstum und Kaufkraft als Treiber
Schwächen im globalen verarbeitenden Gewerbe und ein starker Schweizer Franken dürften laut den Ökonomen 2020 ein dynamisches Wachstum erschweren. Das Bevölkerungswachstum in der Schweiz (Prognose: 0,9 %) sowie eine leichte Zunahme der Kaufkraft, die durch den ungewöhnlich geringen Anstieg der Krankenkassenprämien begünstigt wird, dürften die nominalen Detailhandelsumsätze jedoch stützen und ihnen zu einem leichten Zuwachs (Prognose: 0,4 %) verhelfen. Diese Beurteilung deckt sich weitgehend mit der Einschätzung der von Fuhrer & Hotz befragten Unternehmen: 70 % rechnen 2020 mit einer grösstenteils moderaten Umsatzsteigerung, was hauptsächlich auf die erwartete positive Entwicklung der Online-Umsätze zurückzuführen ist. (Credit Suisse/mc/ps)
Die Publikation «Retail Outlook 2020 – «Flexible Retail» auf dem Vormarsch» finden Sie im Internet in Deutsch und Französisch: www.credit-suisse.com/de/retailoutlook